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1. February 2002, 01:56   #1
Akareyon
 
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Religion und Weltanschauung



Dieses Bild (aus einem anderen Thread) hat mich an etwas erinnert: und zwar an ein Lied der Gruppe Theatre Of Tragedy, in dem ein Dialog aus "The Red Mask", einem Film mit Vincent Price, vorkommt. In dem Film spielt Price einen fiesen Schloßherrn und stellt eine junge Frau zur Rede.

"That cross you wear around your neck, is it just a decoration or are you a true christian believer?"
"Yes, I believe, truly."
"Then I want you to remove it at once, and never to wear it within this castle again!"
"You have me take off my cross because it offended..."
"...offended noone. No, I just thought it to be discourteous to wear it as a symbol of a deity long since dead. Do you know how a falcon is trained, my dear? ..."

(Nur mal schnelle Übersetzung: es geht darum, ob die Frau das Kreuz tragen darf, wo es doch Symbol einer längst toten Gottheit sei)

Meine Frage stelle ich mal so wie Goethes Gretchen ihren Faust: "Doch sprich, wie hältst du es mit Gott?"
Zählt ihr euch einer Religion oder sonstigen philosophischen, instutionalisierten Weltanschuung zugehörig? Seid ihr free-style-Christen, überzeugte Atheisten, Buddhisten auf Lebenszeit, bewegt ihr euch auf dem konfuzianischen Tao, seid ihr auf dem Islam-Trip?

Ich bin eigentlich seit meiner Geburt sehr überzeugter und verdammt bibelfester Christ gewesen. Nur kamen mir im letzten Jahr seltsame Zweifel an der Richtigkeit dessen, was ich bis dahin für die Wahrheit gehalten habe und deswegen schwebe ich momentan irgendwo zwischen Agnostizismus und fanatischem Christentum...

Agnostiker deswegen, weil ich nicht glauben KANN, daß das Leben durch eine Verkettung von Zufällen entstanden ist. Ich glaube fest daran, daß es Gott gibt, bzw. einen Gott geben muß, aber ich weiß nicht, ob die Bibel wirklich den richtigen Gott lehrt. Ob er sich überhaupt erkennen läßt.

Fanatisches Christentum: gegen meine bisherige Religion habe ich bisher nicht ein einziges gutes Argument gehabt: in einem Streitgespräch gegen meinen Glauben würde ich wahrscheinlich immer die Oberhand haben, sachliche Gesprächspartner vorausgesetzt. In sich ist der gesamte Glauben nämlich abgeschlossen logisch, alles, jedwedes Phänomen dieses Kosmos läßt sich auf die eine oder andere Weise erklären.
Im Vergleich zu anderen Weltanschauungen schneidet mein Glauben auch nicht unbedingt schlechter ab - logischer ist er allemal. Nur frage ich, ob die Schwächen, die ich darin entdeckt habe, wirklich welche sind oder sich so einfach wegerklären lassen, wie man mir weismachen will.
Wenn ich allerdings bisher auf dem richtigen Weg war, hieße das für mich, den rigoros und an sich "fanatisch" durchzuziehen (keine Angst, mit fanatisch meine ich nicht, Bombengürtel tragend in die nächste in-Disko zu laufen )

Eine Bitte noch: diesen Thread bitte nicht dafür verwenden, eben erwähnte Streitgespräche anzuzetteln, welche Religion die richtige ist. Interessant ist für mich, was ihr glaubt, und warum eigentlich, oder ob euch im Endeffekt egal ist, ob es nach dem Tod weitergeht.


Ich hoffe, ihr versteht mich