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1. June 2008, 12:45   #276
Ben-99
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... das "Fräuleinwunder" aus Ösiland interviewt einen der "abgelutschtesten Promis des Landes" *g*. Wenigstens bei der "Zeit" traut sich endlich mal ein Autor, den Schwachsinn beim Namen zu nennen. Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und daran erinnern, daß, zumindest rein rechnerisch nach Abzug ihrer "Verlies"-Jahre, Natascha Kampusch eine Frau mit der Lebenserfahrung einer 12jährigen ist und somit gänzlich ungeeignet, "Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur, Musik und Literatur, Wissenschaft und Politik" vor laufender Kamera zu befragen.

Da könnte man auch gleich ein schulpflichtiges Kind als Moderator nehmen, das dann die vorher von Erwachsenen formulierten Fragen entweder vom Blatt oder Teleprompter abliest oder das auswendig Gelernte runterrattert. Rein theoretisch könnte sich auf diese Weise auch ein 9jähriger mit einem Physikprofessor über die Quantentheorie "unterhalten" ;-)

Gruß Ben

Zitat:
Das österreichische Fräuleinwunder Natascha Kampusch, mittlerweile 20 Jahre alt, präsentiert sich als Moderatorin ihrer eigenen Talkshow. (...) Das ganze ist natürlich ein Medienereignis, weil Kampusch eine Medienprinzessin geworden ist, von der die Öffentlichkeit seit zwei Jahren nicht genug kriegen kann – ein ebenso öffentliches Opfer wie ein Opfer der Öffentlichkeit.

(...)

Alle spielten mit: Die Teufelsreporter der Yellow Press, deren Job solche Treibjagden ja sind, aber auch die schändlichen Bedächtnisträger des öffentlich-rechtlichen Fernsehenssenders ORF, die das Schicksal der Entflohenen in die fürsorgliche Geiselhaft ihrer Berichterstattung nahmen. Das ging Monate so. So genannte Berater und Betreuer schnürten Deal um Deal und meinten den medialen Overkill in Bahnen lenken zu können, die sie bestimmten. Ein Anfängerfehler, man weiß.

(...)

Sollte der TV-Talk jener Notausgang sein, durch den Natascha Kampusch hofft aus diesem Teufelskreis auszubrechen, so ist diese Strategie von vornherein zum Scheitern verurteilt – und das müssten auch die PR-Fritzen, Juristen und Psychiater an ihrer Seite wissen. Natürlich ist die Sendung eine Travestie, vergleichbar all jenen schrillen Fernsehdarbietungen, in denen sich exaltierte Figuren aus der Partyszene zum Narren machen. (...) Eine Gruppe sehr eitler und sehr selbstsüchtiger Fachexperten, die sich ihrer annahm wie eines Leckerbissens, drillten sie darauf, ihre Haut so gut und gewinnbringend zu verkaufen, wie nur irgend möglich. So erntete sie ihre Erfolgserlebnisse: Wenn sie Audienzen gewährte, bei denen sie gewunden und altklug über ihr Dasein Auskunft erteilte.

(...)

Ihr erster Talkgast, der Ex-Rennfahrer und Fluglinien-Betreiber Niki Lauda ist einer abgelutschtesten Promis des Landes, der in dem Gespräch zum tausendsten Mal von seinem despotischen Großvater und seinem beinahe tödlichen Unfall am Nürburgring erzählt. Dennoch drängten sich bei der Preview der Show am Freitag vier Dutzend Medienmenschen, als ein neues Kapitel in der Geschichte des österreichischen Voyeurismus aufgeschlagen wurde. Niemand lachte, als verkündet wurde, Natascha Kampusch stelle sich deshalb dieser Fernsehquetsche zur Verfügung, weil sie „hier alle künstlerische Freiheiten genießt.“

Kann man das noch toppen? Klar. Natascha Kampusch trifft ihre Schicksalsgefährtin aus Amstetten. Aber das wäre dann wohl eher etwas für das österreichische Staatsfernsehen.

Erstmal am Sonntag wird sich das österreichische Fräuleinwunder Natascha Kampusch als Moderatorin ihrer eigenen Talkshow versuchen – doch was kann sie damit erreichen?