Einzelnen Beitrag anzeigen
17. June 2007, 20:18   #6
Ben-99
Ungültige E-Mail Angabe
 
Registriert seit: June 2003
Beiträge: 5.899
Zitat:
Zitat von Ogino

Woher soll man das Geld für das Grundeinkommen nehmen, wenn niemand mehr arbeiten (kann/will), weil es keine wirtschaftlichen Anreize mehr gibt ? Dieses Programm ist ein Angriff auf die wirtschaftliche Produktivität, die unseren Wohlstand erst möglich macht.
... Du redest von den guten alten Zeiten der sozialen Marktwirtschaft. Eine Vollbeschäftigung wird es nie wieder geben. Nicht, weil die Politiker so böse sind, sondern weil die früher noch benötigte menschliche Arbeitskraft immer mehr von Computern und Industrie-Robotern ersetzt wird. Das ist nun mal so, und dagegen habe ich nichts, weil man die Zeiger der Uhr nun mal nicht zurückstellen kann. Wissenschaftler werden immer forschen und die Technik auf dem neuesten Stand halten - auch wenn sie dadurch erreichen, daß die meisten Menschen auf dem Arbeitsmarkt ganz einfach "überflüssig" sind. Das mag bitter sein, aber es ist die Realität.

Wer seinen Horizont erweitert, wird zu dem Ergebnis kommen, daß es in Zukunft nur noch darauf ankommt, die Masse der Menschen halbwegs "human" zu versorgen, indem man ihnen ein Grundeinkommen gewährt, mit dem sie auch ohne Arbeit, die es eben bald schon nicht mehr geben wird, halbwegs zufrieden über die Runden kommen. Was nicht leicht für sie sein wird, weil die Menschen dank der medizinischen Fortschritte gleichzeitig auch immer länger leben. "Anreize" sollten weiterhin geboten werden. Aber die können nicht darin bestehen, daß Hartz-IV-Empfänger weiterhin brav ihre 500. Bewerbung auf ein Stellenangebot schreiben, das von den Firmen oft nur "zur Zierde" für ihr Unternehmen als Annonce aufgegeben wurde.

Das ganze Gerede à la "Wer arbeiten will, wird auch einen Job finden", ist totaler Blödsinn, weil es sich romantisch an die alten wirtschaftlichen Zeiten orientiert, die nie mehr zurückkommen werden. Andererseits ist es für Politiker schwer, den Menschen in dieser Hinsicht reinen Wein einzuschenken. Denn wer will schon gerne hören, daß bereits in absehbarer Zeit die meisten von uns nicht gebraucht werden?

Übrigens wurde auch früher schon die Sozialhilfe nicht etwa gezahlt, weil sich der Staat großzügig gegenüber den Schwachen der Gesellschaft zeigen wollte. Sondern kluge Volkswirte und Sozialexperten hatten eiskalt kalkuliert, daß ein Millionen-Heer von marodierenden Nichtseßhaften ohne Arbeit den Staat durch die finanziellen Folgen in bezug auf Kriminalität und Krankenversorgung mindestens das zehnfache kosten würde.

Genauso wie der Kommunismus irgendwann an der Realität scheiterte, liegt heute die soziale Marktwirtschaft in den letzten Zügen. Wir sollten nicht mehr krampfhaft versuchen, die Arbeitslosenquote zu senken, sondern die Kraft finden, um mutig einzugestehen, daß es in Zukunft nur noch um die Verteilung der Milliarden von einigen wenigen gehen wird, um die Mehrheit der Menschen, auch wenn diese nicht arbeiten (können) langfristig zu "versorgen".

Gruß Ben