Thema: Stichtage
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20. March 2008, 09:39   #80
Jules
 
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20. März 2003: Der dritte Golfkrieg beginnt

Bagdad, 20. März 2003: Anderthalb Stunden nach Ablauf des Ultimatums an die irakische Führung, das Land zu verlassen, greifen die US-Streikräfte mit Marschflugkörpern und Tarnkappen-Bombern an. In den frühen Morgenstunden wird die irakische Hauptstadt von 40 Explosionen erschüttert. Ziel ist ein Bunker, in dem angeblich Staatschef Saddam Hussein übernachtet. Ein "Enthauptungsschlag" soll diesen Krieg schnell entscheiden. Doch die CIA-Informationen sind falsch. Für die Iraker ist es der dritte Krieg: In den 1980er hat sie Saddam gegen den Iran ins Feld geschickt - mit Unterstützung des Westens. Acht Jahre später endete dieser Krieg im Patt. Dann überfiel Saddam 1990 Kuwait. Monate später trieb die "Operation Wüstensturm" der USA und ihrer Verbündeten die irakischen Truppen zurück. Auch beim dritten Golfkrieg 2003, der "Operation irakische Freiheit", haben die Iraker zunächst keine Chance gegen die überlegene Militärtechnik der Amerikaner.

Am 9. April 2003 fällt Bagdad. Drei Wochen später verkündet US-Präsident George W. Bush auf dem Deck eines Flugzeugträgers: "Die Kampfhandlungen im Irak sind nahezu beendet." Die Suche nach versteckten Chemie- und Biowaffen habe begonnen. Deren angebliche Existenz diente den Amerikanern als Rechfertigung des Krieges. Doch Massenvernichtungswaffen werden nicht gefunden. Auch die behaupteten Kontakte zum Terrornetzwerk al-Qaida werden nicht belegt. Gefunden wird nur Saddam: Nach zehn Monaten Flucht ziehen ihn US-Soldaten Mitte Dezember 2003 in der Nähe von Tikrit aus einem Erdloch. Drei Jahre später wird er von einem irakischen Gericht verurteilt und gehenkt. Was die Lage im Land aber nicht beruhigt.

Die Amerikaner hatten angegriffen, ohne ein schlüssiges Nachkriegskonzept zu haben. Nach der Domino-Theorie einiger neo-konservativer Vordenker in den USA braucht man die Dinge im Nahen Osten nur in Unordnung zu bringen, dann fallen die Steine schon in die richtige Richtung. Doch die simple Idee funktioniert nicht. Die Lage im Irak entwickelt sich immer mehr zu einem Bürgerkrieg unter amerikanischer Besatzung. Plünderer werden nicht daran gehindert, als sie Ministerien, Krankenhäuser, Schulen und das Nationalmuseum leer räumen. Die irakische Armee wird aufgelöst und Sicherheitsaufgaben auf private Wachdienste übertragen. Der Alltag wird von islamistischen Selbstmord-Attentaten erschüttert. Folterungen von Gefangenen im amerikanischen Militärgefängnis Abu Ghraib sorgen für internationale Proteste. Die Bilanz fünf Jahre nach Kriegsbeginn: Fast 4.000 US-Soldaten sind bisher ums Leben gekommen und etwa 300 Angehörige der Alliierten. Auf irakischer Seite schätzt man bis zu 650.000 Tote, die meisten Zivilisten.

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