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22. November 2007, 18:58   #47
Ben-99
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... daß es im Irak angeblich wieder bergauf ginge, die Maßnahmen endlich greifen würden und das Land wieder sicherer für die Bewohner geworden sei, wurde schon vor langer Zeit nicht nur von Dir wiederholt behauptet. Später erfuhr die Öffentlichkeit, daß die Chefredakteure der meisten irakischen Zeitungen regelmäßig von den amerikanischen Besatzern geschmiert werden, damit sie genau diesen verharmlosenden Mist schreiben.

Einheimischen Reportern fehlen meist die Mittel, um auf eigene Faust zu recherchieren, was für sie auch ein Himmelfahrtskommando bedeuten kann. Verständlich, daß viele mit Rücksicht auf ihre Familien für umgerechnet ein paar lausige Euro dann lieber doch nicht den Helden spielen wollen. Und was machen die gutbetuchten ausländischen Journalisten, denen es an nichts fehlt? Die steigen in ihren Luxushotels ab und lassen sich von den Amis in gepanzerten Fahrzeugen durchs Land kutschieren. Natürlich nur auf ausgesuchten Routen, um zu zeigen, daß durch den unermüdlichen Einsatz der heldenhaften "Befreier" wieder Milch und Honig im Irak fließen.

Das muß man dann nur noch aufschreiben und an die Heimatredaktionen senden - am besten garniert mit einem tollen Foto, das den "mutigen" Reporter bei seinem ach so gefährlichen Auslandseinsatz mit einer dekorativen schußsicheren Weste zeigt. Es lebe der "Embedded journalist"! In Wirklichkeit stammen die letzten wirklich freien Reportagen aus Vietnam, als sich die Fotografen und Schreiberlinge noch nicht von den Amis kaufen ließen. Ihre Berichterstattung über das "My Lai"-Massaker und andere Kriegsverbrechen der Amerikaner sorgten dafür, daß die US-Soldaten durch den Protest der Weltöffentlichkeit schon bald als Verlierer nach Hause ziehen mußten. Für über eine Million der von ihnen abgeschlachteten Vietnamesen kam das allerdings zu spät.

Massaker von My Lai - Wikipedia

Und seitdem sorgen die Amerikaner dafür, daß eine freie Berichterstattung nicht mehr möglich ist, was aber wohl für die meisten Journalisten kein Problem zu sein scheint, wie die letzten beiden Irak-Kriege gezeigt haben. Friedrich Novottny, früherer TV-Reporter und Ex-Intendant des WDR, hat es mal treffend so formuliert: "Der Blick des Journalisten fällt durch den Sehschlitz des Panzers. Und der ist nicht sehr groß."

Gruß Ben