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11. February 2006, 23:38   #6
Ben-99
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... schön, daß "wir" in unserem Medaillen-Fieber schon gleich am ersten Tag einen Goldrausch erleben durften, dessen Wirkung sich in meinem Hirn allerdings nicht so richtig entfalten will. Weshalb ich wieder mal den Spielverderber gebe und auch gern erklären will, warum es mich nicht juckt, ob irgend ein Herr Hettich oder ein Herr Greis heute eine Medaille gewonnen hat oder gestern von einem Autobus überfahren wurde.

Die Begründung sollte einleuchtend sein. Denn von beiden Herren hatte ich bis jetzt noch nie etwas gehört. Entsprechend schwer fällt es mir, eine irgendwie geartete persönliche Beziehung zu ihnen aufzubauen. Da steht mir sogar ein Dieter Bohlen näher oder der unsägliche Wetter-Kasper Kachelmann. Beiden würde ich zwar nicht das Schwarze unter meinen Fingernägeln gönnen und erst recht nicht eine Medaille, aber es würde sich emotional immerhin etwas in mir regen, weil ich mit diesen Namen wenigstens etwas anfangen kann. Geht mir ja bei Schumacher, Beckenbauer & Co. genauso.

Soll heißen, daß mich die Nachricht über ihre Goldmedaillen nicht mehr bewegt wie der momentane Stand irgendwelcher Aktienkurse, die für mich in etwa so interessant sind wie die Ergebnisse der letzten Volkszählung in Papua-Neuguinea für einen isländischen Hochseefischer.

Bliebe für Leute wie mich also wieder nur eine pauschal-nationale Freude übrig nach dem Motto "Wir sind Gold-Hettich". Doch auch in dieser Hinsicht mag sich mein geschundenes deutsches Herz nicht so recht erwärmen, nachdem es sich gerade erst von dem Schock erholt hatte, "zwangsverpapstet" zu werden ;-)

Ich teile allerdings den berechtigten Zorn meiner Vorredner, daß friedliche Olympische Spiele inzwischen nur noch unter Einsatz waffenstarrender Soldaten durchgeführt werden können. Das ist in der Tat eine Schande. Und ich hoffe, daß die Zuschauer aller Nationen jetzt endlich begreifen, wie unsicher die Welt schon jetzt durch die gefährliche Außenpolitik eines George W. Bush geworden ist.

Mit den verheerenden Auswirkungen der Geiselnahme in Müchen 1972 hat er zwar nichts zu tun. Aber dieser terroristische Akt, der vor allem durch den stümperhaften Einsatz der damaligen Bayerischen Polizei-Verantwortlichen so viele Opfer gekostet hat, galt bislang als eine einmalige Ausnahme, so daß glücklicherweise schon bald wieder die Olympischen Spiele jahrzehntelang in normaler Form ausgetragen werden konnten. Bis zu dem Zeitpunkt, als ein amerikanischer Präsident durch seine verbrecherischen Angriffskriege die halbe Welt gegen uns aufbrachte.

Doch nach Turin wird es erst richtig spannend für uns Deutsche werden. Und ich will auch gern zugeben, daß ich in dieser Hinsicht nicht zu den Mutigsten gehöre und mich auch keine 10 Pferde in eines der vollbesetzten Fußball-Stadien bringen könnten. Denn irgendwas in mir warnt mich davor, daß es während der Fußball-WM ganz fürchterlich knallen wird. Denn diejenigen, denen Amerika leichtfertig den Krieg erklärt hat, werden mit Sicherheit den Tod Hunderttausender ihrer Landsleute und Glaubensbrüder in Afghanistan und dem Irak rächen, wobei sie nur auf den richtigen Augenblick warten, wenn sie sicher sein können, daß weltweit besonders viele Fernsehkameras eingeschaltet sind.

Mir wäre es auch hundertmal lieber, wenn der nächste verheerende Anschlag wieder in dem Land stattfinden würde, dessen Präsident für das gegenwärtige Chaos in der Welt verantwortlich ist. Wahrscheinlicher ist aber, daß es diesmal erneut einen europäischen Staat treffen wird. Und da inzwischen bekanntgeworden ist, wie fleißig sich auch Deutschland (heimlich) am letzten Irak-Krieg beteiligt hat, steht unser Land von nun an ganz oben auf Bin Ladens To-do-Liste, die er und die Tausenden zu allem entschlossenen Freiheitskämpfer auch weiterhin mit kühlem Kopf abarbeiten werden. Und zwar so lange, bis die Führer der westlichen Welt endlich einsehen, daß sie zumindest bei dieser "Kriegs-Olypiade" langfristig keine Chance haben.

Sie können zwar durch ihr milliardenteures Kriegsgerät immer mal wieder ein paar Punkte machen, indem sie mehrere Zehntausend gegenerische "Spieler" vom Platz bomben. Am Ende werden sie aber mit Sicherheit unterliegen, weil kein Bürger der Staaten der "westlichen Welt" jemals so motiviert im "Kampf der Kulturen" sein wird, wie es die lange genug von uns unterdrückte Bevölkerung der Länder der "Dritten Welt" schon heute ist, nachdem vor allem die muslimischen "Sportler" der Welt gezeigt haben, wie man auch mit wenigen finanziellen Mitteln die Angreifer am Ende besiegen kann.

Das war ein kurzer politischer Kommentar live von einer Hamburger Parkbank. Jetzt aber wieder zurück zum Sport ;-)

Gruß Ben