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19. October 2007, 00:29   #1
Akareyon
 
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Naomi Wolf - The End Of America

YouTube - Talk by Naomi Wolf - The End of America

Ich habe ein furchtbar wichtiges Video auf YouTube gefunden. Es ist ein Mitschnitt einer Lesung von Naomi Wolf (von letzter Woche!), die ihr Buch vorstellt, in dem es um die langsame Wandlung der USA in eine faschistische Diktatur geht und wie die Gründungsväter mit der "Bill Of Rights" genau dieses Szenario eines korporatistischen Staates zu vermeiden versuchten.

Sie bezieht sich mit Stalin, Goebbels, Hitler, Mussolini und Pinochet auf eindringliche Beispiele aus der Geschichte, um zu zeigen, daß jeder angehende Diktator 10 Schritte unternimmt, um eine Demokratie unter seine Kontrolle zu bringen - und zeigt, daß genau diese Schemata sich auch in der aktuellen US-amerikanischen Politik beobachten lassen.

Nun ist die Zahl 10 besonders willkürlich, und richtig neues erzählt sie in dieser Dreiviertelstunde auch nicht. Auffallend sind die Sachlichkeit und Pragmatik, mit der sie das Thema darlegt, konkrete Beispiele nennt (sogar einige aus eigener Anschauung), Entwicklungen und Tendenzen aufzeigt - und (obwohl ihre Eindringlichkeit durchaus etwas alarmierendes hat) die Abstinenz jeglichen Alarmismus oder spinnerter Verschwörungsszenarien.

Ausserdem liefert sie einen kompakten Überblick über die Mechanismen, die eine faschistische Diktatur überhaupt erst ermöglichen, und daß darüber in deutschen Schulen und in den Mainstream-Medien hierzulande kaum etwas gelehrt wird, hatte ich ja schon an anderer Stelle beklagt. Denn daß KZs und Männer in Totenkopfuniformen, vor denen ich als Schüler (und eine Generation mit mir) gewarnt wurde, 'ne blöde Idee sind, klingt durchaus einleuchtend, aber wenn die Krematorien erst rauchen, ist es zu spät - viel besser wäre es doch, die Zeichen der Zeit erkennen zu können und einzuschreiten, bevor eine ganze Nation sich des Völkermords und der Kriegstreiberei schuldig macht. Das macht den Clip für mich besonders wertvoll, und jeder, der englisch versteht, ist herzlich eingeladen, sich die Zeit für diese Rede zu nehmen, danke.

YouTube - Talk by Naomi Wolf - The End of America

PS: man könnte fragen, inwieweit uns das in .de überhaupt betrifft... es muß ja nicht heute sein, es geht um morgen und übermorgen. z.Z. treffen die meisten politisch-legislativen Errungenschaften der Staaten mit einer Verzögerung von fünf bis zehn Jahren, meist mit Umweg über das UK, in Deutschland an, von daher wäre es ganz gut, in einem erstarkenden und angehenden Nationalstaat Euroland die Augen offenzuhalten.
 
19. October 2007, 00:35   #2
Bandwurm
Erde, Wind & Feuer
 
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Ab welcher "Begeisterungsstufe" gibt es dann drei gleiche Links in einem Beitrag?
 
19. October 2007, 00:38   #3
Akareyon
 
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Beim Mitschnitt von meinem Aufruf zur Weltrevolution auf der Loveparade 2012.
 
19. October 2007, 13:00   #4
tw_24
 
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Die amerikanische Linke ist doch nur noch lächerlich, Naomi Wolf eingeschlossen, wenn sie ausgerechnet der Regierung George W. Bush vorwirft, in den Vereinigten Staaten eine Neuauflage des Faschismus zu etablieren, zugleich aber mit Islam-Faschisten sich verbrüdert und verschwestert - man konsumiere nur mal ein paar Ausgaben von The Nation -, die auch in den USA immer offener ihre Regeln den Bürgern aufzwingen wollen - man denke da etwa an Taxi-Fahrer, die sich weigern, Frauen zu transportieren oder nicht mehr ganz Nüchterne und Blinde mit ihren Hunden.

Und wo die Islamisten-Lobby CAIR solchen Taxi-Jihadisten beispringt, sind Linke wie Naomi Wolf regelmäßig nicht weit, um solche Bestrebungen zu unterstützen, weil es natürlich unheimlich intolerant und wohl auch islamophob ist, wenn Leute, die ohne ihren Blindenhund aufgeschmissen sind, vom cab driver erwarten, daß der sie befördert. Nicht sowas entsetzt Naomi Wolf, sondern eine Regierung, der selbst SPIEGEL online einen schleichenden Zerfall bescheinigt.

Ausgerechnet der immer einsamer werdende George W. Bush, meint nun also Naomi Wolf, die zuletzt vor sieben Jahren auf sich aufmerksam machte, als sie Al Gore Kleidung in Erdfarbtönen empfahl, installiere in den USA einen Faschismus; er läßt, so ist folgerichtig zu vermuten, jeden Anflug einer Opposition brutal niederknüppeln, Intellektuelle in KZs verschwinden und hat die gesamten Medien gleichgeschaltet - komisch nur, daß Seymour M. Hersh oder eben die Geistesgröße Naomi Wolf noch nicht in Kuba oder Venezuela um Asyl baten.

Immerhin, knapp wird die Zeit für George W. Bush, von dem sich, wie Noemie Emery neulich im Weekly Standard anmerkte, einige Anhänger wünschen, er und seine Regierung würden ihre "Fötal-Position" verlassen und endlich Kampfeswillen zeigen. Je näher der Wahltermin rückt, desto aufgeregter ruft die Linke: "Faschismus!" Cindy Sheehan kandidiert munter für den Kongreß, ein jettender Al Gore verpestet ungestraft beim Retten der Welt die Luft - wahrlich, das muß amerikanischer Faschismus sein. Oder eben: linker Wahnsinn.

MfG
tw_24
 
19. October 2007, 22:48   #5
Akareyon
 
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Man kann nicht sagen, mein geehrter Vorredner hätte seine Hausaufgaben nicht gemacht - freilich ist er zur Stelle, um an vorderster Front auch auf ideellen Nebenschauplätzen des Kulturkampfes zwischen der euro-amero-israelischen Front und den Ablegern des Islamo-Faschismus, wie dem Skats, Stellung für den "51. Staat der US of A" (Stern) zu beziehen und orgelt sofort eine ganze Batterie von Argumentationskrücken gegen eine Dissidentin des von ihm verehrten George W. Bush, der in der amerikanischen Verfassung nur ein "goddamn piece of paper", ein verdammtes Stück Papier, sieht und sich daher verbittet, damit vor seiner Nase herumzuwedeln.

Ich schreibe "Krücken", denn die ihm so geliebte Antisemitismus-Keule dürfte kaum die amerikanische Jüdin (oder jüdische Amerikanerin? Was ist "politically correct"?) Ms Wolf treffen; so müssen also islamistische Taxi-Fahrer herhalten, die in Amerika Blinden den Transportdienst verweigern sollen.

Allerdings weist sein rechter Flügel strategische Schwächen auf, wenn schon seine eigene Informationsquelle konstatiert, der bekannte Imam von St Paul, Hassan Mohamud, habe die Verweigerung von Blindenhunden eine "Misinterpretation des Islam" genannt.

Und auch im übrigen geht seine Kritik an Wolf meilenweit an der Sache vorbei, wenn er sie als Anti-Bushistin zu entlarven versucht, da sie explizit sowohl linke als auch rechte Entscheidungsträger verantwortlich macht für die Unterhöhlung des amerikanischen Pendants um Grundgesetz, was auch logisch ist, da ohne die Kollaboration von millionenspendengesegneten Demokraten und Republikanern in den vorangehenden Legislaturperioden diese Politik gar nicht erst möglich gewesen wäre; vielleicht kennt sie ja gar Noam Chomskys (zugegebenermassen etwas provokative) These, daß, würde man die Nürnberger Rechtsprechung anwenden, jeder US-Nachkriegspräsident hätte aufgeknüpft werden müssen.

Der fundamentale Lapsus dieser Diskussion könnte werden, sie als Links-Rechts-Konflikt zu verstehen, obwohl er das ausgewiesenermaßen nicht ist; wie sonst ließe sich die wachsende Zustimmung auch des linken Lagers für den - nicht nur in hiesigen Medien unterrepräsentierten - republikanischen Präsidentschaftskandidaten und Verfassungspatrioten Ron Paul erklären?

Offensichtlich ist die Sache so einfach nicht, wie tw_24 sie gerne hätte. Denn auf den Kern der Wolf'schen Argumentation einzugehen vermied er wohlweislich, obwohl gerade ihm als Sympathisant einer einstmals betroffenen Volksgruppe es ein besonderes Herzensanliegen sein sollte, in Zukunft die Zeichen für das Erwachen und Erstarken einer faschistisch und militaristisch orientierten Gesellschaft zu erkennen, die aufrechtzuerhalten nur durch Überwachung, Schikanen, Misstrauen, Furcht, Entmündigung, durch das öffentliche Verbrennen von Kulturerzeugnissen (früher Bücher, heute CDs), Expansionskriege und die Verfolgung politischer Gegner möglich ist.

Wenn man ihm keine maliziöse Bigotterie vorwerfen möchte, könnten allein irrationale, fremdgesteuerte und unbegründete Islamophobie und seine Fixierung auf alle Landesflaggen mit sechs Zacken eine halbwegs plausible Erklärung dafür liefern, daß er auf diesem Auge blind ist (oder spielt?); sonst müsste auch ihm mit den Jahren aufleuchten, daß es nicht darauf ankommt, wer wann warum gegen wen kämpft, sondern mit welchen Mitteln und welche Auswirkungen diese auf ein gedeihliches Miteinander aller Individuen und Völkerscharen dieses lustigen Planeten, den untertan uns zu machen seine Lieblingsgottheit unseren gemeinsamen Vorfahren und damit auch uns einst aufgetragen haben will.

Also nochmal zum Thema: vor circa sechzig Jahren wurden dem Weltgeschichtspublikum die Mittel vorgestellt, derer man sich bedienen muß, um ideologische Wahnvorstellungen, pathologische Auserkorenenphantasien und feuchte Vernichtungsträume auf ein ganzes Kollektiv zu übertragen und die Realität des irdischen Menschendaseins ein ganzes Stück trauriger und verabscheuungswürdiger aussehen zu lassen. Meine These nun lautet: erkennen wir diese Mittel in abgewandelter Form wieder (z.B. als MKUltra-Programm oder Kubark-Handbuch oder Shock-and-Awe-Doktrin oder PNAC-Komittee), sind wir moralisch in unserer gottgebenen Funktion als menschliche Wesen verpflichtet, ihrer Anwendung Einhalt zu gebieten, um zu vermeiden, daß wieder einmal in unserem Namen und dem unserer "Sicherheit" und "Freiheit" Menschen selektiert, gefoltert und getötet werden.

Es steht ausser Frage, daß Amerika nicht die einzige Nation der Welt ist (wenn auch die z.Z. militärisch schlagkräftigste und kulturell am besten wahrnehmbare, was ihren imperialen Ruf erklären könnte), die diese Mittel zur Zeit anwendet. Überall auf dem Erdenrund lassen sich die genannten Mechanismen in mehr oder weniger ausgeprägter Form wiedererkennen, sei es in Russland, China, Myanmar, Israel, Iran, ja, sogar im einig Euroland und in vielen weiteren Teilen der Welt ebenso.

Mein Versäumnis bestand darin, nicht klarzumachen, daß es mir mit diesem (auch noch irreführend bezeichneten) Thread nicht darum ging, Ami-Bashing zu betreiben, sondern daß das Video eine gewisse Allgemeingültigkeit hat in der systemischen Analyse einer Unfreiwerdung und Entdemokratisierung einer Nation. Daher lautet meine Frage, ich wollte sie erst im weiteren Verlaufe der Diskussion ausformulieren:

was kann und was muß getan werden, um diesem menschenverachtenden Treiben unserer, von uns durch Konsensus, Furcht oder Apathie mit den entsprechenden Machtbefugnissen ausgestatteten "Vertreter" ein Ende zu setzen

und (zweiter Teil der Frage)

welche Alternativen gibt es?
 
21. October 2007, 13:55   #6
tw_24
 
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Nun, dann verlassen wir eben die offenbar unwichtigen "Nebenschauplätze", zumal Taxi-Fahrer, die sich, wenn sie Blinden die Beförderung verweigern, auf den Islam berufen, ja nur Opfer einer Fehlinterpretation sind, die indes häufiger vorzukommen scheint als, nun ja, 'Richtigstellungen'. Ähnlich ist das mit besonders explosiven "Palästinensern", die in ihren Videos stolz, lang und breit erklären, daß es ihnen um den Dienst an Allah geht - es findet sich dennoch immer jemand, der etwas von Verzweiflung faselt, Gefängnis und wirtschaftlicher Not. Das eingemauerte West-Berlin hatte eine höhere Bevölkerungsdichte als Gaza, in die Zone flogen dennoch keine Kassams.

Der Vorredner meint erwähnen zu müssen, seine Heldin sei Jüdin, was ihm peinlich sein sollte, denn gerade dadurch macht er sie zur Alibi-Jüdin, scheint trotz gegenteiliger Ansage also doch nicht recht überzeugt von dem zu sein, was sie von sich gibt. Auch das natürlich ein "Nebenschauplatz", aber wenn es in der Hauptsache Defizite gibt, auf die noch zu kommen ist, erzählt man lieber etwas von einer ominösen "Antisemitismus-Keule", das hat in Deutschland Tradition. Die Blätter, ein ganz gewiß nicht empfehlenswertes Monatsmagazin, ließen es sich nicht nehmen, im Juli auf Naomi Wolfs grundlegenden Fehler hinzuweisen, nämlich "der gerade für deutsche Leserinnen und Leser irritierend weiten Verwendung des Faschismusbegriffs", um ihren schwachen Text dann aber doch zu drucken.

Redet Naomi Klein mithin von "Faschismus", bescheinigt ihr ein Verein, der sich "D. Red." nennt, weiß sie nicht, wovon sie spricht. Weil es aber in manchen Kreisen hip ist, in den USA Faschismus auszumachen, scheint man ihr dennoch zu glauben, auch wenn sie ihre Betrachtungen mit Thailand beginnt. Dort fand "ein Militärputsch statt. Die Putschisten gingen auf eine so systematische Weise vor, dass man den Eindruck bekommen konnte, sie arbeiteten dabei eine Liste ab. In gewissem Sinne taten sie das auch. Innerhalb weniger Tage wurde die Demokratie abgeschafft". Und eingeführt, was sie "Faschismus" nennt. Die USA sind indes, man glaubt es kaum, gar nicht Thailand, und ob dort nun Faschisten regieren, muß noch geklärt werden.

Die "Feministin" Naomi Klein, die lustigerweise auch als Abtreibungsgegnerin auf sich aufmerksam machte, bastelt folgend einen Masterplan zusammen, den George W. Bush, meint sie, abarbeitet. "So schwer vorstellbar es auch erscheinen mag - wer bereit ist, genau hinzusehen, wird feststellen, dass die Regierung der Vereinigten Staaten unter George W. Bush jeden dieser zehn Schritte bereits eingeleitet hat." Wie in der Wahrnehmung ihrer Gegner übrigens ungefähr jede US-Administration seit, sagen wir mal, 1944, schon 1935 erschien Sinclair Lewis' It can't happen here, eine Novelle, in der ein Buzz Windrip den George W. Bush zu geben scheint. Originell ist Naomi Wolf jedenfalls schon mal nicht.

"Erstens: Erschaffe einen furchteinflößenden Feind im In- und Ausland" - daran, daß am 11. September 2001 der Islam, vertreten durch Osama bin-Laden und ein paar Anhänger, dem Westen mit seinen Werten den Krieg erklärte, zweifeln nur verzweifelte Verschwörungstheoretiker. Diesen Feind mußte George W. Bush nicht erschaffen, und daß er alles andere ist als Einbildung, belegen zahlreiche Anschläge auch in EUropa, aber ebenfalls die schon erwähnten Taxi-Jihadisten oder jüngst ein bedauernswerter deutsch-iranischer National-Fußballer, der, um die Mullahs in Teheran nicht zu verärgern, sich weigerte, in Israel den Zionisten zu zeigen, was er kann, und, vermutlich, noch nie einen Tropfen Alkohol genoß.

George W. Bush schätzt den Islam. "Islam is Peace", orgelte er sogar, Naomi Wolf hingegen glaubt dies entdeckt zu haben: "Man sagte uns, wir befänden uns nun gewissermaßen im 'Kriegszustand', nämlich in einem 'globalen Krieg' gegen ein 'globales Kalifat', das vorhabe, 'die Zivilisation zu vernichten'." Es hat letzteres durchaus vor, doch gehört George W. Bush gerade nicht zu jenen, die diese Gefahr nicht nur sehen, "Islam is Peace" lautet sein Motto. Leider. Welchen "furchteinflößenden Feind" erschafft er also? Fidel Castro?

"Zweitens: Errichte ein System von Lagern". "Wenn alle richtig Angst haben, ist der nächste Schritt die Schaffung eines Gefängnissystems außerhalb der Rechtsstaatlichkeit (oder mit einer Formulierung Bushs, der das amerikanische Straflager in Guantánamo Bay in einem rechtlichen 'Vakuum' angesiedelt wissen wollte) - wo gefoltert wird." Gitmo ist ein denkbar schlechtes Beispiel. Wohl kaum ein Gefängnis wird häufiger vom Roten Kreuz und anderen visitiert als Gitmo, kürzlich wurde es sogar von Human Rights Watch nachgerade lobend erwähnt:
Zitat:
"Eine US-Bundesrichterin in Washington hat die Auslieferung eines Häftlings aus dem Gefangenenlager Guantanamo in dessen Heimatland Tunesien gestoppt, da ihm dort Folter droht. Der gestern bekannt gewordene Gerichtsentscheid gilt als juristischer Meilenstein bei der Behandlung der Insassen von Guantanamo. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sprach von einer wegweisenden Entscheidung."
"Faschismus" in den USA wegen Gitmo? Womit haben wir es dann erst mit dem Touristen-Hit Tunesien zu tun?

"Drittens: Bilde Schlägertrupps". Bushs Braunhemden marschierten, glaubt Naomi Wolf, schon auf, allerdings vor dem 11. September 2001: "Gruppen aufgebrachter junger Mitglieder der Republikanischen Partei, mit identischen Hemden und Hosen bekleidet, bedrohten während der Wahlen 2000 die Wählerinnen und Wähler in Florida." Mag sein. Jedenfalls wurde von ihnen nichts mehr gehört. Dafür aber laufen beispielsweise in London, und wahrlich nicht nur da, "Pinguine" herum mit Schildchen, die den "Real Holocaust" ankündigen. Und wer so frech ist, sich solchen "Demonstrationen" etwa mit der israelischen Fahne zu nähern, wird - in Deutschland, wo sonst? - nicht nur zusammengeschlagen, sondern gegen den wird auch noch ermittelt. "Islam is Peace", indeed.

"Viertens: Richte ein internes Überwachungssystem ein". Hierzu entdeckt Naomi Wolf die Zone und China, während sie aus den USA nur (inhaltlichen) Nonsense zu berichten weiß:
Zitat:
"Als James Risen und Eric Lichtblau 2005 und 2006 in der 'New York Times' über einen geheimen staatlichen Plan schrieben, in dem es darum ging, die Telefone der Bürger abzuhören, ihre E-Mails zu lesen und ihre internationalen Geldüberweisungen zu verfolgen, wurde auch normalen Amerikanern bewusst, dass auch sie ins prüfende Visier des Staates geraten konnten."
Und als es regnete, ging sogar dem letzten Hinterwälder auf, daß ein Regenschirm eine Daseinsberechtigung hat. In den Staaten sind Meldepflicht und Personalausweise unbekannt, sollten sie eingeführt werden, aber eben erst dann, wäre vielleicht über Faschismus zu reden.

"Fünftens: Schikaniere Bürgerinitiativen". USAid bezahlt "Palästinensern" Straßen, die die nach "Märtyrern" benennen. Deutlicher kann die Schikanierung von NGOs kaum sein.

"Sechstens: Verhafte und entlasse willkürlich". Gitmo ist, wie Human Rights Watch bestätigt, manchmal doch keine ganz schlechte Wahl, rechtlos sind die Insassen, wie gezeigt, auch nicht. Und all die, die dennoch 'verschwinden', tun dies ja doch noch besser in den USA als beispielsweise in Syrien. Da nämlich gibt es NGOs und muntere Medien, die derlei skandalisieren, während dort tatsächlich verschwindet, wer 'verschwindet'.

"Siebtens: Nehme Schlüsselpersonen ins Visier". "Beamten, Künstlern und Akademikern wird mit Jobverlust gedroht, wenn sie sich nicht linientreu verhalten." Naomi Wolf findet für diese These trotzt offensichtlich heftiger Bemühungen keinen Beleg. George W. Bush hat ihren Leitfaden, veröffentlich im Frühjahr, bisher offenbar noch nicht gelesen.

"Achtens: Kontrolliere die Presse". Hmmm, was sollte man dazu sprechen? FOX, HBO, NY Times, Washington Post, The Nation, Weekly Standard. Wer ausgerechnet in den USA eine "kontrollierte Presse" wittert, heißt Marcel Bartels und/oder ist irre.

"Neuntens: Dissidenz ist Landesverrat". "Stelle abweichende Meinungen als Verrat und Kritik als Spionage dar." Naomi Wolf erinnert an das Moskau der Stalin-Ära. Auch hier also scheint George W. Bush noch einiges nachholen zu müssen, belastbare Fakten, die gegen ihn sprechen, hat Naomi Wolf nicht zu bieten.

"Zehntens: Schaffe den Rechtsstaat ab". Wie schon in den Anmerkungen zu Gitmo dargelegt herrscht in den USA mehr Recht als ein überzeugter Faschist sich bieten lassen sollte. George W. Bush hat bald zwei Amtszeiten mit diesem Recht leben können. Daß er den Rechtsstaat abschaffen will, ist eine Imagination seiner Gegner.

(Naomi Wolf: Ein faschistisches Amerika, in zehn einfachen Schritten, in: Blätter für deutsche und internationale Politik 07/2007, S. 803-815)

MfG
tw_24
 
22. October 2007, 02:43   #7
Akareyon
 
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Örstens bringt mein geschätzter Diskussionspartner Naomi Klein und Naomi Wolf durcheinander. Das ist nicht weiter schlimm, solange er Naomi Campbell aus'm Spiel lässt. Scherz beiseite: Klein hat "Die Schockstrategie" geschrieben, Wolf "The End Of America". Über Klein können wir auch gerne reden, ich werde sie gleich sowieso in den Zeugenstand bitten!


Zweitens wage ich darauf hinzuweisen, daß einige seiner Aussagen ganz und gar widersprüchlich sind und in sich verkehrt. Hier (erster Punkt: Erschaffe einen furchteinflößenden Feind im In- und Ausland) sagt er,

"daran, daß am 11. September 2001 der Islam, vertreten durch Osama bin-Laden und ein paar Anhänger, dem Westen mit seinen Werten den Krieg erklärte, zweifeln nur verzweifelte Verschwörungstheoretiker", dort:

"George W. Bush schätzt den Islam. 'Islam is Peace'".

Was soll das heißen, der Islam erklärt dem Quasi-Führer des Westens den Krieg und der nennt den Islam dann "friedlich"?

Nein, der Westen führt bekanntlich den "War On Terror". Überall? Nein, ein kleines Dorf in seinem Herzen leistet erbitterten Wid-... fuck, zu spät, jetzt auch nicht mehr: unserer Heimat ist gefallen, das Schlagwort "Fritz der Islamist" noch nicht, oh Wunder.

Zu 2tens.: haha, ich weiß und bin nicht überrascht, war mir doch schon bei dem ersten Bildern aus Gitmo klar, daß irgendeine pazifistische Verschwörungskabbale mit bösartigen Verleumdungen einen Musterknast in der sonnigen Karibik zu einer Handvoll Konzentrationslager Marke Auschwitz machen wollte. Ich darf darauf aufmerksam machen, daß auch die Bilder aus Abu Ghuraib keine "Einzelfälle" darstellen, sondern System haben - und dieses wurde nachweislich geduldet und gefördert und vom Commander-In-Chief abgesegnet.

Das hat nichts mit dem Commander-In-Chief zu tun. Auch die BRD und andere fortschrittliche "West-Länder" haben sich nachweislich die Finger verbrannt - durch Überflug- und Landeerlaubnisse für Lufttransporte von Gefangenen und die Duldung von "Foltergefängnissen" überall auf der Welt.

Und dabei haben wir noch nicht über den Megadeal der Halliburton-Tochter KBR mit dem Heimatschutzministerium geredet, der den Bau von Hunderten von Gefängnissen mit jeweils bis zu 5000 Mann Fassungsvermögen absichert. Natürlich werden diese wirtschaftlich von privaten Sicherheitsfirmen betrieben werden, Stupid!

Weiter wurde gesagt: "Und als es regnete, ging sogar dem letzten Hinterwälder auf, daß ein Regenschirm eine Daseinsberechtigung hat." Und was machst er, wenn es stürmisch wird? Eine Kapuze reicht vollkommen. Aber okay, ist Geschmackssache. Sicher ist: man hat mit Regenschirm eine Hand weniger frei. Ich steh' drauf, mich bewegen zu können... in Geschäften und Zuhause muß man ihn zuklappen, das ist auch doof. Man vergisst ihn schonmal und man ist völlig hilflos, wenn einem einer einen Eimer reinen Wassers übern Kopf giesst. Wie jesacht, Kapuze felst total, oder 'n Hut. Käppi ist cool. Glatze ginge auch, sieht aber scheiße aus und man hat die Pisse im Nacken.

'"Fünftens: Schikaniere Bürgerinitiativen". USAid bezahlt 'Palästinensern' Straßen, die die nach "Märtyrern" benennen.' Aha! Da haben wir's: man kann diesen ganzen Organisationen nicht trauen, die führen nichts gutes im Schilde. Ständig sind sie unzufrieden mit dem Zustand der Welt und wollen daran was rumverbessern und dabei machen sie alles nur viel schlimmer. Ein Jammer. Würden wir effizient... aber lassen wir das.

Sechstens (Verhafte und entlasse willkürlich): "Gitmo ist manchmal doch keine ganz schlechte Wahl" - manomann, gut, daß dadrinnen keine Autobahn gebaut wurde. Aber genug der Vergleiche und des Aufwiegens, denn darum geht es doch auch gar nicht. Es geht um friedliche Demonstranden, die mit Gummigeschossen und Tränengas traktiert werden, um Studenten, die in ihrer Unibibliothek vom Sicherheitspersonal vor aller Augen mit Tazern traktiert werden - Einzelfälle? Und auch zum Thema "entlasse willkürlich" - was war das mit der zeitnahen Begnadigung des (im Falle Valerie Plame) des Verrats schuldigen Busenfreundes von GWB? Was ist mit der Begnadigunsfarce um Klar?

Siebtens: Nehme Schlüsselpersonen ins Visier: "Beamten, Künstlern und Akademikern wird mit Jobverlust gedroht, wenn sie sich nicht linientreu verhalten.' Naomi Wolf findet für diese These trotzt offensichtlich heftiger Bemühungen keinen Beleg." Das bedeutet nicht, daß keiner zu finden ist. Es kommt auch schonmal auf die Lesart an: Beispiel: Der Eva-Herman-Skandal. "Beamten, Künstlern und Akademikern" und dem Rest der Nation wurde klargemacht, was noch "linientreu" ist und was nicht. Die Reaktion des NDR ist, wie auch die anderen entrüsteten Aufschreie irgendwelcher Gutmenschenorganisationen aller Couleur, nichts anderes als eine unverhehlte Drohung des Systems/Establishments/der Gesellschaft/der Illuminaten (zustreffendes bitte streicheln) an jede Person des öffentlichen Lebens, sehr gut auf seine Worte zu achten, wobei auch das nicht immer hilft, immer häufiger werden sie einem sowieso im Munde herumgedreht. "An den Taten werdet ihr sie erkennen!"

Achtens: "Wer ausgerechnet in den USA eine 'kontrollierte Presse' wittert, heißt Marcel Bartels und/oder ist irre." Da ich nicht Marcel heisse und auch nicht Bartels, scheint sich tw_24 mit einem Irren zu unterhalten. Wer solche Hobbies hat, verpasst leicht die intervallmässig unter den Teppich gekehrten Skandalentscheidungen des FCC.

Neuntens: Neuntens: Dissidenz ist Landesverrat. "...belastbare Fakten, die gegen ihn [Bush] sprechen, hat Naomi Wolf nicht zu bieten." Wenn schon, reden wir immer von der selben Sache, nicht mal von Bush, dann von Amerika und dann wieder von der westlichen Welt. Zur Sache gilt das oben gesagte: es gibt Indizien, Motive, und die Aussagen der Angeklagten selbst. Wollen wir diesen Fall hier wirklich aufrollen?

Zehntens: Schaffe den Rechtsstaat ab. "Wie schon in den Anmerkungen zu Gitmo dargelegt herrscht in den USA mehr Recht als ein überzeugter Faschist sich bieten lassen sollte." Aha, mit anderen Worten: überzeugten Faschisten müssen wir erst noch beweisen, daß der Westen dem ganzen rückständigen Rest der Welt in Dingen Korruption, Menschenverachtung, Xenophobie, Wahnvorstellungen, Lebensverneinung und selbstzerstörerischer Politik in nichts nachstehen und immer noch den dicksten Haufen im Revier kacken?

"Daß er [GW Bush] den Rechtsstaat abschaffen will, ist eine Imagination seiner Gegner." Eine gewagte These. Daß überall, auch in der fortschrittlichen, westlichen Welt, die Wände dem gemeinen Menschen immer näher kommen, ist demzufolge wohl auch eine "Imagination". Und wenn es nur so ein Gefühl, so etwas intuitives ist? Kann man sich da nicht, wie mit einem guten Freund auch, zusammensetzen und klären, was Sache ist? In aller Offenheit sprechen und sagen: "Du, nimm die Krallen aus meinem Rücken!"?

Vielleicht kann man sich nicht für alle Volksseelen gleich gut einfühlen, man mag seine Sympathien haben. Aber verstehen kann ich die schon, das ist eigentlich eine stolze Nation mit einem Traum, "Land Of The Free", "We, the People" und all sowas - die wachsen mit geladener Waffe unterm Wiegenkopfkissen auf und dann soll das Waffenrecht verschärft werden? Die haben schon alle ihren Führerschein und eine Sozialversicherungsnummer und sollen sich dann auch noch mit einem Perso "taggen" lassen?

Aber wir kommen vom Thema ab.
 
22. October 2007, 06:01   #8
Ben-99
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Zitat:
Zitat von Akareyon

Es geht um friedliche Demonstranden, die mit Gummigeschossen und Tränengas traktiert werden, um Studenten, die in ihrer Unibibliothek vom Sicherheitspersonal vor aller Augen mit Tazern traktiert werden
... hier kann man sich das dazugehörige Video in voller Läge anschauen. Aber nicht vergessen, den Ton aufzudrehen, weil einer der sadistischen Polizisten offenbar Fan von Bob Marley ist, sonst würde er nicht immer "Get up, stand up!" schreien. Und immer daran denken, daß durch Elektroschocker (Taser) immer wieder Menschen sterben und schon viele schwer verletzt worden sind.

Wie Aka schon schrieb: Hier wird der Einsatz des derzeitigen Lieblingsfolterinstruments der Bullen in einer ganz normalen Uni-Bibliothek dokumentiert, nur weil ein unbewaffneter Student nicht aufstehen wollte. Man kann nur ahnen, wie es auf amerikanischen Polizeistationen oder in US-Gefängnissen zugeht, wenn die Handelnden sicher sein können, daß sie niemand dabei filmt.

Hier kann man sehen, wie der muslimische Studenten Mostafa Tabatabainedschad in einer Uni-Bibliothek in Los Angeles mißhandelt wird:

YouTube - UCLA Library Taser Incident on 11/14/06 around 11:30 P.M.

Weitere Informationen über Taser:

Elektroschockpistole - Wikipedia

Und die Homepage eines Herstellers:

TASER - Home

Gruß Ben
 
22. October 2007, 14:59   #9
Akareyon
 
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Wenn's nur das wäre...

http://uk.youtube.com/watch?v=qVdH1G0KQt4 - YouTube - Rubber bullets fired at L.A. protesters - YouTube - Miami Police Shot Protester, then laugh about it. - YouTube - Tacoma Police Riot Rubber Bullets Fired-- camera #1 - YouTube - The LA police riot - 5/1/07 - YouTube - 5-1-07 LAPD ASSAULTS MAY DAY DEMONSTRATORS - YouTube - Give Peace A Chance---Tacoma Police Riot - YouTube - Brutal police arrests NYC, RNC critical mass 2004

Dagenen war Heiligendamm ein riesiger Kindergeburtstags-Freiliuft-LARP mit Hubschraubern, Pferden und unfreiwilligen NPCs, und selbst hiermit wird nicht bewiesen, daß "Westland" allgemein unfähig scheint, mit Dissenz so souverän umzugehen, wie man es von einer idealeren Gesellschaft (von der wir alle mal geträumt und schon fast in einer solchen zu leben geglaubt haben) erwarten darf :-)

Ich bleibe bei meinem Standpunkt: irgendwas muss besser werden, sonst machen wir irgendwas kaputt, was nicht kaputtgehen sollte.
 
22. October 2007, 15:35   #10
Akareyon
 
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Und zu viertens: Netzwelt-Ticker: Schüler-Überwachung per Funkchip - Netzwelt - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - mit der Kameraüberwachung öffentlicher Räume haben wir uns schließlich schon abgefunden.
 
22. October 2007, 16:41   #11
tw_24
 
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Ich entdecke da immer wieder YouTube und nehme das als Beleg dafür, daß doch beinahe alles recht gut funktioniert, also nicht vergessen wird, wer zweifellos Übles erleiden muß(te), und nicht ungestraft davonkommt, wer Übles tut. Aus dem kubanischen Gefängnis Guantanamo, einem wahren Folterknast und Paradies für Folterer - weil sie ja nicht belangt werden -, sind solche Aufnahmen nicht bekannt. Wo mag da nun mehr Faschismus herrschen, wo haben jene weniger Repressionen zu fürchten, die eben solche anprangern?

MfG
tw_24

P.S.: Es düst, daher die kurze Antwort, der Autor gleich für zwei, drei Tage in die Staaten, möglicherweise wird er von den dort regierenden "Faschisten" oder ihren New Yorker Handlangern verhaftet, weil er mal FDJ-Mitglied war und sich Kommunist nennt ;-) ...
 
23. October 2007, 08:30   #12
Ben-99
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Zitat von tw_24

Der Vorredner meint erwähnen zu müssen, seine Heldin sei Jüdin, was ihm peinlich sein sollte, denn gerade dadurch macht er sie zur Alibi-Jüdin, scheint trotz gegenteiliger Ansage also doch nicht recht überzeugt von dem zu sein, was sie von sich gibt. Auch das natürlich ein "Nebenschauplatz", aber wenn es in der Hauptsache Defizite gibt, auf die noch zu kommen ist, erzählt man lieber etwas von einer ominösen "Antisemitismus-Keule", das hat in Deutschland Tradition.
... zu den "Alibi-Juden" gehört dann sicherlich für Dich auch der in Deutschland aufgewachsene renommierte französische Publizist Alfred Grosser, der im "Stern"-Interview sagt: "Israels Politik fördert Antisemitismus" und es wie folgt begründet, wobei er auch die Antisemitismus- bzw. "Auschwitz-Keule" nicht ausläßt:

Zitat:
Als Frankreich in Algerien folterte und Dörfer zerstörte, habe ich mit gleicher Vehemenz dagegen angekämpft, eben weil ich Franzose bin. Überhaupt, wenn Grundrechte verletzt und Menschen entwürdigt werden, dann ist es ein Grundelement unserer aller Ethik, dies anzuprangern. Solange Palästinenser an der Mauer gedemütigt werden, solange ein palästinensischer Staat unmöglich ist, weil die Siedlungen und die Straßen nur für Israelis sind, solange eine territoriale Kontinuität unmöglich ist, wird Israel nicht in Frieden leben. Auf Dauer kann man mit Gewalt allein nicht regieren. Wissen Sie, ich bin in Frankfurt als kleiner Junge verachtet worden, weil ich Jude war. Ich weiß also, wie sich das anfühlt. Und ich will deshalb nicht akzeptieren, dass Juden andere Menschen mit Verachtung behandeln.

(...)

Es ist nach wie vor so, dass sich Deutsche zu allem Möglichen kritisch äußern dürfen, aber nicht zu Israel. Menschenrechtsverletzungen anderswo anprangern - kein Problem! Mit Blick auf Israel aber kommt das nicht infrage. Ich finde das zutiefst schockierend. Ich finde im Gegenteil, dass ein junger Deutscher, der nichts zu tun hat mit der deutschen Vergangenheit - außer der Verantwortung, dass sich so etwas nie wiederholen darf -, dass ein solcher Deutscher überall dafür eintreten muss, wenn Grundrechte verletzt werden. (...) In diesem Punkt stehe ich hinter Martin Walsers Kritik an der Auschwitz-Keule. Ja, ich sehe diese Keule, die ständig gegen Deutsche geschwungen wird, falls sie etwas gegen Israel sagen. Tun sie es trotzdem, sagt die Keule sofort: "Ich schlage dich mit Auschwitz." Ich finde das unerträglich. Ich habe immer gegen Antisemitismus gekämpft. Und ich werde es immer tun! Aber Israelkritik per se mit Antisemitismus gleichzusetzen - das ist falsch und führt in die Irre.

(...)

Nach meiner Friedenspreisrede 1975, in der ich die Berufsverbote hart kritisiert habe, hieß es bei manchen Kritikern: "So sprechen auch die Kommunisten." Soll man auf das Wort verzichten, weil es von den Falschen ausgebeutet wird? Wenn Unrecht Unrecht ist, muss man es benennen. Und sagen, dass gerade Israels Politik den Antisemitismus fördert. Das sagen ja auch die israelischen Kritiker dieser Politik.

Alfred Grosser: 'Israels Politik fördert Antisemitismus'
Gruß Ben
 
25. October 2007, 16:40   #13
Akareyon
 
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Beiträge: 2.823
Zitat:
Zitat von tw_24 Beitrag anzeigen
Ich entdecke da immer wieder YouTube und nehme das als Beleg dafür, daß doch beinahe alles recht gut funktioniert, also nicht vergessen wird, wer zweifellos Übles erleiden muß(te), und nicht ungestraft davonkommt, wer Übles tut.
NOCH, das bleibt unbestritten, funktioniert BEINAHE alles recht gut. Dem aufmerksamen Leser meiner Zeilen mag nicht entgangen sein, daß nicht praktizierter Faschismus am westländischen Volkskörper diagnostiziert wurde, sondern Symptome einer schleichenden und wuchernden Unfreiwerdung der Bevölkerung sowie einer damit einhergehenden Militarisierung und Unterhöhlung der Rechtstaatlichkeit.

Es ist zu kurz gegriffen, unser 2007 mit dem Jahr 1932 zu vergleichen und dann zu bemerken, was wir doch alles für tolle Freiheiten haben im Vergleich zum Damals. Dennoch: man muß nichtmal besonders genau hinschauen, um zu erkennen, daß irgendetwas ganz furchtbar im Argen liegt, wenn die Medien zunehmend propagandistische Scheingefechte austragen und dabei wohlweislich vermeiden, Ereignisse des Tagesgeschehens im größeren Zusammenhang, d.h. als einander bedingendes Ursache-Wirkungsgeflecht darzustellen oder unliebsame Stimmen einfach ausblenden. Es braucht keinen "Überzensor", wenn Redakteure und Schreiberlinge aus Furcht vor ihrem eigenen Dissenz Selbstzensur üben. Und wir brauchen uns nicht zu wundern, weshalb auch im ach so meinungsfreien Internet mit Hinweis auf Kinderschänder und Terroristen andauernd Inhalte verschwinden oder ausgeblendet werden, mindestens aber ihre Urheber äußerste Vorsicht beim Einstellen walten lassen müssen.

Wer vermag da noch voller Überzeugung sagen, diese schleichende Gedankenkontrolle habe kein System?
 
26. October 2007, 11:22   #14
Akareyon
 
Registriert seit: November 2001
Beiträge: 2.823
...oder es sei vollkommen legitim, dem Terrorismus auch aus dem Inland den Kampf anzusagen, indem man in Gesetzestexten äußerst schwammige Definitionen für "gewalttätige Radikalisierung" anführt?
Zitat:
The term `violent radicalization' means the process of adopting or promoting an extremist belief system for the purpose of facilitating ideologically based violence to advance political, religious, or social change.

[...]

The Internet has aided in facilitating violent radicalization, ideologically based violence, and the homegrown terrorism process in the United States by providing access to broad and constant streams of terrorist-related propaganda to United States citizens.
Quelle: GovTrack: H.R. 1955: Text of Legislation

Kommentar: House Passes Thought Crime Prevention Bill
 
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