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4. June 2005, 18:50   #45
tw_24
 
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Zitat von Loddarnewyork
Im Nachhinein kann man sogar die Frage aufwerfen: War Gerhard Schröder überhaupt jemals ein echter Sozialdemokrat? Oder bot sich diese Partei nur als Sprungbrett für ihn an bei seinem einzigen Ziel, irgendwann mal Kanzler zu werden?
Selbstverständlich war und ist Gerhard Schröder ein Sozialdemokrat wie ihn sich seine Auftraggeber nur wünschen können, und großartig umformen mußte er die Partei im Grunde auch nicht, die noch immer dann jene verriet, deren Interessen sie zu verteidigen vorgab bzw. -gibt, wenn es um die Nation geht. Das war 1914 so, als sie begeistert in den Krieg zog, und 1933 sowieso, als sie die Zusammenarbeit mit der KPD verweigerte und damit wirksame antifaschistische Generalstreiks verhinderte, an denen vielleicht die Nationalsozialisten gescheitert wären.

Das nationale Kapital jedenfalls konnte und kann zufrieden sein mit der SPD, auf die der Deutschen Kanzler schon 1978, er kandidierte für den Vorsitz der Jungsozialisten, nichts kommen ließ: "Das heißt natürlich nicht, daß die von der SPD verantwortete Regierungspolitik auf allen Ebenen aus der Untersuchung [ihrer Fehler] herausgehalten werden soll, es heißt aber, daß Jungsozialisten sich nicht an einem propagandistischen Scherbengericht über die SPD beteiligen können." Und das, obgleich er doch meinte: "Ich denke hier [..] an die falsche grundsätzliche Einstellung unserer Partei zu Fragen der Inneren Sicherheit."

Er sah also auch damals schon grundsätzliche falsche Einstellungen, doch da sie aus seiner SPD kamen - "Im übrigen bin ich Mitglied eines Unterbezirks- und Bezirksvorstandes der SPD, also in der Partei so verankert daß ein Rausschmiß sicher problematisch für die Parteiführung wäre." -, sah er seine vordringliche Aufgabe wie heute darin, mögliche Widerstände zu kanalisieren und so zu entschärfen, nicht aber tatsächlich an die Beseitigung der Fehler sich zu machen, von denen des Kapitalismus ganz zu schweigen, mit dessen Realität er freilich als Berufs-Funktionär sich wahrscheinlich nie ernsthaft auseinandersetzen mußte.

"Ich gebe zu, daß sie [die SPD] nicht entschieden genug für eine sozialistische Alternative eingetreten ist. Das Problem der SPD besteht doch gerade darin, daß sie sich zu häufig an vorgeblich vorhandene konservative Strömungen anpaßt, anstatt diejenigen Kräfte, die auf Veränderung drängen, bei sich wirksam werden zu lassen. Die SPD hat politisch bewußt also nicht die Restauration des Kapitalismus herbeigeführt, sondern sie hat zu wenig gegen diese Restauration getan." formulierte er 1978 pseudokritisch - und konnte demnach dann selbst in der SPD nur Karriere machen, weil er - halt ganz Sozialdemokrat - eben nicht zu den Kräften gehörte, "die auf Veränderung drängen", womit nicht irgendwelche Reförmchen gemeint waren, sondern "eine sozialistische Alternative", für die seinerzeit ja auch die DKP zuständig war.

Mit geringem Erfolg, aber das mag ein Gerhard Schröder heute bestimmt als sein Verdienst betrachten wollen; er jedenfalls hat sich nicht geändert, er war - wie die SPD - immer eine willige Marionette des nationalen Kapitalismus und sorgte für dessen Erhalt.

(Zitate aus: konkret 02/1978, S. 16)

MfG
tw_24