Einzelnen Beitrag anzeigen
6. August 2003, 23:02   #7
sara
 
Registriert seit: March 2003
Beiträge: 634
Boomer hat mal vor Ewigkeiten folgende Geschichte auf dem Kaletasboard gepostet. Ich hoffe, er verzeiht mir, dass ich sie hierherbeame ....

Zitat:
Als ich ein Welpe war, unterhielt ich Dich mit meinen Possen und ließ Dich lachen. Du nanntest mich Dein Kind, und trotz einiger gekauter Schuhe und einiger zur Strecke gebrachter Kissen, ich wurde Dein bester Freund. Immer wenn ich "böse" war, hast Du mit Deinem Finger geschüttelt und gefragt, "wie konntest Du?" - aber dann musstest Du immer nachgeben, und mich herumdrehen, um mir den Bauch zu kraulen.

Meine Erziehung nahm etwas mehr Zeit in Anspruch als erwartet, weil Du schrecklich beschäftigt warst, aber wir arbeiteten gemeinsam dadran. Ich erinnere mich an jene Nächte, wo ich schnüffelnd neben Dir im Bett lag und Deinen vertrauten und geheimen Träumen zuhörte. Wir gingen lange Wege und Spaziergänge im Park, Autofahrten, waren Eis essen (ich erhielt nur die Waffel, weil " Eiscreme für Hunde schlecht ist, " sagtest Du). Und ich nahm lange Sonnenbäder, während ich auf Deine Rückkehr wartete, wenn Du am Ende des langen Tages nach Hause kamst.

Stufenweise begannst Du, mehr Zeit bei der Arbeit und auf Deine Karriere zu investieren. Auch verbrachtest Du immer mehr Zeit damit, nach einem menschlichen Gefährten zu suchen. Ich wartete geduldig auf Dich, tröstete Dich Durch Leid und Enttäuschungen, habe Dich nie gescholten für schlechte Entscheidungen und reagierte mit Fröhlichkeit auf Deine Heimkehr, auch als Du Dich verliebtest.

Sie, jetzt Deine Frau, ist keine "Hunde-Person", dennoch begrüßte ich sie in unserem Haus, versuchte, ihr Zuneigung zu zeigen und folgte ihr. Ich war glücklich, weil Du glücklich warst. Dann kamen die menschlichen Babys, und ich teilte Eure Aufregung. Ich war Durch ihre Rosa-Farbe fasziniert, wie sie rochen und ich wollte sie auch "bemuttern", genau wie ihr. Nur, ihr ward beunruhigt und hattet Angst, daß ich sie verletzen könnte, und so war ich den größten Teil meiner Zeit in einen anderen Raum verbannt oder verbrachte den Tag in einer Lattenkiste eingesperrt. Oh, wie sehr ich Euch lieben wollte, aber ich wurde ein "Häftling der Liebe".

Als die Kinder größer wurden, wurde ich ihr Freund. Sie hielten sich an meinem Fell fest und hielten sich auf wackeligen Beinen, stießen ihre Finger in meine Augen, untersuchten meine Ohren, und gaben mir Küsse auf meine Nase. Ich liebte alles an ihnen und ihre Berührungen - weil Deine Berührung jetzt so selten war - und ich hätte sie, notfalls mit meinem Leben, verteidigt.

Es hat eine Zeit gegeben, als andere Dich fragten, ob Du einen Hund hättest, da holtest Du ein Foto von mir aus Deiner Geldbörse und erzähltest ihnen Geschichten über mich. Die letzten Jahre antwortetest Du darauf mit "ja" kurz und knapp und wechseltest dann das Thema. Ich wurde von "dein Hund" zu "ach, nur ein Hund".

Jetzt hast Du eine neue Karriere-Gelegenheit in einer anderen Stadt, und ihr werdet in eine Wohnung ziehen, wo Haustiere nicht erlaubt sind. Du hast die "richtige" Entscheidung für Deine "Familie" getroffen, aber es gab eine Zeit, als ich Deine einzige Familie war.

Ich war über die Autofahrt aufgeregt, bis wir das Tierheim erreichten. Es roch nach Hunden und Katzen, Furcht, Hoffnungslosigkeit. Du fülltest die notwendigen Papiere aus und sagtest "ich weiß, daß Sie ein gutes Haus für sie finden werden". Die Mitarbeiter dort zuckten zusammen und warfen dir einen schmerzlichen Blick zu. Sie kennen die Realität, die einem Hund mittleren Alters, sogar einem mit "Papieren" bevorstehen. Du musstest die Finger Deines Sohnes aus meinem Fell lösen und mit anhören, wie er "Nein, Vati!" schrie. "Bitte lass nicht meinen Hund hier!" Und ich sorgte mich um ihn, und darüber, welche Lektion Du ihm gerade über Freundschaft und Loyalität, über Liebe und Verantwortung, und über Rücksicht für das ganze Leben gelehrt hattest. Du gabst mir ein "Auf Wiedersehen!", streicheltest mich richtig auf den Kopf, vermiedest aber meine Augen und weigertest Dich höflich, meine Leine mitzunehmen. Du hattest einen "Stichtag", an den Du Dich halten musstest, und jetzt habe ich auch einen.

Nachdem Du weg warst, sagten die zwei netten Damen, daß Sie wahrscheinlich wüßten, was kommen würde und keinen Versuch machten, für mich ein anderes gutes Haus zu finden. Sie schüttelten ihre Köpfe und fragten "wie konnten sie?". Sie sind gegenüber uns hier so aufmerksam, wie ihre wenige Zeit erlaubt. Sie füttern uns, selbstverständlich, aber ich verlor meinen Appetit - schon Tage vorher. Zuerst, wann auch immer irgend jemand an meinem Zwinger vorbeikam, eilte ich nach vorne, in der Hoffnung, daß ihr es wärt, daß ihr eure Meinung geändert hättet - daß das ganze nur ein schlechter Traum war oder ich hoffte, daß es zumindest jemand sein würde, der sich irgendwie um mich sorgte, der mich retten könnte. Als ich begriff, daß ich gegen die herumtollend für Aufmerksamkeit sorgenden, glücklichen Welpen keine Chance hatte, zog ich mich in eine der hinteren Ecken zurück und wartete.

Ich hörte ihre Schritte, als sie am Ende des Tages kam und mich entlang des Ganges führte in einen abgetrennten Raum, der auspolstert war. Ein beruhigender und glückseliger Raum. Sie stellte mich auf den Tisch und kraulte meine Ohren und sagte mir, ich brauche mich nicht zu sorgen. Mein Herz hämmerte, vor Aufregung, was da kommen sollte, aber ich hatte auch ein Gefühl der Entlastung. Ich, der "Häftling der Liebe" hatte hier viele Tage verbracht. Wie es meine Natur ist, war ich über sie mehr besorgt als über mich. Die Belastung, die sie trägt, wiegt schwer auf ihr, und ich weiß das auf dieselbe Weise, auf die ich jede Deiner Stimmung kannte.

Sie legte vorsichtig eine Aderpresse um mein Vorderbein, als eine Träne über ihre Wange rann. Ich leckte ihre Hand genauso, wie ich es pflegte, Dich vor sovielen Jahren zu trösten. Sie ließ erfahren die Spritze in meine Ader gleiten. Als ich den Stich und die kühle Flüssigkeit fühlte die in meinen Körper floss, legte ich mich schläfrig hin, blickte in ihre freundlichen Augen und murmelte "wie konntest Du?".

Vielleicht, weil sie meine Hundesprache verstand, sagte sie "ich bedauere es so sehr". Sie umarmte mich, und erklärte , daß es ihr Job war, sich zu überzeugen, daß ich an einen besseren Platz ging, wo ich nicht ignoriert oder mißbraucht oder aufgegeben würde, oder für mich selbst kämpfen müsste, an einen Platz der Liebe und so sehr anders als an diesem irdischen Platz. Und mit meinem letzten Rest der Energie versuchte ich, ihr mit einem Schlag meines Schwanzes zu zeigen, daß mein "Wie konntest Du?" nicht an sie gerichtet war. Du warst es, mein Freund, an den ich dachte. Ich werde an Dich denken und immer auf Dich warten.

Möge jeder in Deinem Leben es fortsetzen, dir soviel Loyalität zu zeigen.

Wie konntest Du nur?
Ich bin da nie drüber weggekommen muss ich gestehen und habe dieses Posting von ihm schon oft in stillen Momenten wieder und wieder gelesen.