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9. August 2002, 08:07   #5
jupp11
 
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Hier noch ein Gedicht von ihm, das zeigt, dass sich die Probleme im Grunde nicht geändert haben.

Zitat:
Jahrgang 1899

Wir haben die Frauen zu Bett gebracht,
als die Männer in Frankreich standen.
Wir hatten uns das viel schöner gedacht.
Wir waren nur Konfirmanden.

Dann holte man uns zum Militär,
bloß so als Kanonenfutter.
In der Schule wurden die Bänke leer,
zu Hause weinte die Mutter.

Dann gab es ein bißchen Revolution
und schneite Kartoffelflocken;
dann kamen die Frauen, wie früher schon,
und dann kamen die Gonokokken.

Inzwischen verlor der Alte sein Geld,
da wurden wir Nachtstudenten.
Bei Tag waren wir bureau-angestellt
und rechneten mit Prozenten.

Dann hätte sie fast ein Kind gehabt
ob von dir, ob von mir - was weiß ich!
Das hat ihr ein Freund von uns ausgeschabt,
Und nächstens werden wir Dreißig.

Wir haben sogar ein Examen gemacht
und das meiste schon wieder vergessen.
Jetzt sind wir allein bei Tag und bei Nacht
und haben nichts Rechtes zu fressen!

Wir haben der Welt in die Schnauze geguckt,
anstatt mit Puppen zu spielen.
Wir haben der Welt auf die Weste gespuckt,
soweit wir vor Ypern nicht fielen.

Man hat unsern Körper und hat unsern Geist
ein wenig zu wenig gekräftigt.
Man hat uns zu lange, zu früh und zumeist
in der Weltgeschichte beschäftigt!

Die Alten behaupten, es würde nun Zeit
für uns zum Säen und Ernten.
Noch einen Moment. Bald sind wir bereit.
Noch einen Moment. Bald ist es so weit!
Dann zeigen wir euch, was wir lernten!
#info
Die belgische Stadt Ypern liegt etwa 50 Kilometer südwestlich von Brügge in der westflandrischen Ebene. Sie zählt heute 35 000 Einwohner und ist Bezirksverwaltungssitz.

Im 1. Weltkrieg wurde diese schöne Stadt vier Jahre lang von den deutschen Truppen beschossen und deshalb stark zerstört. Ihr Wiederaufbau dauerte mehr als 40 Jahre.
Von 1914 bis 1918 fielen im Ypern Bogen etwa eine halbe Million Soldaten. Sie sind auf ca. 170 Friedhöfen, verstreut im Umland der Stadt, beerdigt.