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23. March 2006, 15:29   #23
Ben-99
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... ich will den Klinsi ja nicht unbedingt verteidigen, aber möglicherweise lassen wir uns auch etwas zu sehr von bestimmten Presse-Kommentaren beeinflussen. Vielleicht hat ja jemand von Euch letzte Woche das Medien-Magazin "Zapp" gesehen. In der Sendung wurde sehr ausführlich über die seit Jahren andauernde Hetzkampagne der "Bild"-Zeitung gegen Jürgen Klinsmann berichtet, der in Ungnade fiel, als er (damals noch als Spieler) erfolgreich den Springer-Verlag verklagte. Außerdem störte er als Widersacher die liebevoll aufgebaute PR-Beziehung zwischen BILD und dem Redaktions-Spezi Lothar Matthäus.

Und vor allem paßt es den Springer-Schreiberlingen nicht, daß Klinsmann als Bundestrainer mit vertrauten Gewohnheiten brach, daß "Bild" gefälligst immer bevorzugt behandelt werden müsse, wenn es zum Beispiel um die Spieler-Aufstellung geht. Doch Jürgen Klinsmann hat sich als Trainer von Anfang an geweigert, "Bild"-Redakteuren die gewohnten Extrawürste zu braten und behandelt alle Zeitungen gleich. Außerdem springt er auch nicht, wenn "Bild" ruft und läßt die Reporter abblitzen, wenn es um seine Privatsphäre geht. Da ist ein Beckenbauer natürlich viel pflegeleichter, so daß man sich dann auch gern mit einer wohlwollenden Berichterstattung bedankt.

Alles in allem finde ich die Haltung von Klinsmann durchaus sympathisch und auch ausgesprochen mutig, was den Umgang mit Deutschlands mächtigster Sport-Redaktion betrifft. Wie sehr er dort gehaßt wird, zeigt auch die Kolumne des Redaktions-Kaspers Franz-Josef Wagner, der sogar seine geliebte Kanzlerin fallen ließ, weil die es wagte, sich für den Bundestrainer auszusprechen – und das (Skandal!) auch noch als Frau. Wagner: "für mich haben Sie gerade einen Elfmeter verschossen, indem Sie Klinsi Ihr Vertrauen aussprachen. Was für ein Fehlschuß, daß Sie sich festlegten. (...) Ich denke, daß sich Frau Merkel nicht in diesen Fußball einmischen darf."

http://www.bild.t-online.de/BTO/news...er/wagner.html

In der Sendung "Zapp" wurden aber auch andere Dinge beleuchtet, von denen der "Bild"-Leser keine Ahnung hat. Wie zum Beispiel bestimmte Spieler durch übertrieben gute Bewertungen über Jahre regelrecht aufgebaut werden (wie zum Beispiel Sammer), um dann von ehemaligen "Bild"-Reportern gemanagt zu werden, die dann wiederum ihre früheren Kontakte zur Redaktion nutzen, um auf dreiste Art PR für ihre Klientel zu machen. Man hört ja oft den Spruch: "Ich lese 'Bild' nur wegen des ausgezeichneten Sportteils." Wenn die Leser wüßten, wie sehr sie gerade durch die alles andere als "unabhängigen" Sport-Redakteure auf fast schon unverschämte Art verarscht werden.

Auch dieser Artikel aus der "Frankfurter Rundschau" ist sehr lesenswert:

http://www.fr-aktuell.de/ressorts/sp...rt/?cnt=823451

Gruß Ben