Der Herr
Jörges ist beim
Stern wohl eher
Polemiker denn politisch
einer Richtung zuzuordnen. Beim
Stern ist er, verglichen mit seinem vorherigen Blatt
Die Woche, doch so etwas wie ein
Fremdkörper, denn das bunte Blatt bedient mehr das gehobene
Boulevard als knallhart die
Politik zu begleiten.
Dafür kann als Beleg die Berichterstattung des
Stern über eine Veranstaltung des
linken Diskursblättchens
Jungle World gelten, das nach
Leipzig (und
Berlin) zur Diskussion geladen hatte zum Thema
Masse statt Klasse - Die Linke und die Linkspartei, in deren Rahmen doch das eine oder andere gewichtige gesellschaftliche Problem angesprochen wurde.
Doch nicht diese sehr
politischen Fragen oder die
Debatte zwischen
Linken, sah der
Stern später als berichtenswert an, sondern es
erschien etwas, das sich beinahe wie eine
Liebeserklärung an
Katja Kipping von der
Linkspartei.PDS liest - die veranstaltende
Jungle World wurde ebenso wenig erwähnt wie
namentlich Kippings Mitdiskutanten, aber das sei dem verliebten
Stern-Schreiberling verziehen ;-).
Es erfährt der
Stern-Leser nun zwar auch scheinbar unheimlich viel über
Katja Kipping, nämlich daß sie
"Jugend, Weiblichkeit, und ein[en] Schuss Sex-Appeal" zu bieten hat, dafür aber kaum etwas über das Programm ihrer
Partei oder die inhaltliche
linke Kritk an diesem - und dennoch gilt sowas beim
Stern(-Leser) wohl als
politische Berichterstattung, selbst wenn es gar keine ist.
Was andererseits spricht übrigens gegen eine erkennbare
politische Ausrichtung eines
Mediums? Selbstverständlich will der
Konsument zunächst einmal wertfrei
informiert werden. Zugleich allerdings gibt es auch nicht wenige
Leser, die von
ihrer Zeitung
politische Führung erwarten, was andere aber wieder ablehnen, die sich lieber einen
Diskurs wünschen. Arm dran die, die beide
Leser-Gruppen bedienen wollen.
Denn der eine
Leser, der sich
Führung erwartet, regt sich regelmäßig auf, werden ihm zu einem
Thema gegenteilige
Ansichten vorgesetzt - etwa beim Streit zum
Irak-Krieg innerhalb der
Linken -, und der andere geht auf die
Barrikaden, legt ein
Medium sich fest, weil er eben mehr als nur die Bestätigung seiner Ansichten wünscht.
Dieses Problem freilich gibt es beim
öffentlich-rechtlichen TV gar nicht, wo das krampfhafte Bemühen um
Ausgewogenheit und
Objektivität, um die Verhinderung eines
wirklichen Streits auch innerhalb einer
Redaktion zu überregulierten Veranstaltungen führt wie diesem gestrigen
"Duell", bei denen bestenfalls Langeweile aufkommt, wenn der Zuschauer es überhaupt schafft, nicht vorzeitig einzuschlafen.
Jede
Wahlkampfrede ist - weil auch rhetorisch zugespitzt - spannender als das, was gestern wahrscheinlich ein
Quotenhit war, zumal auch die
Moderation kläglich versagte, aber das war bei
vier Befragern kaum anders zu erwarten, denn auch die mußten ja als
Vertreter ihrer Sender gleichberechtigt behandelt werden. Im Grunde ist bei dem
"Duell", das keines war, nichtmal eine
Informationsveranstaltung über die Ideen der beiden
"Volksparteien" herausgekommen. Verschwendete Zeit.
MfG
tw_24