Thema: Platos Höhle
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24. February 2003, 18:35   #17
binozap
 
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Bitte verzeiht mir, wenn ich nocheinmal aus Sofies Welt zitiere, aber ich will mir nicht nachsagen lassen, ein Plagiat zu schreiben, nur weil ich versuche das mit meinen ungelenken Worten zu berichten. In dem Buch wird anhand von Pfefferkuchenmännchen erklärt, dass man sehr wohl aus - durchaus immer etwas anders ausgefallenen, gebackenen Pfefferkuchenmännchen darauf schließen könne, dass es so etwas wie eine "Form", eine Idealform des Pfefferkuchenmännchens geben muss. Und diese Form ist eben die "Idee" einer Form und keine "reale" Sache oder Ding und dennoch wirklicher...als der Keks, der nur ein Abbild oder Schatten ist.

Ach, ich lass es lieber, hier das Zitat:


"Platon meinte, daß alles, was wir um uns herum in der Natur sehen, ja, alles, was wir anfassen und betasten können, mit einer Seifenblase verglichen werden kann. Denn nichts, was in der Sinnenwelt existiert, ist von Dauer. Dir ist natürlich klar, daß alle Menschen und Tiere früher oder später in Auflösung übergehen und sterben. Aber sogar ein Marmorblock zerfällt und wird langsam zersetzt. (Die Akropolis besteht aus Ruinen, Sofie! Skan-
dalös, wenn Du mich fragst. Aber so ist es.) Platon geht es darum, daß wir niemals sicheres Wissen über etwas gewinnen können, das sich verändert. Von dem, was der Sinnenwelt angehört - und das wir also anfassen und betasten können -, haben wir nur unsichere Meinungen. Sicheres Wissen können wir nur von dem
haben, was wir mit der Vernunft erkennen.

Platon hat sich überhaupt sehr für Mathematik interessiert. Und zwar, weil sich mathematische Gegebenheiten nie verändern. Deshalb können wir darüber auch sicheres Wissen haben. Aber jetzt brauchen wir ein Beispiel: Stell Dir vor, Du findest im
Wald einen runden Tannenzapfen. Vielleicht sagst Du, Du »findest«, der sieht kugelrund aus - aber Jorunn behauptet, er sei auf der einen Seite ein bißchen plattgedrückt. (Und dann streitet Ihr Euch!) Aber Ihr könnt kein sicheres Wissen über das haben, was Ihr mit den Augen seht. Dagegen könnt Ihr mit voller Sicherheit
wissen, daß die Winkelsumme in einem Kreis 360° beträgt. Und dann sprecht Ihr von einem ideellen Kreis, den es in der Natur nicht gibt, aber den Ihr zum Ausgleich ganz klar vor Eurem inneren Auge seht. (Ihr sagt etwas über die versteckte Kuchenform - und nicht über einen zufälligen Pfefferkuchenmann auf dem Küchentisch.)"