Thema: Stichtage
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20. June 2008, 10:05   #172
Jules
 
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20. Juni 1953: Erste Vorführung mobilen Telefonierens

Konrad Adenauer will jederzeit erreichbar sein. Deshalb bestellt sich der erste Bundeskanzler Deutschlands 1952 gleich zwei Telefone für mobiles Telefonieren. Mit einem heutigen Handy allerdings sind die Apparate, von denen einer in die Staatskarosse eingebaut wird, kaum zu vergleichen. 16 Kilogramm schwer, füllt er den ganzen Kofferraum. Die Verbindungskabel, die ihn über eine zusätzliche Autobatterie mit Strom versorgen, sind dick wie Wasserschläuche. 8.000 Euro kostet Adenauers Mobilitätswunsch den Steuerzahler: mehr als das durchschnittliche Jahresgehalt eines Facharbeiters. Weiteres Manko: Mobiltelefonie ist noch weitgehend unbekannt. Adenauer bleibt also nichts anderes übrig, als ins Festnetz zu telefonieren.

Erstmals öffentlich vorgeführt wird das mobile Telefonieren am 20. Juni 1953. Auf dem Münchner Verkehrssalon spricht eine junge Blondine vom VW Käfer aus mit dem Bonner Postminister. Die Verbindung stöpselt noch das Fräulein vom Amt in Düsseldorf. Fünf Jahre später macht das so genannte A-Netz des "öffentlich-beweglichen Landfunkdienstes" mobiles Telefonieren unter Politikern und Industriebossen populär. Rund 600 Vermittlungskräfte sind für die Teilnehmer Tag und Nacht im Einsatz. Zuvor müssen sich die Gesprächsteilnehmer allerdings über andere Wege darüber verständigen, wo sie sich gerade befinden, damit die Kommunikation überhaupt funktioniert. Denn Deutschland ist in 40 Kilometer breite, wabenförmige "Funkzellen" eingeteilt, die am Gerät eingestellt werden müssen. Fährt man aus einer solchen Funkzelle heraus, bricht die Verbindung ab und muss für die neue Funkzelle vom Vermittler neu aufgebaut werden.

Das ABC deutscher Mobilfunkgeschichte ist schnell erzählt: Rechtzeitig zu den Olympischen Spielen 1972 wird das A-Netz vom B-Netz abgelöst, bei dem der Kunde seinen Gesprächspartner endlich über eine Wählscheibe selbst anrufen kann. Das C-Netz schafft zwölf Jahre später für 800.000 Teilnehmer erstmals flächendeckend Gesprächsbereitschaft. 1992 kommt das digitale D-Netz mit neuen Telefonanbietern und macht mobiles Telefonieren endgültig zum Massenphänomen: 2007 werden allein in Deutschland 32 Millionen neue Handys verkauft.

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