Thema: Stichtage
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11. August 2006, 07:45   #255
Jules
 
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11. August 1901: Die erste deutsche Südpolarexpedition startet von Kiel aus

Erich Dagobert von Drygalski (* 9. Februar 1865 in Königsberg; † 10. Januar 1949 in München) war ein deutscher Geograph, Geophysiker und Polarforscher.

Vom 1901 bis 1903 leitete Drygalski die erste deutsche Südpolarexpedition. Die 32 Teilnehmer, darunter fünf erfahrene Wissenschaftler, gingen an Bord der Gauss, eines Forschungsschiffes, das eigens für diese Expedition gebaut worden war.

Am 11. August stach die Expedition von Kiel aus in See und erreichen am 22. November Kapstadt an der Südspitze Afrikas. Am 7. Dezember wurde die Fahrt fortgesetzt und am 21. Februar 1902 erstmals unbekanntes Land gesichtet. Nach dem deutschen Kaiser erhielt es den Namen Kaiser-Wilhelm-II.-Land. Bereits am nächsten Tag traf das Schiff auf festes Scholleneis, das ein weiteres Vorwärtskommen sehr erschwerte. Wenig später, am 1. März, wurde das Schiff endgültig von dem Eis eingeschlossen und fast ein Jahr etwa 50 Meilen vor der Küste festgehalten.

Die Zeit der erzwungenen Unbeweglichkeit wurde für intensive Forschungstätigkeiten genutzt. Zahllose meteorologische und zoologische Daten und Beobachtungen wurden gesammelt, die später einen insgesamt 22-bändigen Expeditionsbericht füllen. Mit Schlitten wurden sieben Reisen in die Umgebung unternommen und mit Hilfe eines Fesselballons konnte auch der weitere Umkreis beobachtet werden. Bei seinem einzigen Aufstieg am 29. März mit Drygalski an Bord erreichte der Ballon eine Höhe von 500 m. Dabei wurde nahe der Küste auch eine dunkle Erhebung gesichtet und zum Ziel einer Erkundungsfahrt. Die Wissenschaftler entdeckten in etwa 80 km Entfernung einen erloschenen Vulkan, den sie den Namen „Gaussberg“ gaben, und vermaßen seine Höhe mit 371 m.

Da das Eis das eingeschlossene Schiff auch im antarktischen Frühling des folgenden Jahres nicht freigab, streute die Besatzung mehrfach Asche in den Bereich zwischen der Gauss und der Eiskante. Die dunkle, das Sonnenlicht absorbierende Ascheschicht schmolz eine Fahrrinne von 2 m Tiefe in das Eis. Die Gauss kam am 8. Februar frei und erreichte am 16. März wieder das freie Wasser. An eine zweite Überwinterung war nicht zu denken und darum auch ein weiteres Vordringen nach Süden nicht möglich. Daher ordnete Drygalski einen nördlichen Kurs an und am 9. Juni traf die Gauss wieder in Kapstadt ein. Da Berlin die Mittel für eine weitere Überwinterung nicht bewilligte, trat die Expedition die Heimreise an und erreichte Kiel am 23. November 1903.

Die Reise brachte der Wissenschaft zahlreiche neue Erkenntnisse über eine bis dahin nahezu unerforschte Region der Erde und war daher insgesamt ein großer Erfolg. Doch war Kaiser Wilhelm II. nicht zufrieden, denn die deutsche Expedition drang nur bis 66°2' südlicher Breite vor, während die konkurrierende Expedition der Briten 82°17' südliche Breite erreicht hatte. An einem „Wettlauf zum Pol“ mochte Drygalski sich nach seiner Rückkehr nicht beteiligen. Gegenüber seinen Mitarbeitern soll er geäußert haben: „Für die Polarforschung ist es unerheblich, wer als erster am Pol steht“. Die Gauss wurde später nach Québec in Kanada verkauft.

Der zur selben Zeit in den antarktischen Gewässern fahrende britische Polarforscher Scott benannte 1902 die Drygalski-Eiszunge nach dem Deutschen. Im Königin-Maud-Land trägt der Gebirgszug der „Drygalski Mountains“ seinen Namen und in Südgeorgien gibt es im Süden der Insel den Drygalski Fjord. Die Bucht Bras Enzensperger auf den Kerguelen ist nach dem bei der Expedition 1903 dort verstorbenen Meteorologen und Bergsteiger Josef Enzensperger benannt.

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