Einzelnen Beitrag anzeigen
11. September 2006, 19:36   #4
Ben-99
Ungültige E-Mail Angabe
 
Registriert seit: June 2003
Beiträge: 5.899
... ich hoffe, daß ich nicht als Spielverderber gelte, wenn ich diesen Thread zwischenndurch auch einmal dazu nutzen möchte, an einen anderen 11. September zu erinnern und zwar an den 11.9. des Jahres 1973. Damals half die CIA dabei, in Chile den Massenmörder Pinochet an die Macht zu bringen. An diesem Tag wurde der Regierungssitz des demokratisch gewählten Salvador Allende bombardiert und beschossen, der sich schließlich, um nicht in die Hände der Folter-Knechte zu fallen, erschoß.

Die USA mochten ihn nicht, weil er als links galt. Und so unterstützten sie halt einen gewissenlosen General, der in den Folgejahren ein riesiges KZ aus dem Land machte. Regimegegner wurden eingesperrt und gefoltert. Viele Bürger verschwanden spurlos. Andere wurden später in Massengräber gefunden.

Auch dieser "9-11-73" gehört zu den vielen Ereignissen, die dem "9-11-01" vorausgingen, von dem heute jeder spricht, aber die Menschen alles, was davor lag, gern verdrängen. Denn sonst hätte man vor 5 Jahren nicht so erstaunt und entsetzt reagiert, daß sich die Gegner der USA auch mal wehren könnten und daß zum ersten Mal in diesem "Krieg", den die USA vorher großmäulig ihren Feinden erklärt hatte, auch eine große Zahl amerikanischer Zivilisten getötet wurden. Denn so etwas kannten sie ja bis dahin nicht und fanden es anscheinend okay, daß Zivilisten immer nur ganz weit weg in anderen Ländern sterben.

Das ist zwar tragisch. Aber um die Millionen Zivilisten, die vorher durch die USA getötet worden sind, trauern wir ja auch nicht. Und ich bin nach wie vor der Meinung, daß die Unschuldigen, die zum Beispiel in Vietnam, Afghanistan und im Irak von Amerikanern abgeschlachtet worden sind, als Menschen genauso "wertvoll" waren wie die New Yorker Opfer des 11. Septembers 01.

Gerade an diesem Tag sollten wir auch mal an diese "namenlosen" Opfer der Militärmacht USA in aller Welt denken. Und auch daran, daß seit dem letzten Angriffskrieg gegen den Irak, durch den Bush das Land in ein blutiges Chaos gestürzt hat und dadurch die Welt noch unsicherer geworden ist, schon bald mehr junge amerikanische Soldaten krepiert sein werden als heute vor 5 Jahren in den Twin-Towers von Manhattan.

Gruß Ben

Zitat:
Am 11. September 1973 wird Präsident Salvador Allende um 6:20 Uhr durch das Telefon geweckt. Er erhält die Nachricht, die Flotte in Valparaíso, der größten Hafenstadt Chiles, habe sich gegen ihn erhoben und fordere seinen Rücktritt. Allende versucht sofort den Oberbefehlshaber der Streitkräfte General Augusto Pinochet zu erreichen - dieser meldet sich nicht. Allende begibt sich mit seinem Kabinett und einigen Freunden und Familienangehörigen in den Präsidentenpalast Moneda, darunter zwei seiner Töchter, sein Arzt, die Leibwache des Präsidenten und seine langjährige Geliebte. Nur der Verteidigungsminister Orlando Letelier ist nicht anwesend - er ist bereits von den Putschisten festgenommen worden.

Um 8:00 Uhr wird eine Erklärung der Putschisten, die sich als Militärregierung bezeichnen, im Radio verlesen. Erst hier gibt sich General Pinochet als Putschist zu erkennen. Wenige Minuten später erhält Allende einen Anruf der Putschisten - sie fordern seinen Rücktritt und würden ihm erlauben sofort außer Landes zu fliegen. Er lehnt dies entschlossen ab. Um 9:30 drohen die Putschisten mit der Bombardierung der Moneda. Allende fordert die Palastgarde und alle Unbewaffneten auf das Gebäude zu verlassen. Er selbst bleibt mit wenigen Getreuen zurück und bereitet sich auf seinen letzten Kampf vor.

Um 11:55 Uhr beginnt die Luftwaffe mit zwei Flugzeugen ihre Bombardierung des Präsidentenpalastes. Auch regierungsfreundliche Radiosender sowie einige Viertel der Hauptstadt, in denen mehrheitlich Aktivisten und Sympathisanten der Unidad Popular wohnen, sollen bombardiert worden sein. Erstes Opfer des Putsches wird einer der engsten Freunde des Präsidenten, der bekannte Journalist und Leiter des Fernsehsender Canal 7, Augusto Olivares ("El Perro"). Dieser nimmt sich im Erdgeschoss der Moneda mit einem Maschinengewehr das Leben. Mitten im Chaos ordnet Allende eine Schweigeminute für diesen an. Gegen 14:00 Uhr beginnt die Armee mit der Erstürmung des Palastes. Nach kurzem Gefecht ordnet Allende die Kapitulation an, nur er selbst bleibt im „Saal der Unabhängigkeit“ zurück und begeht Suizid. Als Zeuge wird der Arzt Patricio Guijón zitiert, der den Leichnam auffand. Allerdings glauben viele seiner Anhänger, Allende sei von eingedrungenen Soldaten erschossen worden, die dann einen Selbstmord gestellt hätten. Erst 1990, nach Ende der Militärdiktatur, scheint der Suizid des Präsidenten durch eine erneute Obduktion erwiesen zu sein, deren Ergebnisse im Einklang mit den Aussagen der Augenzeugen sowie des polizeilichen Untersuchungsberichts stehen.

Nachdem Pinochet die Macht ergriffen hatte, sagte U.S. Außenminister Henry Kissinger, dass die Vereinigten Staaten „es nicht getan haben“ (bezüglich des Putsches selbst), aber dass sie „die größtmöglichen Voraussetzungen geschaffen haben“. Kürzlich veröffentlichte Dokumente zeigen, dass die US-Regierung und die CIA den Sturz Allendes 1970 angestrebt haben (Project FUBELT). Eine direkte Beteiligung am Putsch von 1973 kann durch die bisher veröffentlichten Regierungsdokumente nicht bewiesen werden. Andererseits haben die USA im Zeitraum vor dem Putsch ihre Militärhilfe an Chile massiv gesteigert. Viele relevante Dokumente unterliegen aber immer noch der Geheimhaltung (U.S.-Intervention in Chile).

Salvador Allende - Wikipedia