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19. May 2007, 22:31   #8
Ben-99
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... heute wird das Ableben von 3 deutschen Soldaten in Afghanistan vermeldet, und Malzi bläst gleich wieder die Backen auf, als wäre es ein Skandal, daß in einem Angriffskrieg, an dem sich Deutschland ohne Zwang beteiligt, nicht nur täglich Dutzende Taliban-Kämpfer und afghanische Zivilisten von unseren alliierten Truppen ins Jenseits befördert werden, sondern hin und wieder auch mal eigene Soldaten auf der Strecke bleiben:

Zitat:
Zitat von Malzi

Diese traurige, für die Angehörigen entsetzliche Nachricht kommt überraschend. Aber es war zu befürchten, dass der Krieg in Afghanistan erneut deutsche Opfer fordern würde.

Kommentar: Tod in Kunduz
So ist es. Und wer ist nun schuld daran, daß sich der Krieg, äh, ich meine natürlich der "militärische Einsatz, der die Afghanen vor einem neuen Steinzeit-Islamismus bewahren soll" (Originalton Malzi) ähnlich wie im Irak in eine ganz andere und eben kaum noch kontrollierbare Richtung entwickelt? Natürlich sind wieder mal die schlimmen Linken daran schuld, wer denn sonst? Malzi in seinem gewohnt dümmlichen Linkshasser-Zorn: "Denn die Parolen des plumpen Pazifismus werden heute in der Bundesrepublik so bejubelt wie früher der begeisterte Marsch an die Front."

War ja klar, daß nach dem "plumpen Antiamerikanismus" irgendwann auch der "plumpe Pazifismus" von Leuten wie Mohrchen und Malzi beklagt werden wird. Denn wer gegen Krieg ist, ist heute total out, ein erbärmlicher Loser und Hinterwäldler noch dazu. Und solche Luschen wählen ja bekanntlich nur die Grünen oder die Linkspartei. Ihre Charakterschwäche und Verlogenheit hat zum Glück auch Malzi gleich erkannt: "Die Wirklichkeit und das Schicksal der Menschen in Afghanistan spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle, die deutsche Außenpolitik wird immer mehr zu einer Funktion der Innenpolitik. Diese Grundverlogenheit wird von der deutschen Politik ständig erneuert."

Nur gut, daß so wackere Journalisten wie Claus Christian Malzahn immer noch genau wissen, warum der Westen überhaupt den Krieg gegen Afghanistan begonnen hat:

Zitat:
Das Ziel der westlichen Intervention in Afghanistan war, das Land nach über 20 Jahren Dauerkrieg zu stabilisieren - und zu demokratisieren. Eine Rückkehr der Taliban an die Macht würde nicht nur für die Bevölkerung - vor allem Frauen und Mädchen - eine Katastrophe bedeuten. Im schlimmsten Fall wäre ein Domino-Effekt zu befürchten - nicht nur für den Westen ein Albtraum-Szenario.
Tja, lieber Malzi, der von Dir beschriebene "Domino-Effekt" könnte nicht nur durch den Afghanistan-Krieg eintreten, sondern solche "Effekte" entstehen naturgemäß eigentlich immer, wenn machtgeile westliche Länder versuchen, durch Waffengewalt andere Staaten zu unterdrücken und dabei auch bedauerlicherweise immer wieder "Frauen und Mädchen" zu Schaden kommen. Das war schon in Korea so, später in Vietnam, und jetzt kann man den "Effekt" besonders gut im Irak bewundern. Was Malzi und andere kriegsgeilen "Neo-Imperialisten" nicht kapieren wollen: Wer Angriffskriege führt und sich aus vorwiegend wirtschaftlichen Gründe in die Belange anderer souveräner Staaten einmischt, darf sich nun mal nicht über solche "Effekte" wundern, die die Welt immer mehr zu einem brodelnden Kessel machen, der irgendwann mit Getöse platzen und dabei wieder mal Millionen Menschen zu Asche verglühen lassen wird.

Malzi sieht das aber anders:

Zitat:
Aber solche leider ausgesprochen düsteren Szenarien sind kompliziert und von der deutschen Politik Lichtjahre entfernt. In der Riesling-Republik Deutschland betreibt man Außenpolitik lieber gemütlich-versöhnlich - wie einen Rundgang über ein pfälzisches Weinfest. Man solle die Taliban doch einfach mal zu einer Friedenskonferenz einladen, schlug kürzlich der SPD-Chef und rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck der afghanischen Regierung vor. Also dass der Karzai da noch nicht drauf gekommen ist! Am besten schicken wir dem Taliban ein Dutzend Kisten Liebfrauenmilch und ein paar Weinköniginnen hinterher, dann wird er sich schon wieder beruhigen!
Wie gut, daß seriöse "Spiegel-Online"-Schreiber nie polemisch argumentieren, schon gar nicht, wenn sie wie Malzi Chef des Politik-Ressorts sind. Dabei findet er am Ende seines Beitrags sogar doch noch zur Realität zurück:

Zitat:
Doch je stärker die politischen Zweifel an dem Out-of-area-Einsatz im Westen wird, desto heftiger werden die Angriffe auf die westlichen Truppen sein. Am Ende könnte tatsächlich der Abzug der Bundeswehr stehen. Doch was dann in Deutschland als Sieg der Friedenspolitik verkauft werden würde, wäre für Afghanistan nichts anderes als ein Rückfall in die Zeiten des schlimmsten Krieges.
Schön, daß er das einsieht. Jetzt müßten nur noch mehr kriegsgeile Spinner kapieren, daß es außer den Toten, dem Elend ihrer Angehörigen und den verbrannten Milliarden Dollar noch nie etwas gebracht hat, wenn man sich aus dem naturgemäß reichhaltigen Angebot "böser" Staaten jeweils immer nur willkürlich ein einziges Land aussucht, das man dann auf schreckliche Weise "befreien" will. Solchen tumben Kaspern kann ich nur raten, sich zum Beispiel mal einige der vielen afrikanischen Staaten anzusehen, in denen täglich unschuldige Menschen von gemeingefährlichen Despoten massakriert werden. Doch an Ländern, in denen keine kostbaren Rohstoffe locken, hat der Westen noch nie Interesse gezeigt.

Das galt sogar für Deutschland, als die Amerikaner beim Überflug zwar Luftaufnahmen von den rauchenden Schloten der Verbrennungsöfen in Auschwitz gemacht hatten, aber nicht wirklich Lust verspürten, dem mörderischen Treiben ein Ende zu bereiten. Deshalb wurde Deutschland ja auch erst später durch die Russen befreit. Obwohl, na ja, eigentlich wollten sich unsere Großeltern gar nicht "befreien" lassen. Doch das ist wieder ein ganz anderes Thema ;-)

Und das Schicksal der Millionen Juden, Sinti, Roma, Homosexuellen und sozialistischen und kommunistischen Regimegegner, die damals seit Jahren in Deutschland gequält und ermordet wurden, war den Alliierten damals sowieso egal. Sie wollten, wie Hitler, einfach nur den Krieg gewinnen. Also sollten heute auch Leute wie Malzi nicht so ein Tamtam darum machen und lieber cool eingestehen: Yeah, es ist so verdammt geil, sich hin und weder ein paar "rückständige" Länder auszugucken, die wir dann unter Einsatz unserer nur von uns kontrollierten Massenvernichtungswaffen in die Knie zwingen. Und wenn uns das wider Erwarten nicht gelingen sollte, sind natürlich wie immer nur die scheiß "Pazifisten" und überhaupt die gräßlichen "Linken" schuld, die uns "Friedensstifter" schon immer in den Rücken gefallen sind.

Es sollte noch viel mehr solcher klugen Kommentatoren geben, die uns die Welt so anschaulich wie Mohrchen + Malzi erklären ;-)

Gruß Ben