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21. October 2007, 13:07   #1
Ben-99
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Alonso erneut F1-Weltmeister nach einem traumhaften Rennen

... wochenlang habe ich diesem Tag entgegengefiebert. Es ist punkt 14.00 Uhr. Ich schalte RTL ein und beobachte die Fahrer während der Aufwärmrunde. Dann ist es soweit: Ich starre wie gebannt auf die Lichter der Start-Ampel. Mein Puls beschleunigt. Die Fahrer lassen ihre kraftstrotzenden Motoren aufheulen. Felipe Massa patzt. Sofort nutzt Lewis Hamilton die Chance und setzt sich an die Spitze. Dicht gefolgt von Kimi Räikkönen, während Fernando Alonso nur mit Mühe den Anschluß schafft. Auch alle anderen Fahrer sind noch am Ende der ersten Runde auf der Piste. Bis auf Ralf Schumacher, für den nach einer Drehung ohne Fremdbeteiligung das Rennen zu Ende ist. So gesehen ein völlig normaler Grand Prix wie jeder andere auch.

Doch was ist das? In der 18. Runde würgt Räikkönen bei einem Boxenstopp das Triebwerk ab. Die Kamera zeigt, wie er ebenso hektisch wie vergeblich versucht, den Wagen zu starten. Was für ein Drama! Denn der Ferrari-Pilot muß in diesem Augenblick alle Hoffnungen auf den WM-Titel begraben. Während Alonso wie immer Nervenstärke zeigt und Hamilton dicht auf den Fersen bzw. Hinterrädern ist. Die Spannung ist kaum noch zu ertragen.

Dann die 39. Runde. Die Zuschauer halten vor Entsetzen den Atem an, als Hamilton plötzlich immer langsamer wird. Es sind schon wieder die Reifen! Dabei hätte er nur Zweiter werden müssen, um als jüngster Weltmeister aller Zeiten gefeiert zu werden. Statt dessen zieht der Spanier an ihm vorbei und verteidigt bis zum Ziel die Führungsposition. Ja ist es denn die Möglichkeit! Fernando Alonso holt zum 3. Mal in Folge den Weltmeister-Titel. Wildfremde Menschen fallen sich freudetrunken in die Arme, während andere versteinert mit grimmigem Blick auf das Unfaßbare reagieren. "Das Böse ist immer und überall", krächzt ein völlig konsternierter Niki Lauda ins Mikrofon, "möge ihn der Herrgott dafür in der Hölle schmoren lassen!"

Mir ist heiß. Ich fühle, wie die Schweißperlen von meiner Stirn tropfen, als Fernando Alonso diabolisch grinsend den Pokal in den Himmel über Sao Paulo stemmt. Ich kann nicht mehr. Mein Körper wird von Zuckungen wie bei einem epileptischen Anfall gepeinigt. Ich strampele, winde mich. Dann ein harter Schlag. Danach Stille.

Erst als der stechende Schmerz in meiner Hüfte immer stärker wird, öffne ich vorsichtig die Augen und begreife nur mühsam, was passiert ist. Ich muß nach einem kurzen Nickerchen vom Sofa gefallen sein. Doch wieso zeigt RTL jetzt eine Casting-Show? Wo ist Kai Ebel? Wo stecken Florian König, Heiko Waßer und Christian Danner? Erst langsam komme ich zu mir, setzt nach und nach mein Erinnerungsvermögen ein, und ich begreife: Es sind noch fast vier Stunden bis zum Großen Preis von Brasilien. Genug Zeit für mich, den Alptraum zu verarbeiten, schon mal die erste Flasche Wein zu dekantieren und mich in Ruhe, aber diesmal hellwach, auf das spannendste Rennen des Jahres vorzubereiten.

Gruß Ben