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14. May 2003, 10:44   #1
Eyewitness
 
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Wie einfach heiraten doch sein könnte...

gäbe es da nicht die weltweite Bürokratie.

Ich will Euch mal ein bißchen teilhaben lassen an meinem Leben und beschreibe Euch nun eine bei weitem noch nicht abgeschlossene Episode aus ebensolchem.

Da mich hier ja nicht jeder genau kennt, zuerst mal folgende Infos: Ich bin seit zweieinhalb Jahren mit meiner Freundin zusammen, die aus Bosnien stammt und auch dort wohnt. Wir haben uns vor über drei Jahren über das Internet kennengelernt. Aus notgedrungenerweise nur ein paar Besuchen wurden mehr Besuche und seit Anfang Februar lebt sie durch einen kleinen Trick immer noch bei mir. Zu Sylvester hatte ich um ihre Hand angehalten (in Paris versteht sich ) und seitdem versuchen wir doch recht bald, endlich in den Stand der Ehe zu treten. Dies ist notwendig, da sie ja nur mit Touristenvisum nach Deutschland reisen kann.

Die kleine Kuriosität meiner Freundin: Sie lebt zwar in Bosnien, aber aufgrund des Krieges und der Zugehörigkeit ihres Vaters zu den Kroaten, besitzt sie einen kroatischen Paß, hat aber auch die bosnische Staatsangehörigkeit, besitzt jedoch keinen bosnischen Paß, weil man mit einem bosnischen Paß nirgends ein Touristenvisum bekommt.

Also, zuerst bekamen wir die richtig gute Nachricht: Angeblich sei es in Bosnien möglich, eine Las Vegas Hochzeit durchzuführen. Man braucht nur zwei Pässe und schon bekommt man eine Hochzeitsurkunde. Klang gut, zu gut um wahr zu sein. War denn dann auch nicht wahr.

Also ab zur nächsten Möglichkeit: Heiraten in Deutschland. Und von da an wird's kompliziert: Als erstes mal die ganzen Dokumente besorgen, die nötig werden. Dazu gehört natürlich das Ehefähigkeitszeugnis von beiden Seiten. Kein Problem, Ende Februar war meine Freundin für eine Woche in Bosnien und besorgte die notwendigen Dokumente von den bosnischen Behörden!

Wieder in Deutschland angekommen sind direkt zum Standesamt und was sagt der gute Herr dort? Nein, kann er nicht annehmen, Ehefähigkeitszeugnis und Paß müssen vom selben Land sein. Irgendwie auch logisch, denkt man nur nicht dran....

Also was tun? Kroatisches Ehefähigkeitszeugnis besorgen oder bosnischen Paß besorgen? Es beginnt die Telefonie in den entsprechenden Botschaften. HIer ein Anruf, da ein Anruf und nie geht jemand ran. Wir haben zwei Wochen lang telefoniert, bis wir endlich die entsprechenden Ergebnisse hatten. Es war mittlerweile April. Die Zeit lief davon.

Ergebnis war: Einen bosnischen Paß kann man sich für 120 Euro in der entsprechenden Botschaft innerhalb von drei Tagen machen lassen. Die kroatische Botschaft sagt, für ein kroatisches Ehefähigkeitszeugnis müsse man sich vor Ort in Kroatien registrieren lassen und es dort bekommen. Logisch, was wir als nächstes versucht haben.

Angekommen in Bonn beim bosnischen Konsulat gehen wir direkt zur Sache und werden direkt wieder rausgeschmissen. Obwohl wir alle Dokumente haben (beglaubigte Bestätigung, daß sie Staatsbürgerin in Bosnien ist, Geburtsurkunde, etc.) werden wir mit der Begründung abgewiesen, daß sie keinen Paß dort erhalten kann, weil sie mit einem kroatischen Touristenvisum nach Deutschland eingereist ist. Das hat aber vorher niemand am Telefon gesagt, sondern die haben das Gegenteil gesagt.

Etwas deprimiert machen wir uns auf zur kroatischen Botschaft, nachdem wir ja gelernt haben, daß Telefoninfos nicht wirklich relevant sind. Vielleicht läßt sich dort ja noch was reißen.

Dort angekommen wird uns mitgeteilt, daß meine Freundin eine Vollmacht ausstellen kann für jemanden, der dann vor Ort in Zagreb sämtliche Dokumente besorgt. Glücklicherweise kennen wir jemanden dort. Also wird die Vollmacht ausgestellt und ich bleche dafür 40 Euros. Freude kommt auf.

Nach zwei Wochen kommt dann die Rückmeldung von dem Bekannten aus Zagreb. Nachdem es der Arbeiter in der kroatischen Botschaft geschafft hat, den Namen meiner Freundin falsch zu schreiben, die Adresse falsch zu schreiben und aus mir eine Frau zu machen, stellt der Bekannte vor Ort fest, daß eine Vollmacht nicht ausreicht, sondern weitere Dokumente benötigt werden.

Also ruft meine Freundin dort beim zuständigen Amt an, um festzustellen, daß sie noch eine kroatische Geburtsurkunde bräuchte und für das kroatische Ehefähigkeitszeugnis braucht sie mein deutsches Ehefähigkeitszeugnis. Das Standesamt hier stellt mir aber kein Ehefähigkeitszeugnis ohne das Ehefähigkeitszeugnis meiner Freundin aus. Logik! Es half auch nicht weiter, diesen Mißstand der guten Dame in Zagreb zu erklären.

Deswegen haben wir uns nun entschieden, meine Freundin in den Bus nach Hause zu setzen und sich dort den bosnischen Paß zu besorgen. Kostet wiederum mächtig Geld, aber vielleicht haben wir dann endlich alle Dokumente.

Trotzdem bleibt noch ein Problem. Am Ende des Monats läuft ihr Touristenvisum aus. Wie wir dann weitermachen wollen, wissen wir auch nicht. Es wäre günstig, wenn alle Dokumente da sind und wir damit zumindest die Eheschließung beantragen könnten. Trotzdem müßte dann das Visum verlängert werden.....

Naja, so macht das Leben Spaß, nicht wahr?