Thema: Stichtage
Einzelnen Beitrag anzeigen
28. August 2006, 07:44   #270
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
26. August 1905: Die Urfttalsperre, damals größte Talsperre Europas, wird eingeweiht

Die Urfttalsperre wurde in den Jahren 1900 bis 1905 als damals größte europäische Talsperre angelegt. Sie staut die Urft, einen Nebenfluss der Rur. Der Urftsee beginnt nahe beim Schleidener Ortsteil Gemünd und windet sich im Urfttal rund 14 km bis zur Staumauer. Zweck der Talsperre sind Hochwasserschutz, Niedrigwasseraufhöhung und Stromerzeugung. Sie liegt im Kreis Euskirchen in Nordrhein-Westfalen mitten im Nationalpark Eifel. Für den Bau ließ der mit der Generalplanung beauftragte Ingenieur Intze extra von Gemünd aus eine Bahnlinie zum Transport von Menschen und Material bauen. Im November 1904 begann der Probestau.

Bei der Fertigstellung hatte das Bauwerk Modellcharakter für viele weitere Projekte im In- und Ausland, nachdem zum Ende des 19. Jahrhunderts die Wasserwirtschaft durch die Industrialisierung immer wichtiger wurde.

Technik

Die Generalplanung für die Urfttalsperre wurde von Prof. Dr. Otto Intze aus Aachen entwickelt, der auch die Bauleitung inne hatte. Die Gewichtsstaumauer wurde nach dem so genannten Intze-Prinzip errichtet. Gemauert aus örtlich abgebauter Grauwacke und Tonschiefer ist sie rund 58 m hoch und 225 m lang. Der Stauraum umfasst gut 45,5 Millionen Kubikmeter. In Richtung Wasserseite ist die Staumauer gebogen und besitzt am rechten Hang eine treppenförmige (kaskadenartige) Hochwasserentlastung.

Die wasserwirtschaftliche Abnahme erfolgte am 26. August 1905.

Innerhalb der Mauer wurden im Abstand von 2,5 m vertikal Tonröhren verbaut, die eindringendes Wasser ableiten.

Mehrere Grundablasstürme gewähren Zugang zu zwei in unterschiedlicher Tiefe verlaufenden Kontrollgängen, durch die der Zustand der Sperrmauer besser geprüft werden kann. Der untere Kontrollgang verläuft entlang der Gründungsfuge der Talsperre.

Zur Elektrizitätsgewinnung wurde der Kermeterstollen durch den Berg getrieben, der bei Heimbach oberhalb des Rurtals austritt und über Fallrohre das Kraftwerk Heimbach versorgt. Das Wasserkraftwerk hat eine Leistung von 16 MW.

In den Jahren 1994 bis 2000 wurde die Staumauer gründlich saniert. Unter anderem wurde das Problem des Sohlwasserdrucks gelöst. Außerdem bekam sie zwei Kontrollgänge, die durch Sprengungen vorgetrieben wurden, eine neue Abdichtung und eine Entwässerung.

Seit die Rurtalsperre gebaut worden ist, ist die Urfttalsperre an der Luftseite 12 m eingestaut. Heute werden Urft-, Rur- und Oleftalsperre im Verbund betrieben und sichern so die Verfügbarkeit von ca. 265 Millionen Kubikmeter Stauraum.

Geschichte
In des Zeit des Nationalsozialismus wurde oberhalb des Urftsees die NS-Ordensburg Vogelsang errichtet, die Teil des nationalsozialistischen Elite-Erziehungsprogramms "Napola" war und in den letzten Kriegsjahren auch einen "Lebensborn" enthielt.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges war der Bereich um die Urfttalsperre Teil der Schlacht im Hürtgenwald. Die Alliierten versuchten vergebens, die Staumauer aus der Luft zu zerstören. In die Staumauer wurden durch Flieger- und Sprengbomben fünf Scharten mit Tiefen von 1,50 bis 3,50 m in das Mauerwerk geschlagen. Die Brüstungsmauern zu beiden Seiten der Mauerkrone und die Schiebertürme wurden völlig zerstört. Deutsche Truppen hatten zudem die Stollenverschlüsse am Kraftwerk in Heimbach gesprengt, woraufhin die Talsperre vollkommen leer lief. Die Kriegsschäden an der Talsperre wurden von 1945 - 1950 beseitigt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der komplette Urftsee als Teil eines belgischen Truppenübungsplatzes für die Öffentlichkeit fast völlig unzugänglich. Seit dem Abzug des belgischen Militärs ist der Urftsee ein Kernstück des 2004 gegründeten Nationalparks Eifel. Seit 1993 gehört die Talsperre zum Wasserverband Eifel-Rur. Dieser beging das 100-jährige Jubiläum am 26. August 2005.

[url="http://de.wikipedia.org/wiki/Urfttalsperre"Klick[/URL]