Einzelnen Beitrag anzeigen
14. February 2007, 01:38   #5
Ben-99
Ungültige E-Mail Angabe
 
Registriert seit: June 2003
Beiträge: 5.899
... ich glaube, Hapes gigantischer Erfolg, der nun schon mehr als eineinhalb Jahrzehnte anhält, liegt darin begründet, daß man ihm einfach anmerkt, daß ihm die Arbeit nach wie vor Spaß macht. Ganz anders als bei manchen Berufs-Komikern, die sich morgens zum Gag-Schreiben an den Schreibtisch setzen, Punkt 18.00 Uhr den Griffel aus der Hand legen, Feierabend machen und dann nicht mehr an ihren lästigen Job denken wollen, mit dem sie zwar viel Kohle machen, aber sich nicht wirklich damit identifizieren. Und so konfektioniert sehen dann auch ihre Shows aus.

Diese Web-Seite ist doch das beste Beispiel für seinen Spaß an der Freude. Denn ich kann mir nicht vorstellen, daß Hape mit den "Fahrschule"-Videos viel Geld verdient. Man könnte auch sagen, er hätte das gar nicht nötig, weil er im Fernsehen Millionen-Gagen kassiert. Und doch nimmt er sich Zeit dafür.

So war übrigens Otto Waalkes früher auch mal, als ihn der vor allem finanzielle Erfolg noch nicht so satt gemacht hat. Ich werde nie den Flug von München nach Hamburg vergessen, als er ca. 10 Reihen vor mir saß und während der ganzen Flugzeit damit beschäftigt war, allen Kindern in der Maschine ihre persönlichen "Ottifanten" mit Widmung zu zeichnen und ausgelassen mit ihnen herumzualbern. Dabei hatte er einen sehr anstrengenden Tag hinter sich, wie ich später erfuhr, und auch den Eltern der Kinder war es irgendwann schon peinlich, daß er immer immer wieder von ihren Gören "belästigt" wurde. Doch Otto meinte nur: "Kein Problem, das mach' ich gern". Und selbst als die Maschine schon gelandet war, zeichnete er immer weiter, damit auch wirklich keines der Kinder ohne Ottifant aussteigen mußte.

Mich hatte das sehr beeindruckt, weil wir uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht persönlich kannten und er daher auch nicht wissen konnte, daß ein Reporter an Board war. Denn dann hätte man sagen können, er wollte wohl auch aus eigennützigen Gründen den "Nice Guy" spielen, um später die schönen Fotos in der Presse zu sehen.

Jahre später, nachdem er zum Superstar aufgestiegen und lange Zeit der mit Abstand meistverdienende deutsche Unterhaltungskünstler mit Hubschrauber-Lizenz und Villa in Florida war, haben wir mehrere Exklusiv-Produktionen zusammen gemacht. Und gleich beim ersten Treffen habe ich ihm von unserem gemeinsamen Flug erzählt und den wirklich guten Eindruck, den er bei mir hinterlassen hat. Er war ganz verdutzt und fand es seinerseits wiederum gut, daß ich damals eben nicht meine Kamera aus dem Handgepäck genommen habe. Denn dann, da waren wir uns einig, hätte sich alles nicht mehr so ungezwungen und eben auch nicht mehr "authentisch" abgespielt.

Schade, daß er sich später fast nur noch mit Leuten umgab, die das millionenschwere "Otto-Imperium" verwalteten wie einen Großkonzern. Das konnte auf Dauer nicht gutgehen, und so verscherzte er es sich mit einigen der auflagenstärksten und somit auch mächtigsten deutschen Zeitschriften. Wobei ich bis heute überzeugt davon bin, daß nicht Otto selbst maßlos und überheblich wurde, sondern eben seine sogenannten "Berater". Allerdings ist er mit seinen "Zwergen"-Filmen jetzt wieder recht erfolgreich, die qualitativ aber längst nicht an seine ersten beiden Kinofilme heranreichen, die nach wie vor ganz oben auf der Liste der erfolgreichsten deutschen Movies aller Zeiten stehen.

Zurück zu Hape Kerkeling, den ich *schnief* leider nie persönlich kennengelernt habe und der mit Sicherheit zu den ganz wenigen Stars gehört, bei denen ich manchmal meinen Entschluß, aus der Branche auszusteigen, bereue, was bei mir heute wirklich nur noch sehr selten vorkommt. Aber ihn hätte ich tatsächlich gern persönlich kennengelernt. Ich kann mir vorstellen, daß er privat ein sehr angenehmer, zuverlässiger Mensch ohne Allüren ist. Das zeigt ja schon, daß er zusammen mit seinem langjährigen Lebenspartner alt werden will. Und vor allem denke ich, daß er seinen Job, und zwar ohne Rücksicht auf die lockende Knete, nur solange machen wird, wie ihm seine Arbeit auch Spaß bringt. Anderenfalls würde wohl auch er von heute auf morgen aussteigen.

Zum Glück ist bei ihm davon bis jetzt noch nichts zu spüren. Und solange die Fans auf seinem Blog immer wieder spitze Schreie der Begeisterung ausstoßen und die Einschaltquoten seiner Shows stimmen, wird er weitermachen. Schon weil er weiß, daß ihn auch Vicco von Bülow alias "Loriot" liebt. Sicherlich ist Hape Kerkeling viel zu bescheiden, um einzugestehen, daß er es inzwischen tatsächlich verdient hat, mit Loriot, dem Übergott des anspruchsvollen deutschen Humors, der sicherlich auch für ihn ein Vorbild war, als beinahe gleichwertig erwähnt zu werden.

Gruß Ben