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8. June 2006, 09:24   #22
Akareyon
 
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Wenn das Leben so einfach wäre, Chaya, gäb's keinen Krieg mehr und wir hätten es uns schon längst wieder im biblischen Garten Eden gemütlich machen können.

Das Wissen, daß etwas falsch, schlecht oder böse ist, hält uns nicht davon ab, es trotzdem zu tun. Wie würde der Nazarener sagen? Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein, mit anderen Worten: wir haben alle schonmal bewußt wider besseres Wissen gehandelt, waren also "böse". Und sicher auch oft ohne Not. Wie schlimm muß es sein, wenn man unter einer Triebkrankheit leidet?

Ich glaube nicht, daß jemand mit "gesundem" Verstand nachempfinden kann, was im Kopfe jemandes vorgeht, dessen Triebsicherungen durchknallen. Da zählt das verstandesmäßige Wissen um die Kategorien "gut", "richtig", "falsch" und "böse" nicht mehr.

Das ist weder Entschuldigung noch Rechtfertigung für Verbrechen an Kindern. Das Entdecken einer solchen Neigung sollte m.E. sofort dazu führen, professionelle Hilfe aufzusuchen. Doch was macht unsere Gesellschaft, angestachelt von den Medien und dem Boulevard? Stigmatisiert Pädophile als Kinderficker, die allesamt auf den elektrischen Stuhl gehören. Ohne zu unterscheiden zwischen der nicht straffähigen (und nichtmal wirklich therapierbaren) Krankheit "Pädophilie" und dem tatsächlich verbrecherischen Akt des Kindesmißbrauchs.

Im Prinzip sind wir alle mitschuldig, wenn wir derart kranke Menschen mit ihren Manien ausgrenzen und alleinelassen. Anstatt das Gefühl zu vermitteln: hey, da läßt sich vielleicht noch was retten, auch wenn du noch ein bisschen mehr daneben bist als der ganze Rest, überlassen wir sie ihrem Kopfkino, die Szenen nehmen immer mehr Form an und irgendwann ist es halt das erste Mal geschehen, "die Schwelle überschritten", wie man so schön sagt. Und wir sind dann immer total entrüstet und aus dem Häuschen, wie das denn geschehen konnte. Kinder im Blumentopf verbuddeln, also sowas!

Und was macht der/die nächste, der merkt: oha, da stimmt was nicht mit mir? Anstatt sich zu sagen: "Okay, ich tick' nicht richtig, ich gehe besser mal zum Arzt!", weiß er: "Ich bin pervers, ich bin nicht mehr zu retten... na, wenn ich's schlau anstelle, merkt's vielleicht keiner."