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27. December 2005, 13:57   #5
tw_24
 
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Es gibt in Deutschland die öffentlich-rechtlichen Sender, die im Grunde für eine radio-/tv-mediale Rundumversorgung zuständig sind. Dafür macht sich in Deutschland auch jeder strafbar, der sich irgend ein Empfangsgerät kauft, aber keine Zwangsgebühr an die GEZ entrichtet, selbst wenn er das Gerät irgendwo in seiner Verpackung herumstehen läßt.

In den Staaten wäre eine solche Konstruktion schlicht undenkbar, was zwar einerseits in der Tat den Warencharakter von Radio- oder TV-Programmen systematisch betont, doch andererseits sorgt es zugleich auch für ein viel breiteres Angebot an Programmen. Wer will, kann sich rund um die Uhr von Gott erzählen lassen, aber ein Staats-TV gibt es eben auch nicht.

Hierzulande hingegen wird den öffentlich-rechtlichen Sendern durch Aufsichtsgremien, in denen Parteien herumsitzen, aber auch Kirchen und andere Abergläubige, ein Programm verpaßt, das weichsgespült und daher unzumutbar ist - politische Talkshows etwa, in denen wirklich polarisiert wird, gibt es seit dem Rauswurf Michel Friedmans nicht mehr.

Letzterer ist nun bei einem Privat-Sender gelandet und läuft nur noch selten zu Hochform auf, was aber wohl auch an seinen Gästen liegt, die eben auch kaum mehr ein Profil haben. Wie auch immer, hierzulande kann man sich aufregen darüber, daß die richtigen Aufreger fehlen, in den USA sind es tatsächlich Meinungen, die für Aufregung - Zustimmung wie Ablehnung - sorgen.

"Amerikanische Zustände" wären angebotsmäßig durchaus wünschenswert, die lieben Konsumenten müßten sich eben bewußt ein Programm zusammenstellen, das ihren Ansprüchen entspricht, was natürlich mit Verantwortung verbunden ist, was aber doch auch auf dem Zeitungsmarkt ganz gut ohne öffentlich-rechtliches Blatt geht oder im InterNet ohne ein zwangsgebührenfinanziertes Rundumangebot.

Und wer da eben Qualität - wie auch immer definiert - will, muß dafür zahlen oder mit Sponsoren leben, dafür entfiele umgekehrt aber der GEZ-Moloch und die öffentlich-rechtliche Bürokratie, die zum Jahreswechsel mal wieder richtig zeigt, was sie sich unter Abwechslung und Qualität vorstellt. "Amerikanische Zustände" sind da wahrlich alles andere als eine Schreckensvorstellung.

Gibt es aber noch die öffentlich-rechtlichen Sender, spricht auch nichts gegen die Pläne, die Springer hegt, zumal das Unternehmen ja schon jetzt an ProSiebenSat1 beteiligt ist und mit Bertelsmann auch noch weitere private Konkurrenz existiert. Und solange beispielsweise das öffentlich-rechtliche Boulevard sich bei den gleichen Agenturen bedient wie BILD oder eben die privaten Sender, kann BILD-TV doch keine Gefahr sein, jedenfalls keine, die erst droht.

MfG
tw_24