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10. February 2006, 18:35   #63
tw_24
 
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Zitat:
Zitat von Ben-99
Und, egal, wer es wagt, gegen diese Länder Kritik vorzubringen, sofort werden die beiden Einheitskeulen aus der Tasche gezogen: Auf der einen steht "plumper Antiamerikanismus" und die andere ist für "Antisemiten" gedacht, mit denen natürlich selbst der harmloseste Israel-Kritiker in einen Topf geworfen wird.
Hans-Christian Ströbele hat keine Kritik an Israel geübt, als er irakische Gasangriffe auf Israel für gerechtfertigt erklärte, sondern er hat - auch wenn das für ihn unnötig war - Saddam Hussein, der nur ein paar Jahre zuvor mit deutschem Gas an einem Tag in Halabja mindestens 5.000 Menschen töten ließ, für einen Angriff auf Israel einen rhetorischen Freibrief erteilt, indem er eben ausdrücklich Israel dafür die Verantwortung zuschob.

Hätte Saddam Hussein seine Drohung wahrgemacht, so wäre er nach Ströbeles Argumentation dennoch unschuldig. Kritik an israelischer Politik sollte, glaube ich, doch etwas anders aussehen. Das allerdings hat Ströbele bis heute so wenig begriffen wie den Unrechtscharakter des Regimes, dem Saddam Hussein vorstand, dem er seinerzeit in antiimperialistischer Solidarität die Begründung für einen Angriff auf Israel lieferte.

Was hätte der Hans-Christian wohl gesagt, wäre Tel Aviv erfolgreich mit irakischen Raketen, die deutsches Gas transportieren, angegriffen worden? Die Vergasten hätten damit rechnen müssen, weil sie die Palästinenser und überhaupt die Araber nicht ebenbürtig behandeln, wie das der Horst-Eberhard Richter so schön formulierte? Selber schuld also? Der Antisemit macht immer die Juden dafür verantwortlich, was er ihnen antut.

Was hatten die Bewohner Tel Avivs verbrochen, daß Hans-Christian Ströbele auch ihnen erklärte, Giftgas-Angriffe wären "die logische, fast zwingende Konsequenz der israelischen Politik gegenüber den Palästinensern und den arabischen Staaten"? Was haben irakische Opfer islamfaschistischer Terroristen verbrochen, daß er sie, wie bei Friedman geschehen, zu "Kollaborateuren" erklärt? Er ist es, der so die Opfer zu Schuldigen erklärt, der die Täter entschuldigt.

Wie wurden die Kinder zu "Kollaborateuren", also Schuldigen, die regelmäßig von Bomben zerfetzt werden, die der "Widerstand" im Irak zündet? (*) Die Alliierten töten ungewollt Unschuldige, für Hans-Christian Ströbele sind die Opfer terroristischer Anschläge immer schuldig, weil sie entweder "Besatzer" sind oder "Kollaborateure", mithin wohl legitime Ziele, niemals aber unschuldig. Unschuldige gibt es für ihn immer nur dann, kommen die USA ins Spiel. Menschenverachtung heißt Ströbele.

(*) Diese Frage habe ich - etwas ausführlicher - Hans-Christian Ströbele vergangene Woche über das Kontaktformular seiner Website gestellt, eine Antwort bekam ich bis heute nicht ...

MfG
tw_24