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11. October 2005, 00:46   #1
Glühwürmchen
 
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Beiträge: 4.319
Der Schmetterling

Eines Tages beobachtete ein Mann einen Schmetterling, der versuchte, sich aus seinem Kokon zu befreien. Im Kokon war ein winziges Loch, und der Mann schaute dem Schmetterling Stunden um Stunden dabei zu, wie er sich abmühte, durch das Loch zu schlüpfen. Nach einer Weile hörte der Schmetterling auf, sich gegen das Loch zu pressen, offenbar zu erschöpft um weiterzumachen.

Der Mann empfand Mitleid mit dem kleinen Geschöpf und machte das Loch mit seinem Taschenmesser etwas größer, damit der Schmetterling hindurch konnte. Sofort zwängte sich der hindurch.

Doch sein Körper war aufgeschwollen, und seine Flügel waren noch nicht richtig geformt und verknittert. Der Mann beobachtete das winzige Geschöpf in der Annahme, seine Flügel würden wachsen, um seinen Körper tragen zu könne, und sein Körper würde auf die passende Größe schrumpfen. Doch nichts geschah. Der Schmetterling kroch sein Leben lang am Boden umher, mit einem missgestalteten Körper und unfertigen Flügeln. Er konnte nie fliegen.

Der weichherzige Mann hatte nicht begriffen, dass die Natur das winzige Loch im Kokon und den Kampf des Schmetterlings um seinen Weg nach draußen dafür vorgesehen hat, Flüssigkeit aus dem Körper des Schmetterlings in seine Flügel zu pressen. Dann hätte der Schmetterling, einmal aus seinem Kokon befreit, fliegen können.
Autor/in leider unbekannt

 
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