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29. August 2006, 23:36   #3
Ben-99
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... ich habe bei dem derzeitigen Konflikt zwischen dem von den USA dominierten Westen und dem Iran als eines der wichtigsten islamischen Länder ein grundsätzliches Problem. Denn erstens halte ich Ahmadinedschad nicht für einen Dummkopf, sondern im Gegenteil sogar für einen taktisch sehr klugen Politiker, der die derzeitige Schwäche der USA geschickt ausnutzt, um sich der arabischen Welt als neue starke Führungskraft zu empfehlen.

Und zweitens sollten wir endlich mal akzeptieren, daß sich der Iran bisher nicht das Geringste hat zuschulden kommen lassen, was die Einhaltung der Nuklear-Abkommen betrifft. Ganz im Gegensatz zu den USA, die weiterhin dreist dagegen verstoßen, weil sie atomar nicht abrüsten, wie versprochen, sondern sogar die Entwicklung und Erprobung neuer Atomwaffen, zum Beispiel der sogenannten "Mini-Nukes", betreiben.

Es ist deshalb grotesk, einem so großen Land wie dem Iran verbieten zu wollen, Kernkraftwerke zu betreiben. Dazu ist nun mal die Anreicherung von Uran notwendig, und auch ich würde mir das als iranischer Präsident nicht von einem Kriegstreiber wie George Bush verbieten lassen.

Natürlich denken tumbe "Bild"-Leser, daß man mit dem Uran, das der Iran derzeit besitzt, auch mal eben nebenher Atombomben bauen kann, doch das ist purer Unsinn. Denn selbst wenn der Iran an die erforderlichen Mengen des speziellen Urans herankommen würde, bräuchte man noch Jahre, um das Material in der erforderlichen Konzentration anzureichern und es dann in Miniatur-Reaktoren einzubauen, die im Sprengkopf einer atomaren Mittelstrecken-Rakete Platz finden.

In dem auch flächenmäßig großen Staat Iran leben knapp 70 Millionen Einwohner – im Zwerg-Staat Israel dagegen gerade mal 6 Millionen. Merkwürdigerweise hat man aber bei Israel keine Bedenken gegen eine atomare Aufrüstung gehabt, so daß derzeit fast 300 nukleare Sprengköpfe theoretisch jederzeit von militärischen Trotteln wie Olmert, der es nicht mal geschafft hat, sich in einem blutigen Krieg die Hisbollah vom Hals zu schaffen, gezündet werden könnten.

Davor habe ich zum Beispiel Angst. Aber in einem Deutschland, das sich schon vor halbwüchsigen "Koffer-Bombern" fürchtet, wird man wohl auch weiterhin lieber der Kriegs-Propaganda eines amerikanischen Faschisten glauben, der es in den USA geschafft hat, an die Macht zu kommen.

Denkt doch einfach mal in Ruhe nach: Ohne George W. Bush jr. und die verheerenden Weichen der amerikanischen Außenpolitik, die nach Reagan schon sein Vater als Präsident gestellt hat, müßte sich heute niemand außerhalb des Nahen Ostens, und erst recht nicht hier in Europa, vor Bomben-Attentaten fürchten. Für mich ist es beschämend, wie sich noch immer große Teile der Presse zum Büttel der derzeitigen faschistischen amerikanischen Kriegs-Politik machen und die Hetz-Propaganda, auch gegen den Iran und andere Länder der sogenannten "Achse des Bösen", unreflektiert übernehmen, so wie unsere Großväter auch alles von Hitler und Goebbels geglaubt hatten.

Ständig wird von "Globalität" gefaselt – aber auch nur, wenn es um internationale wirtschaftliche Abzocke geht. Warum denkt nicht mal jemand auch sonst "global", wenn es generell um Außen-Politik geht? Und wenn man außer Israel auch Ländern wie zum Beispiel Indien und Pakistan erlaubt, Atombomben zu bauen, dann darf man sich nicht wundern, daß auch irgendwann ein Staat wie der Iran auf sein Recht hinweist, Uran zumindest für den Bau von Kraftwerken anzureichern.

Und überhaupt: Welches Recht nimmt sich ein aggressiver, waffenstarrender Staat wie die USA heraus, Richter über andere Länder zu spielen? Auch wenn Ahmadinedschad gern mit seinen martialischen Tönen gegen Israel übertreibt und bewußt dadurch den Westen provozieren will, hat er jedoch im Kern mit seinen Aussagen recht.

Gruß Ben