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24. March 2008, 10:00   #13
tommygoler
 
Registriert seit: December 2003
Beiträge: 489
Ben, der von dir erwähnte Graubereich zwischen schwarz und weiß oder auch der so sehr angeprangerte "Mainstream" ist bei genauerer Betrachtung doch vor allem auch eine Frage der Perspektive, Es ist auch leicht zu sagen "Bei Fußball oder F1 sind sie da und beim Rest halten sie die klappe weil's ihnen wurscht ist bzw. sie zu doof sind". Nein, ist es nicht und sind sie wahrscheinlich auch nicht. Aber manche Diskussionen machen zum Beispiel für mich keinen Sinn, weil da nämlich tatsächlich ein differenziertes Abwägen völlig unmöglich ist. So empfinde ich beispielsweise sämtliche Threads mit Bezug zu Bush, Israel oder den Amis generell als vollkommen unerträglich, weil ich einfach keine Lust dazu habe, mich mit dem immergleichen Mantra des Kriegstreibers Bush, der verbrecherischen Israelis und der bornierten und kulturlosen Schwachköpfen aus den USA auseinanderzusetzen. Es ist mir schlicht zu anstrengend, hier ein weißes Blatt zwischen deine schwarzen Papierberge zu schieben.

Schau, mit dem Thema Tibet beschäftige ich mich etwas intensiver jetzt seit gut einem halben Jahr. Die wissenmäßigen "Standards", so nenn ich's jetzt mal, sind mir zwar seit gut 20 jahren geläufig (also Einmarsch der Chinesen, Exil Dalai Lama, Unterdrückung der Religionsfreiheit etc.), aber eine intensivere Auseinandersetzung fand erst seit wie gesagt ein paar Monaten statt. Aber soll man hier nun versuchen, einen Diskurs über solche Themen zu starten mit jemandem, der zum Beispiel Religion generell für Schwachsinn hält? Das macht keinen Sinn - sage ich, der z.B. selbst auch wenig bis gar keinen religiösen Zugang hat. Aber ich beschäftige mich mit solchen Dingen halt mit "offenem Geist" - und genau da liegt sicherlich einer der wesentlichen Unterschiede zum Beispiel zwischen uns beiden, denn du bist jemand der bei solchen Dingen tendenziell immer weiter "dagegen" redet, mit immer neuen Argumentationsstrukturen und immer neuen Belegen, die deine Ansicht unterstützen.

Ich kritisiere das übrigens absolut nicht, das ist z.B. für's Boardleben absolut fantastisch und mit Blick auf die Theorie der kognitiven Dissonanz, von der ich sehr überzeugt bin, auch absolut nachvollziehbar. Nur bei mir persönlich ist es so, dass ich da in einigen Bereichen auch gerne mitmache, in anderen dagegen aber eben nicht. Weil, ich sagte es schon, es ist zu anstrengend und bringt letztlich nichts. Denn während man bei den "seichten" Themen sich durchaus härter an die Karre fahren kann, ohne dass es so richtigen "Streit" gibt (jedenfalls bei mir), ist das bei poltischen Themen in der Tat anders. Es gibt ja so im RealLife die Regel beim Smalltalk mit Geschäftsfreunden "Niemals über Politik und Religion". Ich habe die Erfahrung gemacht, dass dies in gewissen Sinn auch im Boardleben gilt, jedenfalls dann, wenn man weiterhin den Spaß an diesem Vergnügen behalten will.

Dass ich damit dem Verdikt des "ein Smalltalk-Plauderer ohne Eier für die Hardcore-Themen" anheim falle ist mir natürlich völlig klar. Aber damit kann ich leben.