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15. October 2007, 18:58   #29
Akareyon
 
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Zitat von tommygoler Beitrag anzeigen
Doch, war es - so gesehen, d.h. in dem Zusammenhang um den es hier geht. Denn es kommt in der Tat hier nicht darauf an, ob vereinzelte Aspekte des damaligen Tuns nun mehr oder weniger "gut" waren, sondern auf's Gesamtbild, auf das, was daraus und damit gemacht und intendiert (!) wurde. Und das war - sicher unzweideutig - eben "schlecht".
Ich fürchte, ich verstehe nicht. Wenn ich die Diskussion jemals richtig verstanden habe, ging es Frau Herman eben nicht um das Gesamtbild, das wir heute von der Diktatur haben, sondern darum, einen einzelnen Aspekt lobend zu erwähnen - und dabei bleibt es gleich, ob es jetzt um die Familienpolitik, den wissenschaftliche Vorsprung in Dingen Luft- und Raumfahrt, die berühmte Autobahn oder meinetwegen Leni Riefenstahls "Triumph des Willens" gegangen wäre. Obwohl jedes der genannten Beispiele untrennbar mit der Kriegs- und Vernichtungsmaschinerie des Dritten Reiches verknüpft ist, muß es doch möglich sein, in der öffentlichen Diskussion sich eines solchen Aspekts exemplarisch zu bedienen und notfalls auch lobend hervorzuheben, um ein Argument zu untermauern - ohne, daß man vom Boulevard sofort Nazi genannt wird wegen der gesamten, ohne Zweifel (und da stimme ich meinem Vorredner zu) "schlecht" zu nennenden, Ideologie, die hintendranhing.

Hitler wird mir ja auch nicht sympathischer dadurch, daß er tierlieber Vegetarier war. Das war allerdings Teil seines Weltbildes - heißt das etwa, ich müßte Salatgurken ab sofort verachten? Ich denke nein, und noch habe ich in der Bildzeitung nicht gelesen, alle PETA-Aktivisten seien verkappte Nazis.

Ich denke, das macht deutlich, wie sehr fremdgesteuert die ganze Eva-Herman-Debatte ist. Ein prima Lehrstück für einen Medien-Spin: da wird auf eine Strohpuppe eingedroschen, mehr nicht; und jede Person des öffentlichen Interesses wird sich in Zukunft sehr gut überlegen, ob und wie sie zu dieser Idee Stellung nimmt - das Thema, durchaus diskutierenswert, wird totgeschwiegen, auf daß nie wieder jemand verlange, die Erziehung der Kinder der Familie zu überlassen - man könnte sonst leicht in die Nähe von Eva H. gelangen, und das ist Pfui.

Prima!

Es bleibt der Spekulation überlassen, wer da die Thesen von Frau Herman diskreditieren will. Wer könnte vermeiden wollen, daß sich jemand ernsthaft Gedanken darüber macht, ob wir unseren Kindern etwas gutes tun, indem wir sie so früh wie möglich in die Krippe stecken, damit die Mama ganz schnell wieder arbeiten gehen kann?

Ich hätte eine Theorie, aber die behalte ich ganz konspirativ für mich.