Hielt die Sendung, was ihre
Ankündigung versprach, war sie wahrscheinlich eher uninteressant. Eine Aussage jedenfalls, die meint, es hätten vom
Irak-Krieg "nur 'embedded' Reporter" berichten dürfen, ist sehr realitätsfremd, was, wenn man
Zensur anprangern will, wiederum nicht ganz unkomisch ist.
Zunächst wäre ein Blick in den
Vorkriegs-Irak zu werfen, der beherrscht wurde von einem
Regime, das für seinen Einsatz für
Pressefreiheit ganz bestimmt keine Auszeichnungen bekam.
Handys etwa, heute eine Selbstverständlichkeit, als Arbeits- und Kommunikationsmittel gab es schlicht nicht.
Dafür aber einen
"Informationsminister", der als
Comical-Ali durchaus einen gewissen Unterhaltungswert hatte, mit seinen Verlautbahrungen aber weiter von der
Wahrheit entfernt war als es sicher nicht gänzlich
neutrale Berichterstatter(innen) wie
Caroline Glick von der
Jerusalem Post waren.
Zudem gab und gibt es ja noch Sender wie
Al-Jazeera, denen man nicht vorwerfen kann, sie hätten sich
abhängig gemacht von einer
amerikanischen Zensur. Hinzu kommen noch unzählige
Blogs, die von
Irakern mit Inhalt gefüllt wurden, und natürlich welche von
US-Soldaten.
Wenn das
ZDF im
Irak eine
"Militärzensur" beklagt haben sollte, ist es angesichts der ja in der Tat vielfältigen Kommunikationsmöglichkeiten, die es
heute gibt, der eigenen Arroganz zum Opfer gefallen, die beispielsweise
Blogs einfach nicht zur Kenntnis nehmen will.
Aber habe ich, aus welchen Gründen auch immer, keinen
Journalisten am Ort des Geschehens, ist eben der
Blogger, der nahezu
live berichten kann, doch eine zumindest zu prüfende
Quelle. Diese Erkenntnis allerdings hat sich noch nicht in der
deutschen Medienlandschaft herumgesprochen.
Reporter indes, die mit den
Koalitionstruppen gen
Bagdad zogen, unterlagen natürlich gewissen Beschränkungen, die als
Zensur eher mißverständlich beschrieben sind. Zunächst ging es in mit den Truppen geschlossenen Verträgen beispielsweise darum, wer zahlt, wird im Einsatz jemand getroffen.
Es ist sicher nachvollziehbar, daß die
US-Streitkräfte nicht mit Schadensersatzklagen konfrontiert werden wollen, wenn ein
Journalist, dem sie ja auf dessen Wunsch die Chance einräumen,
ganz vorn dabei zu sein, verletzt oder gar getötet wird. Solch ein
Haftungsausschluß scheint mir selbstverständlich.
Darüber hinaus ist es nur logisch, daß sich eine
Kampfpartei gegen
Sabotage absichert. Ein
Journalist, der eine kämpfende Einheit begleitet, wird jedenfalls in seiner
Live-Berichterstattung nicht erzählen dürfen, wie stark diese ist, womit sie ausgerüstet ist und wo es demnächst hingehen soll.
Das sind nämlich
Informationen, die dem Gegner nutzen könnten und eben
eigene Truppen gefährden. In einem anderen Krieg, dem
Israels gegen die
Hizbollah, übernahm die
"neutrale" UNIFIL die
Aufklärungsarbeit für die Klerikal-Nazis. Genau dagegen gilt es, sich als
Kampfpartei abzusichern.
Und das hat, scheint mir, dann auch wenig mit
Zensur im Sinne von
Informationsunterdrückung zu tun zu haben. Wer
Erster in
Bagdad sein wollte, der durfte nicht die Arbeit der
military intelligence des
Regimes betreiben. Ob darunter eine
ausgewogene Berichterstattung zu leiden hatte, bezweifle ich.
Denn es gab sie ja auch, die nicht mit dem
Militär verbundene Berichterstattung. Daß es freilich
deutschen Profis, die daher eine
Zensur herbeifabulieren, als unzumutbar gilt,
Laien - also etwa
bloggende Soldaten oder
Teenager - wahrzunehmen, wenn sie schon selbst nicht
embedded dabei sein wollen, da die Nähe zur Truppe & zum Geschehen ja auch irgendwie falsch ist, ist weniger ein Problem der
US Army als eines der
"Zensuropfer".
Die können schlicht nicht lesen, dürfen das aber nicht zugeben.
MfG
tw_24