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17. June 2002, 07:27   #25
quentin
 
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Moin,

Sigrid Löffler verteidigt den Schriftsteller
Walser hält Literaturkritik für inhuman

Im Streit um seinen noch unveröffentlichten Roman "Tod eines Kritikers" hat Martin Walser der
Literaturkritik unmenschliche Züge und Machtstreben vorgeworfen. "Die deutsche
Literaturkritik ist inhuman geworden", sagte Walser im baden-württembergischen
Waldshut-Tiengen, wo ihm der alemannische Literaturpreis 2002 verliehen wurde.



Walser rechnet fest mit der Veröffentlichung
Auf die Forderung des Kritikers Marcel Reich-Ranicki, Walsers Roman dürfe nicht gedruckt
werden, reagierte er gelassen. "Dieser Mann ist so an die Machtausübung gewöhnt, dass er
diese Gelegenheit nicht unterlassen kann", sagte Walser. "Wenn der Suhrkamp-Verlag meinen
Roman nicht druckt, dann wird es eben ein anderer Verlag tun." Reich-Ranicki hatte den Verlag
aufgefordert, das auf ihn gemünzte Buch wegen antisemitischer Tendenzen nicht zu
veröffentlichen. Suhrkamp wollte eine Entscheidung frühestens Anfang Juni fällen.

Sigrid Löffler nimmt Walser in Schutz
Die Literaturkritikerin Sigrid Löffler, im Zorn mit Reich-Ranicki einst aus dem "Literarischen
Quartett" ausgeschieden, nahm Walser gegen den Antisemitismus-Vorwurf in Schutz. Im
Deutschlandradio äußerte sie auch Zweifel daran, dass Schirrmacher aus moralischen Motiven
und ehrlicher Entrüstung handele: "Das Timing verrät ein genaues Kalkül." Mit dieser Kampagne
nun Profit aus der Möllemann-Debatte schlagen zu wollen, sei fahrlässig. "Meinungen von
Figuren sind ein total anderes Feld als die politische Rede zumal in Vorwahlzeiten."

Literarisch ist auch Löffler nicht überzeugt
Auch wenn man literarisch viel gegen den Schlüsselroman einwenden könne, halte sie das Buch
weder für antisemitisch noch für einen Skandal. Die Hauptstoßrichtung des Buches sei gegen
"die Medienfigur, den Medienscharfrichter Ehrl-König gerichtet, gegen diesen Dompteur des
Literaturbetriebs", dessen Vorbild Marcel Reich-Ranicki "übertrieben, überzeichnet und somit
zur Kenntlichkeit entstellt" werde. In einer Satire sei das aber erlaubt.

Suhrkamp sieht keinen Antisemitismus
Suhrkamp-Verlagsleiter Günter Berg nannte den Antisemitismus-Vorwurf gegen Walsers Buch im "Focus" "absurd". Der
Autor selbst erklärte: "Niemals, wirklich niemals hätte ich gedacht, dass es auf diese Weise abgelehnt wird, mit dem
Vorwurf des Antisemitismus. Wenn ich auch nur einen Satz in dieser Richtung hätte wittern können, dann hätte ich ihn
rausgestrichen", versicherte Walser. Sein Roman sei der Versuch, die jahrelange Kritik Reich-Ranickis an ihm zu
verarbeiten. "Wenn ich Hass verspüren würde, dann würde ich Fußball spielen."
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es soll übrigens eine über einen amerikanischen Provider verbreitete Raubkopie geben. Da kann man mal sehen, wie schlecht die Leute sind.
Das neue am Thema, Löffler hat sich gemeldet.

mfg