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1. July 2008, 12:50   #3
Ben-99
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Zitat:
Was tut man eigentlich, wenn die Mittel des Rechtsstaates an ihre Grenzen stoßen?
... dann akzeptiert man das, weil es sonst eben kein Rechtsstaat mehr wäre. Zu den "Vorteilen" einer Diktatur gehört ja, daß die Herrscher dort nie an ihre Grenzen stoßen. Insofern stellt sich die Frage doch überhaupt nicht, da es zum Glück um ein "absolutes" Verbot geht. In Deutschland darf nun mal nicht gefoltert werden. Auch nicht "ein bißchen" und auch nicht "in ganz seltenen Ausnahmefällen". Es darf auch nicht damit gedroht werden. Und wenn sich ein Polizist darüber hinwegsetzt, macht er sich strafbar. Ob allerdings das milde Urteil gegen den stellvertretenden Frankfurter Polizeipräsidenten abschreckende Wirkung auf andere übereifrige Beamte haben wird, wage ich zu bezweifeln.

Und dennoch hat der Fall auf sehr erfreuliche Art bewiesen, daß Deutschland nach wie vor ein Rechtsstaat ist. Dazu gehört auch, daß niemand von uns gezwungen wird, in diesem Land zu leben. Wer also meint, hier würde Täterschutz über das Interesse der Opfer gestellt, findet zum Beispiel in den USA diesbezüglich geradezu paradiesische Verhältnisse. Denn dort steht nicht die Resozialisierung des Verurteilten im Vordergrund, sondern es herrscht noch immer das Prinzip Rache wie noch vor hundert Jahren. Und wie man weiß, darf "in Ausnahmefällen" natürlich auch munter gefoltert werden.

Vielleicht schaue ich mir die nächste Staffel von "24" doch noch an, wenn sich Jack Bauer vor Gericht für seine Taten verantworten muß. Ich liebe nämlich die patriotischen amerikanischen Justiz-Dramen, bei denen am Ende kein Zweifel darüber besteht, daß ein US-Richter immer weise und gerecht urteilt, daß das Justizsystem das beste der Welt ist und wie maßgeschneidert zu einem Staat paßt, der für alle übrigen Länder Vorbildcharakter hat.

Und damit das auch so bleibt und dieser tolle Staat nicht von den unchristlichen Schurken aus diesen islamischen Drecksländern bedroht werden kann, darf der smarte Jack Bauer halt weiterhin foltern und morden. Er tut es ja für einen guten Zweck. Er tut es für Amerika und somit für uns alle. Daher gehört der Mann auch nicht in die Abteilung Terror-Abwehr. Der Mann gehört ins Weiße Haus als nächster Präsident der Vereinigten Staaten ;-)

Gruß Ben