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24. August 2005, 21:41   #9
tw_24
 
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Besonders viel Mut gehört heute wohl nicht dazu, ein paar Zeilen abzusingen, die eine Kritik an George W. Bush enthalten, wobei es sicher noch etwas darauf ankommt, wie sie formuliert sind. Gegenwärtig verfügen sicherlich Reimartisten über ein etwas umfangreicheres Vokabular als die Stones, die mit ihrem wohl eher halbherzigen politischen Engagement tatsächlich etwas hinterherhinken.

Letztlich ist das aber gleichgültig, denn wer ihre Botschaft so verstehen will, wie sie gemeint ist, war sehr wahrscheinlich auch schon vorher nicht unbedingt blinder Anhänger des George W. Bush, und auf die, die möglicherweise wegen eines Liedchens ihre Meinung ändern, kann der amerikanische Präsident als Unterstützer ohnehin gut verzichten, sie sind wahrscheinlich sowieso recht wankelmütig.

Schaffen es die Rolling Stones, ein paar bisher Desinteressierte zu politisieren, dann wäre auch dies nicht unbedingt negativ, allerdings bliebe abzuwarten, ob und wie sie diese 'Newbies' quasi an die Hand nehmen. Bleibt die Bush-Kritik eine Eintagsfliege, handelte es sich wohl in der Tat um kaum mehr als einen Marketing-Gag, der eben zum Zeitgeist paßt und sich hauptsächlich absatzfördernd auswirken soll(te).

Bemerkenswert allerdings ist nun, daß die hiesigen Politchristen zu einem Lied greifen, das von selbsterklärten Bush-Kritikern stammt, denn der überall aufgehängten lächelnden Angela Merkel wird ja vom politischen Gegner bescheinigt, sie sei noch neokonservativer als die berüchtigten Antideutschen und hätte, obgleich sie 2002 gar keine Kanzlerkandidatin war, als Amtsinhaberin deutsche Soldaten in den Irak entsandt.

"Mit allen Konsequenzen" übrigens, wie die SPD zu wissen meint (Und selbst wenn, stünde die SPD aber wohl doch hinter unseren Jungs im Felde.), dabei freilich unterschlägt, daß niemand deutsche Soldaten angefordert hatte, weshalb es auch nicht sonderlich mutig war, deren Entsendung abzulehnen, zumal zugleich Deutschland durchaus nicht ganz falsch als "größter Flugzeugträger" der USA in dem so überaus standhaft abgelehnten Krieg bezeichnet wird, was aber die "Friedensmacht" SPD auch nie eingestehen wird ...

Ob inhaltlich die Auswahl von Angie wirklich ein solcher Fehlgriff war, wie es die Übersetzungen zumindest nahelegen, möchte ich ein wenig bezweifeln. Wenn nämlich bei den Auftritten der Angela Merkel nur die eine besonders eingängige Passage des Liedleins aufgeführt worden sein sollte, dann erinnert auch der durchschnittliche Zuhörer sich wahrscheinlich kaum an andere Textzeilen, die nicht ganz in das Bild passen, welches die Union von ihrer Spitzenfrau zeichnen will.

Mir fällt bestenfalls zu diesem Ohrwurm noch die Melodie ein, nicht aber der Text - und damit der (inhaltliche) Fauxpas dessen, der das Lied aussuchte. Eher käme mir die Frage in den Sinn, ob und wie es eine Partei, die immer wieder eine "deutsche Leitkultur" predigt, eben mit diesem Anspruch vereinbaren kann, ausgerechnet ein Werk zu verwenden, dessen Herkunft nun alles andere als deutsch ist, letztlich sogar auf "Niggergejaule" zurückgeht.

Die 'Probleme' mit der Gema bzw. dem Management der Band sind unterdessen auch recht lustig, für zukünftige Auseinandersetzungen im Reichstag zum Thema Uhrheberrecht hat die Union, die sich ja immer besonders gesetzestreu gibt, damit schon einen besonders schönen Beitrag geleistet. Wir werden hören und/oder sehen, ob andere Parteien davon Gebrach machen, es könnte eine langweilige Debatte etwas spannender gestalten ;-) ...

MfG
tw_24