Einzelnen Beitrag anzeigen
21. August 2002, 07:10   #1
Träumerle
Ungültige E-Mail Angabe
 
Benutzerbild von Träumerle
 
Registriert seit: July 2002
Ort: Köln
Beiträge: 1.174
Zwischen Leben und Tod

Vor zwei Jahren lernte ich eine sehr nette alte Dame kennen und wir verstanden uns sofort sehr gut.
Mir gefielen die Gespräche mit ihr und wir trafen uns öfters zum Kaffeetrinken und klönen.
Nach einiger Zeit bot mir diese nette alte Dame das Du an und ich beschloss (weil sie so süß und nett war) sie „ für mich zu adoptieren“ und Oma zu ihr zu sagen. Da meine Oma schon in meiner Kindheit gestorben war, war ich glücklich eine neue Oma zu haben.

„Meine neue" Oma erzählte mir mit der Zeit wie ihr Leben war, das sie eine Tochter hat und das mit der Tochter ein großer Streit ausgebrochen war und sie keinen Kontakt mehr hat.

Ich fand diese Frau einfach super, da sie mit 74 noch ganz alleine zurecht kam und sich behauptet hat.

Nach einiger Zeit wurde sie sehr krank, sie konnte das Haus nicht mehr alleine verlassen und ich besuchte sie immer öfter damit ich mich vergewissern konnte das es ihr einigermaßen gut geht.

Irgendwann stellte ich fest, das sie die Lebensmittel die ich ihr einkaufte nicht mehr verwertete (sie ernährte sich nur noch von Brot und kochte nicht mehr).

Kurzentschlossen begann ich für sie jeden Tag mitzukochen und brachte ihr das essen.

Vor nun mehr 6 Monaten ging gar nichts mehr, ich sorgte dafür das sie ins Krankenhaus kam und anschließend *mit ihrer Einwilligung* in ein Pflegeheim in meiner Nähe.

Dort war sie aber auch nicht glücklich und bei jedem Besuch sagte sie mir, das sie große Schmerzen hätte und das sie lieber sterben möchte.

Vor 3 Wochen kam sie wieder ins Krankenhaus und die Ärzte sagten mir, das die Lunge kaputt ist und das man daran nichts machen kann. Sie könnte damit vielleicht noch ein paar Jahre leben, aber es kann auch ganz schnell vorbei sein.

Gestern morgen rief mich das Krankenhaus an, „meine“ Oma ist gestorben !

Ich fuhr sofort in das Krankenhaus um mich wenigstens noch von ihr zu verabschieden.

In diesem Keller wo sie lag war es unheimlich, aber sie lag friedlich und glücklich auf dieser Bahre als ob sie schläft, nur eines irritierte mich *sie war soooooo kalt*

Nach einem langen Abschied ging ich auf die Station um ihre Sachen zu packen, aber dazu kam ich nicht mehr, eine wild um sich fuchtelnde Frau kam auf mich zu und sagte sie wäre die Tochter und würde alles weitere erledigen.

Traurig ging ich nach Hause, ich hätte dieser alten Dame gerne noch diesen letzten Dienst erwiesen und für eine schöne Beerdigung gesorgt.



Mit dem Leben kann ja jeder umgehen, es ist meistens angenehm aber manchmal auch ungerecht.
Aber wie geht man mit dem Tod um?
Ich habe Probleme Abschied für immer zu nehmen, wie sieht das bei Euch aus?
Wie geht Ihr mit dem Tod um?