Einzelnen Beitrag anzeigen
9. December 2005, 10:59   #27
tw_24
 
Benutzerbild von tw_24
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 1.018
Zitat:
Zitat von Ben-99
... ich erkläre mir gar nichts
In der Tat, so einfach ist es, erklären muß sich nur die US-Regierung, was "Experten", auf die Harold Pinter sich berufen kann, an widersprüchlichem Beweismaterial halluzinieren, stimmt selbst dann, stimmt es nicht. Er meint in seiner Rede ja selbst, er habe schon 1958 keinen Unterschied mehr zwischen Wahrheit und Lüge gesehen: "Es gibt keine klaren Unterschiede zwischen dem, was wirklich und dem was unwirklich ist, genauso wenig wie zwischen dem, was wahr und dem was unwahr ist." (zit. n. Frankfurter Rundschau 08.12.2005, S. 9)

Wichtig ist wohl nur, was der Betrachter sehen will. Und sieht Harold Pinter 100.000 tote Zivilisten, dann muß es sie geben, sieht er getötete Soldaten einer Armee, die es gar nicht (mehr) gibt, gibt es sie ebenfalls, und für die Vorgehensweise des Bösen gilt es sowieso. "Die direkte Invasion eines souveränen Staates war eigentlich nie die bevorzugte Methode der Juden. Vorwiegend haben sie den von ihnen so genannten 'Low Intensity Conflict' favorisiert. [..] [Das] bedeutet, dass man das Herz des Landes infiziert, dass man eine bösartige Wucherung in Gang setzt und zuschaut wie der Faulbrand erblüht."

Ach, nein, es sind nicht ausdrücklich Juden, von denen er spricht, es sind die "Vereinigten Staaten", deren Außenpolitik er charakterisiert. "Ist die Bevölkerung unterjocht worden oder totgeprügelt es läuft auf dasselbe hinaus und sitzen die eigenen Freunde, das Militär und die großen Kapitalgesellschaften, bequem am Schalthebel, tritt man vor die Kamera und sagt, die Demokratie habe sich behauptet." Es waren herrliche Zeiten in Bagdad, als der gütige Saddam Hussein seinem Volk allergrößte Freiheiten gewährte, von denen das der unterjochten BRD nur träumen konnte.


"Herz des Landes"

"Was ist aus unserem sittlichen Empfinden geworden? Hatten wir je eines?" will der Dramatiker wissen, dem Unwahrheit Wahrheit ist. Er hat keines, denunziert er mit seinen Angriffen, die ihm dennoch Jubel einbringen werden, den Widerstand, den es im Irak gegen den Bath-Faschismus gab und gibt, als "bösartige Wucherung", als "Faulbrand", der nun "erblüht", wenn in der nächsten Woche demokratische Wahlen stattfinden, bei denen auch Parteien antreten, die den USA alles andere sind als wohlgesonnen - aber die lügen bestimmt nur besonders perfide.

Doch das ist auch völlig gleichgültig. Für Harold Pinter ist Unwahrheit ja Wahrheit, vermutlich ist auch der islamistische "Widerstand", der die irakische Bevölkerung plagt, Erfindung und verlängerter Arm der "großen Kapitalgesellschaften" von der Ostküste. Man weiß es nicht, und den Nobelpreis hat ja der Pinter sicher nicht umsonst bekommen. Was er denkt, ist wahr; und sollte er sich irren - macht nichts, es gibt bekanntlich "keine klaren Unterschiede zwischen dem, was wirklich und dem was unwirklich ist."

Der Osterhase ist wirklich, weil er unwahr ist.

MfG
tw_24