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16. June 2007, 19:33   #1
Ben-99
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Die neue Linke - seit heute ist die SPD von gestern

... noch vor gar nicht langer Zeit hätte es kaum jemand für möglich gehalten: Eine aus WASG und PDS zusammengeschmolzene neue Partei, die künftig im gesamten Bundesgebiet wählbar sein und voraussichtlich in die meisten Landesparlamente einziehen wird. Doch seit heute ist die "Linke" Realität.

Von Schröder über Müntefering und Beck bis zum letzten Sozi-Hinterbänkler - was haben die verwöhnten, machtgewohnten SPD-Politiker in den letzten Jahren nicht alles angestellt, um Oskar Lafontaine entweder zu verhöhnen oder vor der Gründung einer Linkspartei zu warnen, als hätte jemand vor, die DDR neu aufzubauen. Seit dem heutigen Gründungsparteitag in Berlin weiß man: Sie alle haben sich lächerlich gemacht. Und einer gibt sogar noch jetzt den Trottel: "Wehret den Anfängen - das darf nicht nur gegenüber Rechtsaußen gelten", meint der "18 +"-Polit-Clown Guido Westerwelle, "sondern das muss auch gegenüber Linksaußen gelten". Natürlich weiß der Vorsitzende einer eigentlich überflüssigen Partei, die es gewohnt ist, häufig an der 5-Prozent-Klausel zu scheitern, daß die FDP schon bald das leise Bimmeln des Sterbeglöckchens hören könnte.

Das trifft auf Bayerns CSU zwar leider ganz und gar nicht zu. Aber zumindest besteht die Hoffnung, daß sich der gewohnte Dummschwätzer Günther Beckstein, der eigentlich Edmund Stoiber beerben will, noch vorher um Kopf und Kragen redet, wenn er wie heute allen Ernstes die Forderung stellt, daß man auch die "Linke" künftig vom Verfassungsschutz beobachten lassen sollte, als hätten Gysi, Bisky und Lafontaine in Berlin gerade eine neue "Terroristische Vereinigung" gegründet:

Neue Linkspartei: Kraftakt gegen die SPD

Gerade die politische Arbeit von Lothar Bisky habe ich seit Jahren beobachtet und mußte immer wieder feststellen, daß auf den Mann Verlaß ist, der sich in seiner zurückhaltenden Art so wohltuend von Lafontaine und Gysi, den allgegenwärtigen Stars der neuen Partei, abhebt. Doch zusammen mit Dieter Bartsch ergänzen sich die Vier perfekt.

Nun beginnt das große Jammern bei der SPD, zumal auch aus den eigenen Reihen die Forderung immer lauter wird, endlich die Blockade-Politik gegenüber ihrem verhaßten früheren Partei-Genossen aufzugeben und ihn nicht immer als Populisten darzustellen, dem man angeblich keine politische Verantwortung übertragen könne. Wie lächerlich, wenn man weiß, daß Oskar Lafontaine nicht nur ein erfolgreicher Ministerpräsident im Saarland, sondern auch Minister im Regierungskabinett, Parteivorsitzender und sogar Kanzlerkandidat der SPD war.

Lafontaine war schon immer ähnlich abgebrüht wie Schröder & Co. Nur unterscheidet ihn, daß er sehr viel klüger ist als die meisten Spitzen-Politiker der SPD. Natürlich weiß auch er, wie man mit wohlfeilen Sprüchen Wähler gewinnt. Aber vor allem hat er erkannt, daß viele der bisherigen sozialdemokratischen Wähler die Schnauze gestrichen voll haben von einer verräterischen, arbeitnehmerfeindlichen Politik, wie sie uns von Gerhard Schröder eingebrockt wurde, der sein Amt ohnehin nur als Show verstand und als Möglichkeit, sich für die Zeit danach die Taschen vollzustopfen. Gegen ihn wirkt sogar Angela Merkel als Kanzlerin seriöser.

Und auch die Umfrageergebnisse sind zur Zeit für Lafontaines Mannschaft brillant und müssen auf die SPD verheerend wirken:

Zitat:
Die neue Partei Die Linke hat nach einer Forsa-Umfrage auf Bundesebene ein Wählerpotenzial von 24 Prozent. In Ostdeutschland könnten sich sogar 44 Prozent der Bürger vorstellen, bei einer Bundestagswahl für die aus Linkspartei und WASG gebildete neue Partei zu stimmen.

Umfrage Linke hat Wählerpotenzial von 24 Prozent
Dazu kommt noch, daß derzeit 9 Prozent aller SPD-Mitglieder, also nicht nur die sozialdemokratischen Wähler, sondern die wenigen, die sogar noch immer ein Parteibuch besitzen, derzeit darüber nachdenken, aus der SPD aus- und die Linke einzutreten.

Eine für mich sehr erfreuliche Entwicklung, die wieder einmal beweist, daß wer zuletzt lacht, noch am besten lacht. Die scharfen Schüsse und die Verhöhnungs-Kampagne gegen den eigenen früheren Parteichef haben sich als Rohrkrepierer bzw. Bumerang erwiesen und zeigen einmal mehr, daß die frühere "Volkspartei" SPD heute nur noch von korrupten Verrätern und bornierten Betonköpfen regiert wird, die in ihrer satten Selbstzufriedenheit die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben und nun hoffentlich auch endlich einsehen werden, daß man einen Mann wie Oskar Lafontaine nicht verarschen darf, wenn man sich kurz nach der gewonnenen Wahl nicht mehr an die vorher vereinbarten Abmachungen hält.

Seinen damaligen Rücktritt von allen Ämtern empfand ich als konsequent. Und vor allem war mir klar, daß er irgendwann wieder in die Politik einsteigen würde. Verlierer sehen anders aus. Wie Beck und Müntefering zum Beispiel, für die ich aber nicht das geringste Mitleid empfinden kann.

Gruß Ben