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5. January 2006, 01:32   #4
Ben-99
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... aber das Bedenkliche ist ja, daß es den traurigen Anlaß für solche Verschwörungstheorien tatsächlich gegeben hat. Und so ist eben auch John F. Kennedy nicht etwa unglücklich in der Badewanne ausgerutscht oder durch einen Herzinfarkt beim Pimpern mit Norma Jean gestorben, sondern ihm wurden bei einer Fahrt durch Dallas buchstäblich Teile seines Gehirns durch Gewehrschüsse weggeblasen. Und das vor laufenden Kameras. Und die Obduktionsfotos seiner Leiche kann sich heute jeder im Internet besorgen.

Natürlich kann man sehen, wie beim zweiten, tödlichen Schuß sein Kopf nach hinten fliegt, und man weiß auch, daß Teile seiner Hirnmasse am Motorradhelm des hinter ihm fahrenden Polizisten klebten. Aber wenn die "unabhängige" Untersuchungskommission beharrlich bei der offiziellen Darstellung bleibt, daß es nicht auch einen Schuß von vorn gegeben hat, der nur von einem zweiten am Attentat Beteiligten ausgeführt werden konnte, dann glaubt die Welt das auch nach 40 Jahren noch immer brav. So, wie man auch sonst jeden Scheiß glaubt, den die amerikanische Regierung verbreitet.

Und diese ganzen abgedrehten Verschwörungstheorien sind insofern kontraproduktiv, weil sich dadurch alle Mitwisser der tatsächlichen Ereignisse entspannt in ihren Sesseln zurücklehnen können. Denn mit diesen verrückten Behauptungen tut man ihnen ja nur einen Gefallen, weil im Gegensatz dazu sogar ihre staatlich verordneten Lügen noch immer plausibler wirken.

Man muß aber schon sehr naiv sein, um anzunehmen, daß ausgerechnet der Mord an einem amerikanischen Präsidenten, der damals zu den absoluten Superstars der Welt gehörte, angeblich nie "richtig" aufgeklärt werden konnte. Ähnliches hatte man später auch bei den Ermittlungen zum Mordfall Olof Palme in Schweden erlebt, der bis heute angeblich auch nicht aufgeklärt werden konnte.

Was das Kennedy-Attentat betrifft: Wirklich logisch erscheinen mir nur die Hinweise auf die Mafia, ohne deren Hilfe (übrigens auch von Frank Sinatra) er nie die Wahl gewonnen hätte und sich später leider nicht "angemessen" dafür bei ihnen bedankte, sondern sogar androhte, den Mob in Zukunft noch härter zu bekämpfen. Und eben die in sich schlüssige Theorie, daß der später von Bush geleitete US-Geheimdienst CIA Kennedy ermorden ließ, weil JFK aus Wut über das hochnotpeinliche "Schweinebucht"-Desaster auf Kuba die Verantwortlichen für ihren dilettantischen Versuch, Castro zu stürzen, zur Rechenschaft ziehen wollte.

Anderseits war der bis heute völlig überschätzte Kennedy in Wirklichkeit auch selber nur ein dilettantischer Präsidenten-Darsteller, der auch leichtsinnig andere Menschen in seinem persönlichen Umkreis schon wegen seiner permanenten Geilheit in Gefahr gebracht hat. Marlene Dietrich ist nach dem einmaligen Quickie im Weißen Haus zum Glück nichts passiert. Aber eine Daueraffäre mit Marilyn Monroe, bei der der mächtigste Mann der Welt womöglich im Bett eines Hollywood-Sternchens ausplaudert, wann er den Startschuß für den 3. Weltkrieg gibt, falls die Russen bei der damals verdammt gefährlichen Kuba-Krise nicht doch noch einlenken sollten, war ganz sicher nicht im Interesse derjenigen, die in den USA im Hintergrund die Fäden ziehen und darauf achten, daß der Präsident nicht völlig durchdreht.

Später hat man das dann alles sehr viel locker gesehen, so daß zum Beispiel auch Monica Lewinsky als First-Lutscherin im "Oral Office" nicht befürchten mußte, für ihre Liebesdienste ermordet zu werden. Und auch Bill Clinton, der durch seine Lüge vor dem Untersuchungsausschuß bewies, daß für ihn Fellatio anscheinend nichts mit Sex zu tun hat, kam noch mal relativ ungeschoren davon.

Aber beim Kennedy-Attentat geht es halt um mehr. Denn wie sollte man den Amerikanern und der Weltöffentlichkeit verständlich machen, daß der Mann, der damals in dem Mord verwickelt war, nicht etwa seitdem im Gefängnis sitzt, sondern sogar später zum neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde und auch sein Sohn heute dafür sorgt, daß die Menschen nur das glauben, was von ihm oder seinen einfallsreichen Mitarbeitern so kunstvoll ausgesponnen wird, daß selbst die Gebrüder Grimm oder andere Märchenerzähler von Weltrang dagegen nur Stümper sind ;-)

Gruß Ben