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9. December 2001, 18:58   #5
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Ein echter Binnenmarkt: Ohne eine einheitliche Währung kann es keinen wirklich gemeinsamen Markt geben. Der Europäische Binnenmarkt bleibt ein Torso. Es hat bisher noch nie einen großen Binnenmarkt gegeben, in dem mehrere Währungen nebeneinander bestanden und frei schwankten. Trotz der großen Unterschiede in ihrer wirtschaftlichen und sozialen Struktur haben deshalb die fünfzig Staaten der USA seit dem vorigen Jahrhundert eine Währungsunion mit dem Dollar als einzigem gesetzlichen Zahlungsmittel. In Deutschland wurde nach der Reichsgründung durch Bismarck 1871 trotz des unterschiedlichen Entwicklungsstandes der verschiedenen Fürstentümer, Königreiche und Stadtstaaten die Reichsmark als gemeinsame Währung eingeführt. In der Bundesrepublik haben die 16 Bundesländer trotz ihrer zum Teil gravierenden Entwicklugsunterschiede die D-Mark als gemeinsame Währung. Selbst die stark gestiegene öffentliche Verschuldung in Deutschland hat die Stabilität der Mark nicht erschüttert.

Sicherung der Exportmärkte: Die wichtigsten Absatzmärkte - und umgekehrt die bedeutendsten Lieferanten - der deutschen Wirtschaft sind die EU-Länder. Kein anderer Markt auf der Welt hat für uns auch nur annähernd die gleiche Bedeutung: Fast die Hälfte der deutschen Exporte (57 Prozent im Jahr 1996) wird von den europäischen Partnerländern abgenommen (siehe Graphik). Deshalb ist es von vitalem Interesse für Deutschland, diesen Handel vor währungspolitischen Störungen so weit wie möglich zu schützen. Dies gilt insbesondere für Frankreich, unseren mit Abstand wichtigsten Handels- und Kooperationspartner. Millionen von Arbeitsplätzen in der Bundesrepublik sind von einem ungestörten Wirtschaftsverkehr innerhalb der EU abhängig. Da umgekehrt auch fast der gleiche Anteil unserer Einfuhren aus dem Gemeinsamen Markt kommt, ist er auch für die Versorgungssicherheit von entscheidender Bedeutung. Durch die EWU kann unsere gemeinsame Existenzbasis vor Störungen durch Währungsunruhen, starke Auf- oder Abwertungen besser geschützt werden. Der Börsencrash in Hongong im Oktober 1997 hat gezeigt, wie rasch derartige Störungen heute weltweit die Märkte erschüttern. Zumindest im Bereich der Währung kann eine solche Krise nach 1999 die Zusammenarbeit in Europa nicht mehr gefährden.

Aufwertung der D-Mark: Isolierte Aufwertungen der D-Mark als Folge von Währungsunruhen gibt es nicht mehr. Der große Binnenmarkt mit einheitlicher Währung schützt die deutsche Wirtschaft vor solchen einseitigen Belastungen, die in der Vergangenheit immer wieder viele Arbeitsplätze gekostet haben.

Großer Kapitalmarkt: Den industriellen Unternehmen sowie den Versicherungen und Banken steht ein viel größerer und ergiebigerer Kapitalmarkt zur Verfügung. Sie können zu günstigeren Bedingungen Geld für Investitionen beschaffen.

Chancen für Anleger: Private und institutionelle Anleger (Fonds) können sich am gesamten europäischen Markt engagieren, an den Börsen in Frankfurt, Paris, Amsterdam oder Wien Aktien oder festverzinsliche Wertpapiere erwerben ohne das Wechselkursrisiko fürchten zu müssen.

Wettbewerbsnachteile: Die deutsche Wirtschaft hat als Folge unkalkulierbarer, durch weltweite Kapitalbewegungen ausgelöste und damit fundamental nicht gerechtfertigten Aufwertungen immer wieder erhebliche Kostennachteile im Export hinnehmen müssen. Das wird es in Zukunft innerhalb der EWU nicht mehr geben. Damit entfällt auch die dadurch immer wieder ausgelöste Bedrohung für hundertausende von Arbeitsplätzen. Allein die deutsche Automobilindustrie rechnet damit, daß ihr derzeit noch als Folge von Währungsschwankungen beim Absatz ihrer Produkte sowie beim Einkauf von Komponenten jährlich Kosten bzw. Verluste in Höhe von rund vier Milliarden Mark entstehen.

Wechselkursbedingte Kosten: Die in den Partnerländern erzielten Erlöse müssen nicht mehr gegen nationale Währung umgetauscht werden. Das erspart innerhalb der EU "Transaktionskosten", die nach Berechnung der Europäischen Kommission zwischen 40 und 60 Milliarden Mark im Jahr liegen.

Agrarpreise: Die Landwirtschaft verkauft ihre Produkte seit vielen Jahren auf dem gemeinsamen Agrarmarkt zu - theoretisch - einheitlichen Preisen. In der Praxis wurde das System der gemeinsamen Preispolitik aber immer wieder schwer erschüttert, weil es an den Märkten zu Auf- und Abwertungen der nationalen Währungen kam. Daher mußte ein äußerst komplizierter innereuropäischer Ausgleichsmechanismus entwickelt werden. Dennoch erlitten die deutschen Bauern bei jeder Aufwertung der Mark starke Einkommenseinbußen, die dann zum Teil dem Steuerzahler aufgeladen wurden. Das wird es nach Einführung des Euro als gemeinsamer Währung nicht mehr geben.

Stabiler Binnenmarkt: Ähnlich wie amerikanischen Unternehmen haben die deutschen und die anderen europäischen Unternehmen nach Bildung der Währungsunion einen großen Markt und einheitlichen Währungsraum, der auch dann innere Stabilität garantiert, wenn die gemeinsame Währung durch Auf- oder Abwertungen gegenüber Drittländern ihren Außenwert verändert.

Nur in einem großen Währungsraum kann sich ein einheitlicher und liquider Kapitalmarkt entwickeln, der die zur Finanzierung der Wirtschaft, von Investitionen und Arbeitsplätzen erforderlichen Mittel zu günstigen Bedingungen bereit stellt.
Der Wettbewerb um das knappe Kapital kann sich frei entfalten. Große Investmentgesellschaften können sich an den Börsen der anderen Mitgliedsländer engagieren, ohne daß ihnen Wechselkursrisiken drohen oder sie diese teuer absichern müssen. Das gilt ebenso für private Anleger. Auch den großen Lebensversicherungsgesellschaften bieten sich erweiterte und verbesserte Anlagemöglichkeiten für die ihnen zufließenden Prämienzahlungen. Zudem sparen alle die heute noch hohen Transaktionskosten. Das kommt den Anlegern ebenso wie den Versicherten zu Gute.

Freier Kapitalverkehr: Devisenbeschränkungen und Kapitalverkehrskontrollen, wie sie viele europäische Länder in der Vergangenheit immer wieder praktiziert haben, sind innerhalb der EWU in Zukunft ebenso ausgeschlossen, wie sie es heute innerhalb der einzelnen Staaten sind. Es spielt keine Rolle mehr, ob ein großer oder kleiner Betrag von Hamburg nach München oder nach Paris überwiesen wird. Ein Rückfall in jede Form der Devisenbewirtschaftung ist ausgeschlossen.

Last der Reservewährung entfällt: Für die Mark besteht nicht mehr die Gefahr, daß sie als zweite Reservewährung neben dem Dollar in ähnliche Turbulenzen gerät, wie dies der amerikanischen Währung immer wieder passiert. Diese Last wird in Zukunft auf viel mehr Schultern verteilt. Der Euro wird daher gegenüber dem Dollar stabiler sein, also nicht mehr so stark im Kurs schwanken.

Währungsberuhigte Zone: Selbst die großen Notenbanken in Deutschland, den USA oder Japan haben im Zeitalter der globalen, elektronisch vernetzten Finanzmärkte nicht mehr die Kraft, die weltweiten Geldströme zu steuern und schwere Erschütterungen des Wechselkursgefüges zu verhindern. Schon in den siebziger Jahren, als die Tagesumsätze an den Weltdevisenmärkten bei siebzig Milliarden Dollar lagen, konnten sie mit ihren Interventionen unerwünschte und fundamental nicht gerechtfertige Wechselkursschwankungen nicht verhindern. Mitte der neunziger Jahre hatten die täglichen Devisengeschäfte bereits eine Größenordnung von über tausend Milliarden Dollar. Weit über neunzig Prozent davon hatten spekulativen Charakter, während die einst dominierende Außenhandelsfinanzierung völlig in den Hintergrund gedrängt worden ist. Die Schaffung eines vor Währungsturbulenzen weitgehend geschützen Binnenmarktes wird deshalb immer wichtiger, um für Deutschland und ebenso für Frankreich und die anderen EU-Länder eine "währungsberuhigte Zone" für ihren Binnenhandel zu schaffen.

Touristen und Geschäftsreisende ersparen sich die Mühe und Kosten des Geldwechselns bei Urlaubs- oder Dienstreisen.
Die Verbraucher können auch viel leichter Preise vergleichen und müssen nicht erst lange umrechnen, wenn sie in den Nachbarländern einkaufen, Hotelzimmer bezahlen oder im Restaurant essen: Jeder erkennt auf den ersten Blick, ob das Hemd, die Tasse Kaffee, das Paar Schule billiger oder teurer ist als zu Hause.
T
ouristen müssen nie wieder fürchten, daß sie bei Reisen zwischen den Mitgliedsländern nur begrenzte Beträge bei sich haben oder im Ausland ausgeben dürfen.

Überweisungen von einem Mitgliedsland in ein anderes werden schneller abgewickelt und sind nicht mehr so teuer wie bisher.
Unternehmen können die Zahl ihrer Bankverbindungen in den Partnerländern reduzieren, weil überall mit der gleichen Währung gezahlt wird.

Vertriebsgebiete können innerhalb der EWU ohne Rücksicht auf Währungsgrenzen optimal zugeschnitten werden.

Die Unternehmen erhalten durch den Wegfall von Währungsrisiken eine größere Kalkulationssicherheit.

Unternehmen mit Niederlassungen oder Tochtergesellschaften in anderen Ländern der Währungsunion können mit einem zentralen Rechnungswesen auskommen.