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3. September 2007, 17:20   #3
Ben-99
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... wie sollte man denn das Problem lösen? Sollte man eine Art Tabelle erstellen, die den Grad der Abweichung aller Staaten auf der Welt von der Norm auflistet? Und wer definiert überhaupt, was ein "normales" ordentliches Land ist? Etwa wieder mal die Staaten des christlichen Europa und natürlich die USA, angeblich das Maß aller Dinge in Sachen Menschenrechte und Völkerverständigung? Das hätten wohl viele Heuchler gern, die stets mit dem Finger auf andere, angeblich "rückständige" Staaten zeigen, sich aber gern mit einem Kriegsverbrecher und Folter-KZ-Betreiber bei einem launigen Grill-Abend in MeckPom fotografieren lassen.

Mir geht diese einseitige China-Kritik, wie sie zur Zeit auch bei vielen nervigen Bloggern, die sich ihren Lesern als selbsternannte Rächer der Enterbten anbiedern, immer mehr auf die Eier. Denn China ist nun mal nicht irgendein Staat unter vielen, sondern der bevölkerungsreichste und möglicherweise bald auch schon mächtigste Staat der Welt - wenn Japan es zuläßt. Beides Länder, in denen es schon "Kultur" gab, als die Menschen in Europa noch wie halbe Tiere vegetierten, und erst recht lange bevor auch die USA nach Erfindung des Dosenöffners endlich zu einem Kultur-Land wurden.

Ja, wie hätten wir's denn gern? Sollte es künftig für jeden Kulturkreis eigene Olympische Spiele geben, damit alle Völker der Erde zufrieden sind? Ich freue mich dann schon auf die nächsten mit viel Pomp ausgerichteten Spiele in Saudi-Arabien, wo ein US-Präsident auf einem der Ehren-Plätze im Stadion sitzt, um gleichzeitig der Siegerehrung einer verschleierten Hammerwerferin zuzuschauen, während ein paar Meter weiter der unterlegene Weitspringer zur Strafe gleich an Ort und Stelle ausgepeitscht wird. Und wem die offiziellen muslimischen Olympischen Spiele nicht gefallen, kann ja wieder zu den christlichen zappen oder den Kanal einschalten, wo die Spiele der Sportler aus dem Reich der Mitte übertragen werden. Langweilig wird es sicher nicht werden.

Nur, frage ich mich: Was soll das? Seit wann dürfen nur europäisch geprägte Länder die Olympischen Spiele ausrichten - womöglich noch mit dem Segen der USA? Und was China betrifft: Es geht nicht darum, ob das Land schon jetzt "unseren" Standard erreicht hat, was Demokratie und Wahrung der Menschenrechte betrifft, sondern daß wir bitteschön zur Kenntnis nehmen, daß sich China schon seit Jahren kontinuierlich gegenüber dem Westen öffnet, was wir anerkennen und dabei auch Geduld zeigen sollten. Denn wie es im ach so "freien" und "demokratischen" Amerika noch vor gerade einmal 50 Jahren aussah, konnten wir ja alle zum Beispiel gestern in diesem Beitrag lesen:

1957: Rassenkonflikte in Little Rock, Arkansas

Also haben wir auch kein Recht, ein Land wie China zu verurteilen, nur weil uns der dortige Demokratisierungsprozeß, der sich unter sehr viel schwierigeren Bedingungen vollzieht, zu langsam vonstatten geht.

Gruß Ben