Thema: Stichtage
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21. June 2006, 07:42   #203
Jules
 
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21. Juni 1931: Weltrekordfahrt des Schienenzeppelins

Der Schienenzeppelin ist ein dem Zeppelin nachempfundener Eisenbahntriebwagen, der von Franz Kruckenberg 1929 konstruiert wurde. Der Antrieb erfolgte durch einen am Heck befindlichen Flugzeugpropeller. Vom Schienenzepplin, den Kruckenberg als Flugbahnwagen bezeichnete, wurde lediglich ein einziges Modell gebaut.

Geschichte

Gebaut wurde der Wagen Anfang 1930 im Reichsbahn-Ausbesserungswerk Hannover-Leinhausen und im Herbst des gleichen Jahres fertig gestellt. Der zweiachsige Wagen war 25,85 m lang und hatte einen Achsabstand von 19,6 m. Die Vier-Blatt-Luftschraube aus Eschenholz wurde von einem im Heck sitzenden BMW-VI 12 Zylinder-Flugmotor mit einer Leistung von 600 PS angetrieben. Die Antriebswelle war um 7 Grad nach oben geneigt, um das Fahrzeug fester auf die Schienen zu drücken.

Am 10. Mai 1931 durchbricht der Zug zwischen Plockhorst und Lehrte erstmals die 200-km/h-Marke. Anschließend wird der Wagen werbewirksam in ganz Deutschland gezeigt. Am 21. Juni 1931 stellte er auf der Fahrt nach Berlin zwischen Ludwigslust und Wittenberge einen neuen Geschwindigkeitsweltrekord von 230,2 km/h auf, der 24 Jahre lang Bestand hatte. Ermöglicht wurde dies auch durch sein geringes Gewicht, welches leer nur 18,6 t betrug.

Im Jahr 1932 wurde der Triebwagen für Kruckenbergs neuestes Projekt umgebaut: der Triebwagen wurde kurz hinter dem vorderen Laufwerk durchschnitten und bekam einen neuen, an den späteren Triebwagen 137 155 angelehnten, Kopf mit einem zweiachsigen Drehgestell – das hintere Laufrad blieb erhalten. Im November 1932 war der Umbau abgeschlossen. Der Flugmotor wurde weiterverwendet, die Kraftübertragung erfolgte jedoch hydraulisch durch je zwei Föttinger-Flüssigkeitsgetriebe für beide Fahrtrichtungen über das vordere Drehgestell, anstelle des Propellers wurde eine Spitze aufgesetzt. Anfang 1933 erreichte der Wagen 180km/h.

Zu Anfang des Jahres 1934 wurde der Wagen letztmals umgebaut und erhielt einen Motor vom Typ Maybach GO 5. Dies diente der Erprobung des Antriebs des sich in Vorbereitung befindlichen 137 155. Im Juli 1934 ist der Wagen letztmalig von Berlin nach Hamburg unterwegs, und wurde im November desselben Jahres für weitere Versuchsfahrten für 10.000 Reichsmark an die Reichsbahn verkauft. Diese Fahrten fanden jedoch nie statt und der Schienenzeppelin wurde im Reichsbahn-Ausbesserungswerk Berlin-Tempelhof abgestellt. 1939 war er so verrottet, dass keine museale Erhaltung mehr in Frage kam und er wurde daher verschrottet.

Nachteile

Ein beträchtlicher Nachteil des Schienenzeppelins bestand darin, dass das Anhängen von zusätzlichen Waggons aufgrund seiner Konstruktion nicht möglich war. Darüber hinaus versagte der 600 PS starke BMW-Flugmotor an Steigungen, da der Luftstrom abriss. Auch konnte der Schienenzeppelin durch den Propeller nicht angefahren werden. Daher benötigte man für diese Fälle einen zusätzlichen Antrieb.


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