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30. August 2006, 12:18   #5
Ben-99
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... wo liegt das Problem? Seit 60 Jahren gibt es Atomwaffen. Aber kein anderes Land, auch nicht die "böse" Sowjetunion, vor der wir uns ja während des Kalten Krieges fürchten sollten, hat diese Massenvernichtungswaffe auch wirklich gegen Zivilisten eingesetzt. Noch immer darf sich nur Amerika für das Kriegsverbrechen "rühmen", zwei Atombomben über Japan gezündet zu haben, durch die bis heute 200.000 Menschen getötet worden sind.

Und die USA drohen schon wieder mit dem Einsatz von Kernwaffen. Aber für Dich ist natürlich "klar", daß man sich nicht vor Bush fürchten muß, sondern vor dem iranischen Präsident. So wie wir uns vorher ja auch schon nach Plan vor Saddam Hussein fürchten sollten, der ja angeblich auch die Welt durch seine ihm angedichteten "Massenvernichtungswaffen" bedrohte.

Schon merkwürdig: Da werden souveräne Staaten alle paar Jahre von den USA und Israel überfallen und andere massiv bedroht, aber wir faseln noch immer den Quatsch aus der "Bild"-Zeitung nach, daß Streubomben und Atomsprengköpfe in der Hand dieser beiden Staaten eine tolle Sache sei, weil sie ja zu den "guten" christlichen Ländern gehören. Zwar wird in beiden dieser Staaten gefoltert, und Amerika leistet sich sogar KZs, in denen verschleppte Menschen ohne Anklage und Prozeß jahrelang eingekerkert und mißhandelt werden. Aber wir zeigen voller Abscheu mit dem Finger auf islamische Staaten, weil dort noch mittelalterliche Methoden der Exekution angewandt werden und man auch den Frauen nicht dieselben Rechte wie Männern zubilligt.

Im übrigen: Alles was Du über den Iran gesagt hast, trifft auch auf viele andere Staaten zu – vor allem auf das reiche, mächtige Saudi-Arabien. Aber das geht ja in Ordnung, solange die USA von den Saudis zum Vorzugspreis Öl einkaufen dürfen. Und die internationale Presse macht die ganze Zeit brav mit. Oder wann hast Du zum letzten Mal Berichte über öffentliche Auspeitschungen und das Handabhacken bei Dieben gelesen? Baumelt aber im Iran ein verurteilter Verbrecher am Galgen, werden die Fotos auf Seite 1 veröffentlicht.

Und merkwürdigerweise fürchtet sich auch niemand vor pakistanischen Kernwaffen. Und auch bei Indien setzt man voraus, daß man damit schon "vernünftig" umgehen wird. Nur der iranische Präsident ist schon jetzt eine ganz schlimme Bedrohung für die Welt, obwohl er nichts weiter als eine große Klappe hat und bis jetzt nicht mal über die Mittel verfügt, ein funktionstüchtiges Kernkraftwerk zu bauen. Das ist doch lächerlich. Aber bitteschön, wer nach den Märchen über Saddam auch weiterhin lieber der US-Propaganda vertraut, soll ruhig an diesen Blödsinn glauben.

In Wirklichkeit sind Atombomben nicht dafür vorgesehen, tatsächlich eingesetzt zu werden, sondern sie werden seit Ende des Zweiten Weltkrieges ausschließlich als Mittel zur Abschreckung genutzt. Wer sie hat, muß nicht befürchten, angegriffen zu werden – zum Beispiel von den USA oder Israel. Und deshalb ist es nur logisch, daß sich auch die Gegner-Länder atomar rüsten, um ein Gleichgewicht der Kräfte herzustellen. Oder mit anderen Worten: um langfristig den Frieden zu sichern, so wie die Welt ja auch jahrzehntelang vom Kräfte-Gleichgewicht zwischen den Ländern der Nato und den Staaten des Warschauer Pakts profitierte.

Auch wenn es paradox klingt: Atomwaffen können ein wichtiges Instrument, vielleicht sogar das wichtigste Instrument zur Erhaltung eines dauerhaften Friedens sein. Und ich wage sogar zu behaupten, daß es im Nahen Osten viel ruhiger zugehen würde, wenn auch ein Land wie zum Beispiel der Iran schon seit Jahren die Bombe hätte. Daß man aber nur Israel den Besitz von Atomwaffen erlaubt, ist pures Gift für den Frieden dort und in der ganzen Welt.

Gruß Ben