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8. June 2006, 23:28   #14
Ben-99
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... sehe ich alles genauso. Und er will ja seit neuestem sogar, daß sich die USA auch offiziell nicht mehr an die Genfer Konventionen gebunden fühlen müssen. Weil er wohl inzwischen einsieht, daß man zwar Kriegsgefangene nicht mehr (so oft) foltern sollte, aber die Erlaubnis, daß man sie nach Herzenslust wenigstens erniedrigen darf, möchte er ab jetzt auch noch amtlich bestätigt haben. Feine Sache, weil dann niemand mehr dafür angeklagt werden kann, daß man dem nackten Gefangenen während des "Verhörs" einen getragenen Damen-Slip über den Kopf stülpt oder er von einer halbnackten amerikanischen Soldatin mit ihrem Menstruations-Blut beschmiert wird. Denn: Das tut ja nicht weh, ist somit auch keine "Folter", sondern "nur" so ein bissi "erniedrigend".

So sieht die häßliche Fratze des heutigen Amerika aus, nachdem George Bush ein paar Jahre an der Macht ist.

Und das Schlimme ist, wir haben uns längst an solche Meldungen gewöhnt und halten sie allmählich für "normal", weil sie ja auch in einem so normalen, beinahe harmlosen Sprachstil von den Agenturen verbreitet werden. Denn schließlich sind wir immer noch offiziell mit den USA befreundet, und daran müssen sich sogar kritische Zeitungen halten. Und jetzt müssen wir uns auch noch auf den Besuch von George Bush freuen, wenn er im nächsten Monat seine neue Freundin Angie in ihrer kalten Heimat in der Provinz besucht. Und natürlich haben die dafür eingeplanten 15.000 Polizisten nichts Besseres zu tun, als diesen aufdringlichen Typen zu beschützen:

15 000 Polizisten sollen Bush schützen

Was hätten wir alle gelacht, wenn vor 10 Jahren jemand behauptet hätte: Ein amerikanischer Präsident würde mal irgendwann die Welt belügen, um einen von der Uno nicht sanktionierten Angriffskrieg zu führen, das Land dann jahrelang zu besetzen und wie damals in Vietnam wahllos Zivilisten zu massakrieren?

Hätte es jemand von uns für möglich gehalten, daß ein amerikanischer Präsident, der sich als "Führer der westlichen Welt" sieht, KZs in Guantanamo und anderswo einrichtet, in denen sogar 14jährige gefoltert werden? Oder daß ein Verteidigungsminister der Bush-Regierung auch weiterhin im Amt bleibt, obwohl er systematische Folterungen in irakischen Gefängnissen angeordnet hat?

Hättet Ihr Euch je vorstellen können, daß mit Wissen deutscher Behörden ein amerikanischer Präsident deutsche Staatsbürger kidnappen und in ausländische geheime Internierungslager verschleppen läßt und Millionen seiner amerikanischen Landsleute heimlich überwacht, indem er die privaten Telefonate abhören läßt?

Und heute ist es auch "normal", daß der US-Vize-Präsident Dick Cheney zwar korrekt sein ca. 200.000-Dollar-Jahreseinkommen versteuert, was tatsächlich nicht zu hoch ist, dazu aber noch 10 Millionen Dollar Einnahmen, die er durch Aktien-Gewinne gutgeschrieben bekam. Denn der feine Herr hatte vorher in einer US-Öl-Firma gearbeitet, bei der es auch jetzt noch jedesmal in der Kasse klingelt, wenn der Preis für ein Barrel Öl am Weltmarkt steigt. Und dafür, daß er weiter steigt, sorgt sein Chef im Weißen Haus bei jeder neuen Kriegsdrohung gegen eines der wichtigsten ölfördernden Länder, mit denen ja auch schon Papa Bush früher seine einträglichen Geschäfte gemacht hat, weshalb es ja auch so viele Fotos gibt, die ihn in trauter Eintracht mit seinem damaligen Freund Saddam Hussein zeigen.

Wie gesagt: Wir hätten alle gelacht, wenn jemand vor 10 Jahren solche Dinge prognostiziert hätte. Und doch sind sie eingetreten. Und wir haben heute gar keine andere Wahl, als unseren "Verbündeten" George Bush und die inzwischen faschistisch regierte USA als "befreundeten" Staat zu tolerieren. Das einzige Positive daran ist, daß sich in letzter Zeit kaum noch ein Wirrkopf traut, von "plumpem Antiamerikanismus" zu faseln. Man kann heute sogar stolz darauf sein, wenn man schon vor Jahren so bezeichnet wurde.

Natürlich bin ich zur Zeit "Anti-Amerikaner" – wie jeder freiheitlich denkende Mensch auf der Welt. Und doch hoffe ich immer noch darauf, daß dieser Spuk mal irgendwann vorbei sein wird. Denn dafür gibt es einfach zu viel, was dieses Land auch liebenswert macht. Und neben der tumben Masse auf dem platten Land in Texas, Montana und anderswo gab es nicht nur in New York und L.A. auch immer sehr kluge Köpfe in den USA.

Und vielleicht sind die heute schlauer als wir Deutschen damals vor 70 Jahren und werden in letzter Minute doch noch einen Weg finden, wie man die USA wieder zu einem demokratischen Land zurückführen kann, vor dem die übrige Welt nicht mehr ausspuckt.

Gruß Ben