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9. September 2006, 08:08   #26
Ben-99
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Zitat:
Zitat von Dracaena

habt ihr sie eigentlich noch alle???
... nun, Dracaena, unsere zynischen Bemerkungen sind eine wie ich meine nur allzu verständliche Reaktion auf die bizarren Meldungen, die man täglich über den Fall liest. Hier ist wieder so eine:

Zitat:
Inzwischen wurde das Entführungsopfer für den "Women’s World Award" von Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow nominiert.

Natascha trauert am Sarg ihres Entführers
Also beantrage ich folgerichtig, daß man ihr schon mal vorab für ihr angekündigtes Buch den Literatur-Nobelpreis verleihen sollte. Warum? Na, weil es halt Natascha ist – derzeit wohl die einzige Frau auf der Welt, die alles tun und lassen, behaupten und fordern kann, ohne daß es jemand wagt, sie auf Widersprüche aufmerksam zu machen oder sonstwie ihre abenteuerlichen Erzählungen in irgendeiner Weise anzuzweifeln.

Wäre das Geisel-Opfer aus dem "Keller-Verlies" in einer erbärmlichen Verfassung gewesen, noch Monate oder gar Jahre unfähig vor fremden Menschen über ihre Qualen zu berichten, hätte man gesagt: Das ist doch nur natürlich. Nun saß sie aber schon nach 14 Tagen vor einem Millionen-Publikum und moderierte die erste Folge der neuen "Natascha-Show". Oder wie soll man ein angebliches "Interview" nennen, das von Anfang bis Ende inszeniert war und der Redakteur nur als Stichwort-Geber für teilweise auswendig gelernte Antworten fungierte? Sie bestimmte, was er fragen durfte, sie legte vorher fest, worüber sie sprechen will und worüber nicht. Ein angebliches Opfer, das auf diese Weise souverän die Fäden in der Hand hält, wirkt auf mich unglaubwürdig.

Aber die Psychologen haben natürlich auf alles eine Antwort und werden sicherlich auch noch eine "plausible" Begründung dafür finden, daß das Opfer nicht etwa zu zittern beginnt und Schweißausbrüche bekommt, wenn man es auch nur in die Nähe des Tatorts bringt, sondern sie möchte sogar in dem Haus wohnen, in dem sie angeblich so lange Zeit im Keller eingekerkert war. Und was sie über ihre Gedanken als 10jährige in dem Moment ihrer Entführung erzählte, war so grotesk, daß man sich wundert, wie viele Leute ihr so einen Quark widerspruchslos abnehmen. Denn das kleine Mädchen hat nicht etwa vor Angst geschrieen, sondern die Lage sofort cool gepeilt, daß man sie zwar umbringen will, der Täter aber "Defizite" aufweist, so daß sie vielleicht doch noch eine Chance hat. Ja, natürlich, genau so denkt ein 10jähriges Mädchen, das man in einen Kastenwagen zerrt. Und wie man sich auch ohne Schulbildung sprachlich wie eine Hochschulabsolventin ausdrücken kann, haben wir ja nun auch gelernt – man muß nur regelmäßig einen bestimmten österreichischen Rundfunk-Sender einschalten.

Ich vermute, daß sie bisher auch den Ermittlungsbehörden nicht erzählt hat, was wirklich während der 8 Jahre in dem Haus geschah. Und das sind Profis, denen normalerweise Widersprüche bei Schilderungen von Opfern sofort auffallen. Warum man bei Natascha offensichtlich alles für bare Münze nimmt, ist mir unverständlich. Und solange sie den Kripo-Beamten nicht reinen Wein einschenkt, hätte man alles unternehmen sollen, um den Fernseh-Auftritt zu verhindern. Auch das Argument der ORF-Verantwortlichen ist an Heuchelei kaum zu überbieten, wenn man behauptet, es wäre zum Vorteil für die junge Frau, daß nun jeder ihr Gesicht kennt, weil das Interesse der Medien dann abnehmen würde. Das ist blanker Hohn und überdies in hohem Maße unverantwortlich.

Denn was wirklich mit ihr geschah, weiß bis jetzt niemand. Vielleicht hat sie tatsächlich Schlimmes erlebt – zumindest in der ersten Zeit nach ihrer Entführung. Und so gebe ich auch Lost Arrow recht, wenn er schreibt, daß vor allem die sogenannten "Berater" versagt haben. Wenn man aber so viel Widersprüchliches vorgesetzt bekommt und mit immer neuen bizarren Meldungen zum Fall Kampusch konfrontiert wird, reizt es natürlich, sich darüber lustig zu machen. Zumal bisher nicht eine einzige Zeitung den Mut aufgebracht hat, zumindest Teile von Nataschas Erzählungen anzuzweifeln, deren "Logik" eigentlich für Leute mit gesundem Menschenverstand nur schwer vermittelbar sein sollte.

Gruß Ben