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4. September 2005, 16:49   #13
Ben-99
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... daß man als Deutscher krampfhaft versucht, "amerikanischer" zu sein als die US-Bürger selbst, will mir nicht in den Kopf. Aber tw_24, dessen Ansichten sich ja sonst häufig mit meinen decken, weiß ja, daß wir hinsichtlich der wunderlichen Weltanschauung der sogenannten "Antideutschen" gänzlich unterschiedlicher Meinung sind.

Aber die in ihrem politischen Denken isolierten und auch oft ziemlich rätselhaften "Bahamas"-Insulaner verehren nun mal ihren geliebten "König der Welt" - egal, was dieser Tölpel wieder mal angestellt hat. Und die Amerikaner, von denen sich immer mehr für ihren Präsidenten schämen, sind natürlich alle doof, weil sie nicht begreifen wollen, wie wertvoll dieser großartige Staatsmann für ihr Land und für die ganze Welt ist.

Dabei zeigt das Amerika des George W. Bush gerade jetzt bei der Katastrophe in New Orleans besonders deutlich sein wahres Gesicht: Es ist die häßliche Fratze einer kapitalistischen Gesellschaft, in der brutale Gewalt und staatlicher Rassismus für den Tod Tausender schwarzer Bürger verantwortlich ist. Und wer das verharmlost, belügt sich selbst oder muß blind und taub zugleich sein, wenn er nicht mitbekommt, was darüber zur Zeit in nahezu allen Medien berichtet wird.

So hat auch die "Süddeutsche Zeitung" dem Thema Rassismus in den USA einen Artikel gewidmet, der uns unter anderem mit erschreckenden Zahlen konfrontiert:

Zitat:
Ein bekanntes Beispiel für die anhaltende Benachteiligung der Schwarzen ist das Gesundheitssystem. Zwischen 1991 und 2000 hätten einer Untersuchung zufolge 886.000 schwarze Menschen nicht sterben müssen, wenn sie den gleichen Zugang zu medizinischer Versorgung gehabt hätten wie Weiße. Bürgerrechtler sehen hier Parallelen zur Reaktion der US-Behörden auf das Hurrikan-Desaster.

http://www.sueddeutsche.de/,tt1m3/pa...kel/900/59841/
Die Zahlen machen deutlich, daß man in den USA auch schon vor Bush Schwarze krepieren ließ, weil sie in dem angeblich so "freien" demokratischen Land nach wie vor nur Bürger 2. Klasse sind. Das kann man auch nicht überschminken, wenn man eine Farbige als Außenministerin zur mächtigsten Frau der Welt macht.

Aber als Kanonenfutter in Vietnam, im Irak oder in Afghanistan eignen sich die "Mohren" vorzüglich, wo sie dann im Kampf "für Menschenrechte" in fernen Ländern sterben, nachdem man sie vorher zwang, Zivilisten zu foltern und zu erschießen und ganze Städte kaputt zu bomben. Alles im Namen der "Freiheit" natürlich und zum Wohl fremder unterdrückter Völker. Nur daheim im eigenen Land würde man am liebsten noch immer die "Nigger unerwünscht"-Schilder vor Restaurant-Türen hängen, Harlem wieder zu einem Ghetto machen und erneut die Sklaverei einführen.

"Alle Weißen sind oben in den Hotels" heißt die Überschrift des Artikels, in dem bestätigt wird, was auch von Sacki schon erwähnt wurde. So wird der in New Orleans durch die Flut hochgespülte Rassimus noch dramatische Folgen in den USA haben. Und es steht zu befürchten, daß noch ganz andere Dämme brechen könnten, wenn es zu bürgerkriegsartigen Zuständen kommt, bei denen militante Farbige ihre Wut freien Lauf lassen und in blutigen Straßenkämpfen von der weißen Oberschicht fordern, endlich auch mal im eigenen Land für Gleichheit, Gerechtigkeit und Einhaltung der Menschenrechte zu sorgen, bevor wieder Milliarden für den nächsten Krieg verpulvert werden.

Gruß Ben

Zitat:
Unterschwellig kochte es schon seit Tagen. Angesichts der ausbleibenden Hilfe begannen Hurrikan-Opfer zu fragen, ob es schneller Wasser und Nahrung, schneller ein Dach über den Kopf für die Obdachlosen gegeben hätte, wenn es sich um Weiße handeln würde.

"Wir zählen einfach nicht so viel in Washington", sagte etwa die Schwarze Loretta Creel aus New Orleans dem Sender CNN, und die Washington Post zitierte die erschöpfte Bernadette Washington mit den Worten: "Es ist so, als wären wir Schwarze verdammt."

Die Fotos aus dem Katastrophengebiet in New Orleans gleichen sich: Sie zeigen verzweifelte und ängstliche Menschen, meist von schwarzer Hautfarbe.

Die Folgen des Hurrikans Katrina treffen die Ärmsten der Armen in der überfluteten Stadt. Viele Schwarze beklagen nun, dass sie noch immer auf Hilfe und Versorgung warten müssen, während ihre weißen Nachbarn längst in Sicherheit gebracht wurden.

"Hier sehe ich nur Schwarze", sagt Cassandra Robinson, die mit ihrer Familie tagelang auf einem Parkplatz am Convention Center von New Orleans ausharrte. "Alle Weißen sind oben in den Hotels." Vor dem Eintreffen von Katrina waren nach Angaben von Bürgermeister Ray Nagin schon 80 Prozent der Einwohner evakuiert worden.

Diejenigen, die zurückblieben, waren Menschen ohne Autos und Geld, viele von ihnen aus dem Bezirk Orleans Parish. Dort leben zu zwei Dritteln Schwarze. Ein Fünftel der Bewohner verdient weniger als 10.000 Dollar im Jahr (8.000 Euro), und fast 27.000 Familien leben unter der Armutsgrenze.

Mehrere prominente Schwarze übten am Wochenende scharfe Kritik an den Behörden. Bürgerrechtler Jesse Jackson sagte: "In New Orleans, wo die Sklavenschiffe angekommen sind, ist das Erbe von 246 Jahren Sklaverei und Unterdrückung heute ungebrochen."

(...)

"Ich glaube, dass das Land anders reagieren würde, wenn es weiße Alte und weiße Babys wären, die in den Straßen sterben und unter Zeitungen und Decken zurückgelassen werden", sagt David Billings von der Organisation People’s Institute, die seit 25 Jahren gegen Rassismus kämpft.

Auch der schwarze Farmer Ben Burkett rechnet nicht damit, die gleichen Hilfen wie seine weißen Kollegen zu bekommen. "Vor dem Auge des Sturms waren alle gleich, schwarz oder weiß, reich oder arm“, sagt der Bauer, dessen gesamtes Ackerland von "Katrina" zerstört wurde. "Aber glaub mir, wenn die Hilfe anläuft - und bis jetzt haben wir davon noch nichts gesehen - wird der kleine Bauer als Letzter dran sein, und der kleine schwarze Bauer als Allerletzter. Davon gehe ich aus, denn so ist es schon immer gewesen."