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4. September 2005, 18:27   #14
tw_24
 
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Nun, Rasismus in den USA kann selbst ein Antideutscher nicht leugnen, und die Bereitschaft, "amerikanische Verhältnisse" gegen deutsche Angriffe zu verteidigen, kennt durchaus Grenzen. Wenn freilich den USA bzw. der amerikanischen Regierung ausgerechnet Deutschland als Vorbild vorgesetzt wird - geschehen vor allem durch Vertreter von "Bündnis 90/Die Grünen", SPD und Linkspartei.PDS -, ist Milde gegenüber George W. Bush angesagt, denn gerade deutscher Kapitalismus ist eben nicht besser als dessen amerikanische Variante, sondern mindestens wesensgleich menschenfeindlich, eigentlich noch viel schlimmer.

Wie auch immer, es gibt in den USA natürlich Rassismus, dennoch ist nicht alles, was zunächst danach aussieht, auch tatsächlich Rassismus, denn dieser setzt ja sehr bewußtes und geplantes Handeln voraus. Dies allerdings wird George W. Bush und seiner Regierung überhaupt nicht vorgeworfen, sondern eher das Gegenteil, nämlich Ahnungslosigkeit, was auch der Bürgermeister von New Orleans bestätigt, wenn er zitiert wird mit den Worten, "Washington" habe "keinen blassen Schimmer" (Frankfurter Rundschau 03.09.2005 S.1).

Eine Ursache dieser anscheinenden Inkompetenz Washingtons ist sicherlich die föderale Struktur der USA, die eben dafür sorgt, daß es zwischen Bundes- und Regional-Behörden nicht nur zu Kompetenzstreitigkeiten kommt, sondern auch die Bundesebene tatsächlich nicht genau weiß, was wie vor Ort funktioniert. Das ist eine Seite der Subsidiarität, auf die man hierzulande doch so stolz ist. Besser mit Katastrophen umgehen könnte möglicherweise ein Zentralstaat, andererseits sind im vergangenen Jahr in Frankreich, wo sich verwaltungs-organisatorisch alles um Paris dreht, nicht gerade wenige Menschen der Hitze wegen umgekommen.

Hilfe und Helfer von der Bundesebene kommen nun also praktisch in eine 'unbekannte' Gegend, in der sie von den Einheimischen, die sich naturgegeben besser auskennen, zumindest mißtrauisch gesehen werden. Zugleich ist man, kommt man quasi von außen, gezwungen, mit lokalen Kräften zusammenzuarbeiten, gerade weil diese den Ortsvorteil auf ihrer Seite haben. Und hier könnte es nun sein, daß die vermögenderen Menschen besser organisiert sind, mithin diese Organisationen die Ansprechpartner der 'fremden' Hilfskräfte sind, die ohne diesen Support ziemlich aufgeschmissen wären.

Dies allerdings bedeutet, daß zunächst in den Genuß von Hilfe jene kommen, die irgendwie mit solchen lokalen Strukturen verbunden sind, im konkreten Fall wären das bespielsweise religiöse Communities, vielleicht auch mal ein Golfclub oder ähnliche Einrichtungen, und mehr noch die Reste der lokalen Behörden, die sehr wahrscheinlich vor dem Hurrikan schon vor der Armut in ihrem Bereich kapitulierten und daher besonders bei den ärmeren Schichten sicher keinen guten Ruf haben - und auch keinen Zugang zu ihnen, was sich jetzt recht extrem auswirkt.

Mit vorsätzlichem Rassismus also muß es nicht unbedingt zusammenhängen, daß vor allem Nicht-Weiße und ihr Leid die Bilder aus New Orleans dominieren, vielmehr sind es letztlich schon die teilweise gravierenden Vermögens-Unterschiede, die einfach kapitalismusimmanent sind und gar nichts mit der Hautfarbe zu tun haben, sowie ebenfalls alle Probleme, die aus dem bundesstaatlichen Aufbau der Vereinigten Staaten folgen, welche die Regierung des George W. Bush so schlecht aussehen lassen; teilweisen Rassismus will ich freilich jedoch auch nicht ausschließen, alle Kritik auf die Frage der Hautfarbe zu verengen, ist jedenfalls recht naiv.

Zitat:
Zitat von Glühwürmchen
Sind doch eh nur die armen und schwarzen Menschen des Landes und dann auch noch Verbrecher...
Daß es einen Zusammenhang zwischen Armut sowie Hautfarbe einerseits und Kriminalität andererseits geben soll, habe nicht ich geschrieben, sondern Du Dir ausgedacht. Woher dieses Vorurteil kommt, vermag ich nicht zu sagen.

MfG
tw_24