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2. September 2007, 13:49   #1
Ogino
 
Benutzerbild von Ogino
 
Registriert seit: January 2001
Beiträge: 1.996
Noch ein Jahr bis zur Olympiade in Peking

Nachdem man nun die pompösen 365 Tage-Countdown-Feiern für die Olympiade in China sehen durfte, ist die Freude auf dieses Spektakel groß.
Als der Zuschlag 2001 auf das Reich der Mitte fiel, waren die Versprechungen des Regimes in Peking sehr hoch und die Erwartungshaltung der restlichen Welt ebenfalls.
In der Tat, es hat sich eine Menge geändert.
Systemkritiker werden immer noch verfolgt, unterdrückt, mundtot gemacht oder gar eingesperrt, aber so geschickt, daß kaum noch etwas davon bekannt wird.
Die Zahl der Hinrichtungen ist konstant geblieben und liegt weltweit an der Spitze.
Allerdings haben die Hinrichtungskommandos jetzt schicke Uniformen westlicher Prägung an und das Abschlachten findet nicht mehr massenhaft in Stadien statt, sondern fein dosiert, ohne groß Aufsehen zu erregen.

Ein Paar Monate vor der Olympiade wird man das ganze dann einstellen aber natürlich gefälligst nachholen, wenn die Augen der Welt sich wieder vom Spektakel Olympiade abgewendet haben.
Über andere „kleine Unzulänglichkeiten“ in China schaut die Welt gefällig hinweg, oder beschränkt sich auf symbolische Phrasen, wie unlängst die Merkel wieder bewiesen hat.
China ist ein wirtschaftlicher Gigant und die Olympiade ein Milliarden-Geschäft und keine Nation wird es sich erlauben können, sich mit dem Regime offen anzulegen oder gar die Kritik zu deutlich werden zu lassen; alles immer schön im Rahmen, rein symbolisch den Finger heben, mehr nicht.

Umweltverschmutzung gigantischen Ausmaßes, staatlich tolerierte Produktpiraterie, zensierte Medien und Internet, Zwangsarbeiter-Lager, Handel mit den Organen Hingerichteter, Folterungen sowie Ausbeutung durch Hungerlöhne.
Trotzdem: China erhofft sich von der Veranstaltung auch eine Verbesserung seines politischen Ansehens in der Welt. Sie werden es bekommen, denn angesichts einer perfekten Olympiade ist die Welt blind, das war schon 1936 so.
 
2. September 2007, 19:41   #2
Sacki
Dummschwätzer
 
Benutzerbild von Sacki
 
Registriert seit: February 2005
Beiträge: 3.365
Zitat:
denn angesichts einer perfekten Olympiade ist die Welt blind, das war schon 1936 so.
Genau. Und 60 Jahre später wiederholte sich ähnliches in Atlanta/USA.
Wenn es danach ginge, müßte man die Olympiade völlig abschaffen.
Es gibt doch kein Land auf Welt, das nicht irgendwie Dreck am Stecken hätte.
 
3. September 2007, 17:20   #3
Ben-99
Ungültige E-Mail Angabe
 
Registriert seit: June 2003
Beiträge: 5.899
... wie sollte man denn das Problem lösen? Sollte man eine Art Tabelle erstellen, die den Grad der Abweichung aller Staaten auf der Welt von der Norm auflistet? Und wer definiert überhaupt, was ein "normales" ordentliches Land ist? Etwa wieder mal die Staaten des christlichen Europa und natürlich die USA, angeblich das Maß aller Dinge in Sachen Menschenrechte und Völkerverständigung? Das hätten wohl viele Heuchler gern, die stets mit dem Finger auf andere, angeblich "rückständige" Staaten zeigen, sich aber gern mit einem Kriegsverbrecher und Folter-KZ-Betreiber bei einem launigen Grill-Abend in MeckPom fotografieren lassen.

Mir geht diese einseitige China-Kritik, wie sie zur Zeit auch bei vielen nervigen Bloggern, die sich ihren Lesern als selbsternannte Rächer der Enterbten anbiedern, immer mehr auf die Eier. Denn China ist nun mal nicht irgendein Staat unter vielen, sondern der bevölkerungsreichste und möglicherweise bald auch schon mächtigste Staat der Welt - wenn Japan es zuläßt. Beides Länder, in denen es schon "Kultur" gab, als die Menschen in Europa noch wie halbe Tiere vegetierten, und erst recht lange bevor auch die USA nach Erfindung des Dosenöffners endlich zu einem Kultur-Land wurden.

Ja, wie hätten wir's denn gern? Sollte es künftig für jeden Kulturkreis eigene Olympische Spiele geben, damit alle Völker der Erde zufrieden sind? Ich freue mich dann schon auf die nächsten mit viel Pomp ausgerichteten Spiele in Saudi-Arabien, wo ein US-Präsident auf einem der Ehren-Plätze im Stadion sitzt, um gleichzeitig der Siegerehrung einer verschleierten Hammerwerferin zuzuschauen, während ein paar Meter weiter der unterlegene Weitspringer zur Strafe gleich an Ort und Stelle ausgepeitscht wird. Und wem die offiziellen muslimischen Olympischen Spiele nicht gefallen, kann ja wieder zu den christlichen zappen oder den Kanal einschalten, wo die Spiele der Sportler aus dem Reich der Mitte übertragen werden. Langweilig wird es sicher nicht werden.

Nur, frage ich mich: Was soll das? Seit wann dürfen nur europäisch geprägte Länder die Olympischen Spiele ausrichten - womöglich noch mit dem Segen der USA? Und was China betrifft: Es geht nicht darum, ob das Land schon jetzt "unseren" Standard erreicht hat, was Demokratie und Wahrung der Menschenrechte betrifft, sondern daß wir bitteschön zur Kenntnis nehmen, daß sich China schon seit Jahren kontinuierlich gegenüber dem Westen öffnet, was wir anerkennen und dabei auch Geduld zeigen sollten. Denn wie es im ach so "freien" und "demokratischen" Amerika noch vor gerade einmal 50 Jahren aussah, konnten wir ja alle zum Beispiel gestern in diesem Beitrag lesen:

1957: Rassenkonflikte in Little Rock, Arkansas

Also haben wir auch kein Recht, ein Land wie China zu verurteilen, nur weil uns der dortige Demokratisierungsprozeß, der sich unter sehr viel schwierigeren Bedingungen vollzieht, zu langsam vonstatten geht.

Gruß Ben
 
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