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15. October 2007, 13:41   #27
Akareyon
 
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Die Debatte macht lediglich deutlich, daß es mit der sogenannten "Aufarbeitung" des Nazi-Regimes in Deutschland gar nicht so weit her ist, "Der Untergang" und "Mein Führer", dem Holocaust-Mahnmal und allen Geschichtsbüchern zum Trotze.

Wie sonst könnte es sein, daß man sich in öffentlichen Debatten dadurch als angeblicher "Träger rechten Gedankenguts" disqualifizieren kann (auch nach deutlichen Distanzbeteuerungen zu nationalsozialistischem Gedankengut), daß man - mehr oder weniger deutlcih - sagt:

"Nicht alles im Dritten Reich war schlecht!"

Und man muß nichteinmal die Autobahn bemühen, es reicht, zu wissen, daß sowohl die Russen als auch die Amerikaner nach dem Krieg sämtliches Luft- und Raumfahrt-Know-How, -Personal und -Equipment in ihre jeweiligen Länder portiert haben. Hätten sie nicht gemacht, wenn es so furchtbar schlecht wäre, gell?

Ganz abgesehen von all den Industrie-Konzernen, die durch das Regime reich geworden sind und noch heute Rang und Namen haben, weißgewaschen von jeglichen Verstrickungen in die Finanzierung und Unterstützung der NSDAP; und ganz abgesehen von den öffentlichen Ämtern, die nach den Entnazifizierungsbemühungen zu bekleiden die Richter, Bürgermeister, Landesfürsten und Lehrer sich nicht zu edel waren.

Nein, nicht alles war schlecht. Die öffentliche Debatte täte gut daran, einen Schritt zurückzutreten und die Mittel und Werkzeuge nicht mit den Handwerkern und ihrer Architektur zu verwechseln.

Sicher war Frau Hermans Formulierung unglücklich und ließ das Warum und Wozu ausser Acht - in der Sache jedoch hat sie nicht so sehr unrecht, wie man meinen könnte. Sie hat nicht zu Krieg und Völkermord aufgerufen, sondern für die Unterstützung der Gesellschaft für stärkere Familienbande ihre Stimme erhoben und vollkommen recht damit. Es ist offensichtlich, daß sie damit bestimmten Interessengruppen auf die Füße tritt und daß diese sich nun wehren - auf ziemlich plumpe und feige Art.

Sie auf eine Formulierung festzunageln und - mit offensichtlicher Zielsetzung - nicht die Nachricht, sondern den Überbringer zu attackieren, zeugt von Voreingenommenheit und allzugroßer Furcht vor dem Boulevard, und der Bezeichnung "Hexenverbrennung" für den Rauswurf aus dieser quotenstarken Sendung ist naheliegend, wenn man bedenkt, daß der Polizeijargon die zeitnahe Vorführung und Gegenüberstellung ebenfalls "Verbrennen" nennt.