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22. October 2006, 14:46   #327
Jules
 
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22. Oktober 1921: Geburtstag George Brassens

Georges Brassens (* 22. Oktober 1921 in Sète, Frankreich; † 30. Oktober 1981 in Saint-Gély-du-Fesc) war ein französischer Dichter und Schriftsteller, vor allem aber in den 1950–70er Jahren ein bedeutender Chansonnier (Autor und Interpret (voc, guit))

Leben

Brassens war der Sohn eines bescheidenen Bauunternehmers, der selbst aus Sète (Dépt. Herault) stammte. Seine Mutter war eine sehr gläubige und musikliebende Neapolitanerin. Im Alter von 14-15 Jahren begann der junge Georges Chansons zu schreiben. Nach Abbruch seiner Studien im Collège Paul-Valéry in seinem Heimatort brach er 1939 nach Paris auf. Dort wohnte er bei seiner Tante Antoinette und arbeitete kurze Zeit bei den Renault-Werken als Lehrling. 1942 veröffentlichte er 13 Gedichte unter dem Titel A la venvole. 1943 wurde er als Zwangsarbeiter nach Deutschland deportiert.

Nach dem Kriege fand er eine Bleibe in der Wohnung von Jeanne Le Bonnier und ihrem Mann in der Impasse Florimont 9 in Paris. Jeanne, um 30 Jahre älter als er, blieb seine mütterliche Freundin bis zu ihrem Tode. Brassens schrieb Lieder für ihren Mann („Chanson pour l'auvergnat“), für sie („Jeanne“) und für ihre Ente („La cane de Jeanne“). Der erste Chanson, den er öffentlich vortrug, war „Le gorille“, ein sehr tiefgründiges Lied gegen die Todesstrafe; es wurde später von Franz Josef Degenhardt in einer deutschen Fassung („Vorsicht! Gorilla“) sowie von Fabrizio de André auf italienisch gesungen („Attenti al gorilla“).

1952 hatte Brassens seine ersten erfolgreichen öffentlichen Auftritte im Pariser Kabarett der bekannten Chanteuse Mme. Patachou, der er seine Chansons angeboten hatte; sie befand jedoch schnell, daß diese viel sinnvoller von ihm selbst vorgetragen würden. Es folgten die ersten Plattenaufnahmen. Während der 1950er und 1960er Jahre wurde Brassens zu einem der populärsten Vertreter des künstlerischen französischen Chansons überhaupt. Politisch stand er, wie sein Kollege Léo Férre, den Anarchisten nahe, u.a. sang er häufiger zugunsten der Fédération Anarchiste und deren Zeitung 'Le Libertaire' bzw. 'Le Monde Libertaire'. Brassens lebte ein eher zurückgezogenes Leben und bevorzugte persönliche Freunde vor jedem Starrummel. Ein Satz von ihm: ‚Wo mehr als Vier zusammen hocken, wird's ein Deppenhaufen.‘ Er wohnte auch nicht unter einem Dach mit seiner estnischen Lebensgefährtin Joha Heyman („La non-demande en mariage“, de: „Ich bitte nicht um deine Hand“), die er liebevoll „Püppchen“ nannte, und die ihn auf allen Tourneen und bis zu seinem Lebensende begleitete. Nach Erscheinen jeder neuen Langspielplatte trat er jeweils einige Monate in Frankreich auf. Außerhalb seines Heimatlands trat er zweimal in Luxemburg und einmal in Großbritannien auf (dieses Konzert wurde als einzige Brassens „Live“-Aufnahme veröffentlicht).

In dem Film Porte des Lilas (de: Die Mausefalle) von René Clair (1956) spielt Brassens den „Artiste“ und singt dort auch einige seiner Chansons, darunter „Porte des Lilas“.

Die 1970er Jahre waren bereits von schwerer Krankheit überschattet. Brassens litt an Nierenkrebs, wurde 1980 operiert und starb 1981 in der Nähe seiner Geburtsstadt. Er ruht auf dem Friedhof „Le Py“, gegenüber dem, seinem Leben und Werk gewidmetem Museum „Espace Brassens“ in Sète, nicht weit vom Strand, wie er es sich im Chanson „Supplique pour être enterré à la plage de Sète“ (de: „Bitte, am Strand von Sète bestattet zu werden“) gewünscht hatte. Nach seinem Tod wurde der Pariser Park in der Nähe seiner alten Wohnung, in welchem er sich oft aufgehalten hatte, zu seinen Ehren auf den Namen Parc Georges Brassens umgetauft.

Bedeutung und Stil

Um die unmittelbare eindringliche Wirkung seiner lebensnahen, ethischen wie poetischen Texte nicht zu verdecken, trug Brassens seine (zuvor am Piano ausgearbeiteten) Chansons stets nur mit einfachster Instrumentierung vor - seiner akustischen Gitarre und dem Bass seines ständigen Konzert-Begleiters Pierre Nicolas.

Brassens gilt als einer der Großmeister des literarisch anspruchsvollen Chansons in Frankreich. Den Reiz seiner Chansons macht eine einzigartige Mischung aus der Sprache der klassischen französischen Poesie und des Argot aus. Neben eigenen Texten vertonte er auch Werke französischer Dichter der unterschiedlichsten Epochen wie François Villon, Louis Aragon, Victor Hugo, Lamartine, Paul Verlaine und Paul Fort. Brassens war einer der bedeutendsten und einflussreichsten Chansonniers des 20. Jahrhunderts. – Aus der deutschen Liedermacherszene sind ihm etwa Wolf Biermann, Franz Josef Degenhardt, Dieter Süverkrüp am nächsten.

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