Thema: Polit-TV-Tip.
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24. April 2007, 20:58   #9
Ben-99
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... am schönsten fand ich immer noch Herbert Wehners Kosename für ihn: "Riesenstaatsmann Mümmelmann" *g*. Dabei war er mir gar nicht mal so unsympathisch, und ich weiß auch nicht, ob der Schaumschläger Westerwelle wirklich "seriöser" ist. Die FDP war halt schon immer die deutsche Huren-Partei, die jedem den Arsch hinhielt, der den machtgeilen Prozent-Zwergen eine Regierungsmitwirkung versprach.

Das hatte besonders gut der listige Genscher drauf, der es bis heute versteht, sich als glorreicher Außenpolitiker zu präsentieren. Dabei war er vor allem ein ziemlich mieser Intrigant, der zum rechten Zeitpunkt den Bett-Partner wechselte, um mit einem CDU-Kanzler das falsche Liebesspiel fortzusetzen. Wirklich positiv sind mir nur ganz wenige FDP-Politiker in Erinnerung: Burkhard Hirsch zum Beispiel, aber auch Klaus Kinkel und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger gehören dazu. Und auch den früheren Innenminister Gerhard Baum hätte ich jederzeit mit Kußhand gegen solche schrecklichen Gestalten wie Schily und Schäuble ausgetauscht.

Jürgen W. Möllemann besaß dagegen nie wirklich Format, verstand es aber prächtig, immer wieder ein wenig Pep in die oft dröge Politik zu bringen, wobei er sich geschmeidig wie kein anderer Rückgratsloser nach allen potentiellen Wählern verrenken konnte. Dabei haben ihn die Linken nie wirklich ernstgenommen, auch wenn er demonstrativ zu Arafat auf Schmusekurs ging. Die Rechten aber auch nicht. Denn seine selbstbezahlte, ziemlich peinliche Anti-Scharon/Friedman-Broschüre war doch eher eine Lachnummer - aber natürlich auch ein gefundenes Fressen für alle Berufs-Semiten wie H.M. Broder, die ihn noch heute als einen schlimmen Judenhasser darstellen, was Möllemann nun ganz bestimmt nicht war.

Er war vor allem ein egozentrischer Wichtigtuer, ein Großmaul und eitler Selbstdarsteller, der nie wirklich Neues oder Substanzielles zu verkünden hatte, es aber doch immer wieder schaffte, sich wohlfeil mit irgendwelchen Luftblasen in die Nachrichtensendungen zu blubbern. Dafür hatte er Talent. So gesehen paßt es eigentlich gar nicht zu ihm, daß er sich ohne eine letzte schwulstige Abrechnung mit der ganzen Welt in Form eines theatralischen Abschiedsbriefes aus dem Staub gemacht hat.

Das fand sogar sein engster Freund, Schleswig-Holsteins FDP-Chef Wolfgang Kubicki, der in der TV-Dokumentation ausführlich zu Wort kommen durfte, moralisch auch nicht gerade prickelnd, zumal der Sturzflieger auch seine Ehefrau ziemlich ratlos zurückließ, da ihm sogar seine Familie offenbar scheißegal war. Denn sonst hätte er vor dem finalen Sprung wenigstens seinen engsten Vertrauten ein paar Zeilen hinterlassen. Allerdings ist der aalglatte Kubicki, der derzeit übrigens den korrupten VW-Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer mit der Vorliebe für brasilianische Edelnutten als Rechtsbeistand vertritt, selbst auch ein ziemlich windiger Zeitgenosse, der auch schon mal seiner eigenen Partei ein Anwalts-Honorar in Millionen-Höhe für eine nachweislich miserable Beratung zustellt und die Kohle gerichtlich einklagt.

Aber so sind sie nun mal die feinen Politiker der FDP, die es mit Frechheit, Bauernschläue und manchmal auch krimineller Energie (wie der vorbestrafte Trickbetrüger und ehemalige Minister und FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff) aber immer wieder verstehen, das Wahlvolk regelmäßig zu verdummen, um die 5%-Hürde zu überwinden, damit sie dann als Koalitionspartner durch eine Mischung aus schleimiger Unterwürfigkeit und eiskalter Erpressung irgendwann erneut mitregieren und wieder wichtige Ministerposten besetzen dürfen.

Gruß Ben