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21. October 2002, 06:47   #37
tw_24
 
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Zitat:
Zitat von mhritter
Ich glaube gerade jetzt, wo das Hochwasser in D,A,TCH,Slowenien,Polen,Ungarn,etc. abgeklungen ist, sollten
sich all jene zu Wort melden, die doch so gegen das Bundesheer/weer sind.
Gut, dann will ich mal den Watschenmann spielen ;-).

Ich hatte ja auch das "Vergnügen", die Jahrhundertflut mit weitgehend trockenen Füßen und Wohnung erleben zu können. Die Arbeit, die die zahlreichen Soldaten geleistet haben - beim Evakuieren von Menschen, beim Bau von Sandsackdämmen oder auch nur bei der unerwartet guten kulinarischen Verpflegung von Helfern -, möchte ich ausdrücklich loben.

Aber eine Armee hat primär sicher nicht die Aufgabe - und verfügt auch kaum über die passende Ausrüstung -, Naturkatastrophen zu verhindern. Als zum Beispiel der Bürgermeister von Grimma die Bundeswehr zum Einmarsch aufrief - "Bitte kommen Sie hierher mit'm Panzer!" -, stellte ein Kollege spontan die Frage, was diese denn gegen die Flut tun könnten: Etwa Löcher ins Wasser schießen? Und warum nur einer?

Ja, klar, der Bürgermeister von Grimma war da emotional sicher mehr als im Streß, aber über die bessere Technik verfügten eindeutig die Roten und die Blauen. Und das leider auch nicht in ausreichendem Umfang:



Dem Anlaß angemessene Warnschilder gab es wohl überhaupt nicht ;-):



Zitat:
Zitat von mhritter
brauchen wir tatsächlich keinen Grenzschutz?
Für den Schutz von Landesgrenzen ist in Deutschland in normalen Zeiten der Bundesgrenzschutz (BGS) zuständig, der mit der Bundeswehr institutionell nicht viel zu tun hat; er ist auch dem Innenminister unterstellt und nicht dem Verteidigungsminister. Der BGS ist daher eher eine Polizeitruppe, die auch nicht über "schwere" Waffen verfügt. Würde also - was aber unwahrscheinlich ist - die BRD militärisch angegriffen, wären die BGS-Beamten vermutlich die ersten Opfer, da sie sich gar nicht angemessen wehren könnten.

Und ob die Bundeswehr beim kolportierten Zustand ihrer Ausrüstung überhaupt in einem passenden Zeitraum mobilisiert werden könnte, wage ich zu bezweifeln - aber das ist eine Spekulation, die ich lieber nicht in der Praxis erprobt sehen möchte ...

Immerhin sollen die Olivgrünen ja nun mit allerlei neuem Gerät - Militär-Airbus, Bewaffnung für den EuroFighter (die hatte Volker Rühe, unter dem dessen Anschaffung beschlossen wurde, nämlich 'vergessen'), neue, leichtere Panzer - ausgerüstet werden, doch hinter dieser Aufrüstung steckt gar nicht so sehr der Wunsch, eine bessere Verteidigungsbereitschaft zu erzielen, sondern vielmehr der Plan, die Bundeswehr zu einer weltweit einsatzfähigen Interventionsarmee - ich bevorzuge allerdings den Begriff Aggressionsarmee - umzustrukturieren.

Diese "Modernisierung" folgt der neuen Bundeswehr-Doktrin, nach der zu "deutschen Interessen" der gesicherte Zugriff auf "strategische Rohstoffe" zählt, was im Falle von Erdöl auch einem Krieg gegen den Konkurrenten USA im Nahen Osten bedeuten kann, auch wenn das heute noch unwahrscheinlich erscheinen mag. Die Weichen werden aber leider genau in diese Richtung gestellt.

Zitat:
Zitat von mhritter
Sowohl in Ö als auch in D leisten wir keinen Kriegsdienst !!! [..] Alles andere ist wohl Hetze, die nicht unbedingt sachlicher Natur ist.
Ich weiß nicht, ob das wirklich Hetze ist - aber ich gehöre im Zweifelsfall ja zu den Hetzern ;-) -, die Entwicklung der deutschen Militär- und Außenpolitik in den letzten Jahren jedenfalls läßt einige Fragen aufkommen. Und sei es auch nur die nach dem Sinn eines riesigen Militär-Airbusses, der, diente die Bundeswehr nur der Landesverteidigung, nie starten dürfte. Denn kaum wäre er in der Luft, müßte er praktisch schon wieder landen, um nicht ausländischen Luftraum zu verletzen - oder, um es anders zu formulieren: ausschließlich innerhalb der deutschen Landesgrenzen sind diese Flugzeuge mit ihren Kapazitäten gar nicht sinnvoll einsetzbar, in einem echten Verteidigungsfall wären sie völlig unbrauchbar.

Das mag nun ein spezielles deutsches Thema sein, souverän ist die BRD ja erst seit gut einem Jahrzehnt, aber schaut man sich an, wo deutsche Truppen heute überall stehen und auch wie selbstverständlich militärische Einsätze (oder die Drohung damit) zum Mittel der deutschen Außenpolitik wurden, dann scheint mir der Begriff Kriegsdienst durchaus nicht ganz falsch zu sein.

Und indirekt leisten ja auch heute schon Wehrdienstleistende dadurch Kriegsdienst, daß sie in der Tat auf den "Tag X" warten, während ihre noch freiwilligen Kameraden in aller Welt Dinge tun, die mit Landesverteidigung nicht mehr viel zu tun haben - die Wehrdienstleistenden sorgen für das Funktionieren der militärischen Infrastruktur, selbst wenn sie das gemütlich an der "Heimatfront" tun.

Zitat:
Zitat von mhritter
Wie wars 1968 beim Prager Frühling, oder 1956 in Ungarn? Da war jeder froh gut beschützt zu sein.
Nun ja, diejenigen, die Schutz nötig gehabt hätten - Ungarn und CSSR -, haben ihn bekanntlich nicht bekommen. Für das westliche Ausland bestand nie die Gefahr eines militärischen Überfalls. Die blutigen Militäraktionen lösten "nur" innere Konflikte im "Sowjetimperium".

MfG
tw_24