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11. December 2005, 10:17   #29
tw_24
 
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"Ich stimme meinem alten Freund Harold Pinter zu [..]. Pinter sagt, die Amerikaner seien heute mit den Nazis zu vergleichen. Der Unterschied besteht darin, dass die Nazis vorhatten, Europa zu besiegen; die Amerikaner aber wollen die ganze Welt besiegen."

(Peter Zadek über Harold Pinter, SPIEGEL 14.07.2003, S. 140)


Dann betreiben wir eben mal einen etwas anderen Bodycount. Für Harold Pinter sind die Amerikaner quasi Übernazis, schlimmer also als jene, die 50 Millionen Kriegstote zu verantworten haben, 6 Millionen Holocaust-Tote und jede Menge dauerhaft leidende Überlebende. Wie hoch ist dagegen der Bodycount der Amerikaner seit 1945? Egal. Für Harold Pinter zählen all diese Opfer nicht.

Sein Haß auf Amerika, auf den er stolz ist, kommt eben auch nicht ohne Antisemitismus aus, denn die 6 Millionen vernichteten europäischen Juden zählen für ihn in seinem Furor natürlich nicht als Menschen, sonst würde er sich und dem Publikum die tatsächlich infame Denunziation der Amerikaner als noch viel schlimmer als des Führers willige Vollstrecker ersparen.

Wo alte Nazis eine "jüdische Weltverschwörung" bekämpften und Allah-Jünger das "Krebsgeschwür" Israel, hetzt Harold Pinter gegen von Amerika vertretene Werte als "bösartige Wucherung" - die Sprache verrät den Nazi, der wohl nur deshalb nicht die USA als "Krebsgeschwür" bezeichnete, weil er an einem leidet. Von einem, der aber stolz ist auf seinen Haß, sind wohl kaum halbwegs korrekte Zahlenangaben zu erwarten.

Seine neuen Nazis jedenfalls, also die Amerikaner, müssen - wie deren Vorgänger - Vernichtungskriege führen, insofern ist es nur verwunderlich, daß Harol Pinter nicht zwei oder drei Millionen getötete Iraker zählte. Daß sie, gerade im III. Golfkrieg, einmal Krieg führen könnten, der nicht nur ein Befreiungskrieg ist, sondern in dessen Verlauf auch sehr wenige "Kollateralschäden" zu beklagen sein könnten, das traut Harold Pinter den USA einfach nicht zu.

Und also muß er es leugnen und auch noch jene wüst beschimpfen, die - wie etwa die Kurden im Norden des Irak - an der Seite der Amerikaner gegen den Bath-Faschismus kämpften, weil sie eben die Freiheit des Individuums in einer bürgerlichen Gesellschaft der totalitären Ausmerzung auch noch der kleinsten individuellen Regung unter dem Regime des Saddam Hussein vorzogen und -ziehen.

Niemand zwang die irakischen Kurden, mit den Amerikanern im III. Golfkrieg zusammenzuarbeiten, niemand jene Bevölkerungsmehrheit, die an der Wahl im Januar und dem Verfassungsreferendum vor ein paar Wochen.teilnahm. Sie alle taten es aus freien Stücken, weil sie - besser als Harold Pinter - wissen, was für sie ganz objektiv Befreiung ist. Aber für den Nobelpreisträger sind sie ja kaum mehr als die Krankheit als die sie schon von Saddam Hussein bezeichnet wurden, zu keiner eigenen Entscheidung befähigt und/oder - dumm.

Während das europäische Feuilleton ihn noch ein paar Tage feiern wird, berichtete die NY Times erfreulich kurz über den "Europäer" Harold Pinter und die Preisverleihung ohne sie weiter zu kommentieren. Mehr Beachtung hat Harold Pinter auch nicht verdient, als Zeuge gegen die USA, der sich um Menschenrechte sorgt, hat er sich mit seinen Ausbrüchen gegen den antibathistischen Widerstand im Irak selbst ein Armutszeugnis ausgestellt.

Wenn er, weil er islamistische Banditen hochleben läßt, da sie gegen den amerikanischen "Faulbrand" kämpfen, indem sie sehr zielgerichtet Zivilisten ermorden, sowas verkörpern soll wie eine "europäische Vernunft", dann ist mir deren antideutsche Variante lieber, hat sie doch eine Vorstellung von der Freiheit des Individuums von jeglichem kollektiven Wahn, die der des Harold Pinter vorzuziehen ist, der auch noch tatsächlich glaubt, das sandinistische Nikaragua gleichsetzen zu dürfen mit dem bathistischen Irak.

Möge eine gnädige Krankheit ihn bald erlösen.

Das ist übrigens ein Wunsch, der auch Ramsey Clark gilt, dieser linken Ikone, der in den 1980ern sich so vorbildlich für den Karl Linnas einsetzte, einen estnischen KZ-Chef, und heute in der NY Times sich bitter darüber beklagt, sein Mandant Saddam Hussein (und mit jenem er selbst) werde "dämonisiert" statt anzuerkennen, daß er als Kriegsherr eben "busy" war und daher wohl einfach etwas härter durchgreifen mußte: "He was the president of the country, he was in a war, he was a pretty busy guy ... I can see this as a case of some of his juniors overreacting."

Zitat:
Zitat von Ben-99
Nur, wenn er auch mal energisch betont, daß man jeden feindsinnigen Bin-Laden-Sympathisanten sofort aus Deutschland ausweisen sollte, wird auch er gern mal von Dir zitiert.
Die Ausweisung von vermeintlichen "Haß-Predigern" jedenfalls habe ich stets abgelehnt und ihre Bestrafung in Deutschland empfohlen.

MfG
tw_24